Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
hatte – die Soldaten teilten sie dort in Gruppen auf und schickten sie zu verschiedenen Eingängen –, verblasste ihre gute Laune. Es war ihr gelungen, zu Elant durchzudringen, was ihr zunächst wie ein großer Sieg erschienen war, doch jetzt begriff sie, dass es kaum mehr als eine Verzögerungstaktik war.
Hast du die Kolosse in meiner Armee gezählt, Vin?, fragte Ruin. Ich habe sie aus deinem Volk geschaffen. Ich habe Hunderttausende versammelt.
Vin konzentrierte sich auf die Ungeheuer und zählte sie sofort. Er sagte die Wahrheit.
Das ist die Streitmacht, die ich jederzeit gegen dich hätte führen können, sagte Ruin. Die meisten von ihnen haben sich in den Äußeren Dominien aufgehalten, aber ich habe sie hergebracht und auf Luthadel marschieren lassen. Wie oft muss ich es dir noch sagen, Vin? Du kannst nicht gewinnen. Du kannst niemals gewinnen. Ich habe nur mit dir gespielt.
Vin zog sich zurück und hörte nicht auf seine Lügen. Er hatte nicht mit ihr gespielt – er hatte die Geheimnisse aufdecken wollen, die Bewahr hinterlassen hatte, und vor allem das Geheimnis, das der Oberste Herrscher die ganze Zeit für sich bewahrt hatte. Dennoch war die Anzahl der Kämpfer, die Ruin aufgestellt hatte, beeindruckend. Die Menschen, die nun in die Höhlen kletterten, waren den Kolossen zahlenmäßig weitaus unterlegen. Mit einer solchen Streitmacht konnte Ruin sogar eine gut befestigte Stellung angreifen. Und nach Vins Zählung hatte Elant weniger als tausend Mann mit Kampfausbildung.
Außerdem waren da noch die Sonne und ihre zerstörerische Hitze, die Vernichtung der Welternte, die Verseuchung des Wassers
und die dicke Ascheschicht auf dem Land … Sogar die Lavaflüsse, denen sie Einhalt geboten hatte, setzten sich wieder in Bewegung, denn die Verstopfung der Ascheberge war nur eine zeitweilige Lösung gewesen – eine schlechte sogar. Da nun die Vulkane nicht mehr ausbrechen konnten, erschienen große Spalten im Boden, aus denen sich das Magma, das brennende Blut der Erde, ergoss.
Wir sind so weit abgeschlagen!, dachte Vin. Ruin hatte Jahrhunderte Zeit, all das zu planen. Selbst als wir glaubten, klug zu handeln, haben wir nur seinen eigenen Zielen geholfen. Was nützt es, mein Volk in den Schutz der Erde zu schicken, wenn es dort verhungert?
Sie wandte sich an Ruin, der um sich selbst trieb und wogte und dabei die Koloss-Armee beobachtete. Sie verspürte einen Hass, der schlecht zu ihrer neuen Macht zu passen schien. Dieser Hass machte sie krank, aber sie konnte ihn nicht unterdrücken.
Dieses Ding dort vor ihr … es würde alles vernichten, was sie kannte. Alles, was sie liebte. Es begriff nicht, was Liebe war. Es erschuf nur, damit es zerstören konnte. In diesem Augenblick widerrief sie ihre frühere Entscheidung. Sie würde Ruin nie wieder »er« nennen. Wenn sie diese Kreatur vermenschlichte, zollte sie ihm dadurch zu große Achtung.
Sie wartete, schäumte vor Wut und wusste nicht, was sie tun sollte. Also griff sie an.
Sie war sich nicht einmal sicher, wie sie es tat. Sie warf sich Ruin entgegen, zwang ihre Macht gegen die seine. Es kam zu einer Reibung zwischen ihnen, zu einem Zusammenprall der Energien, und es quälte ihren göttlichen Körper. Ruin schrie auf, und als sie sich mit Ruin vermischte, erhielt sie einen Einblick in seinen Geist.
Ruin war überrascht. Das Wesen hatte nicht erwartet, dass Bewahr es angreifen würde. Vins Tat roch zu sehr nach Vernichtung. Ruin wusste nicht, wie es darauf reagieren sollte, doch das
Ding warf seine Kräfte in einem Reflex gegen sie. Das Innerste der beiden prallte aufeinander und drohte sich aufzulösen. Schließlich zog sich Vin verwundet und abgeschmettert zurück.
Ihre Kräfte waren gleich gewaltig. Entgegengesetzt, aber gleichartig. Wie in der Allomantie.
Gegensatz, flüsterte Ruin. Gleichgewicht. Ich vermute, du wirst lernen, es zu hassen, auch wenn Bewahr das nie konnte.
»Das ist also der Körper eines Gottes?«, fragte Elant und rollte die Atiumperle auf seiner Handfläche hin und her. Dann hielt er sie gegen die, welche Yomen ihm gegeben hatte.
»Allerdings, Euer Majestät«, sagte Sazed. Der Terriser wirkte aufgeregt. Begriff er nicht, wie gefährlich ihre Lage war? Demoux’ Späher – diejenigen, die zurückgekehrt waren – berichteten, dass die Kolosse in wenigen Minuten hier sein würden. Elant hatte seine Truppen an den Eingängen zum Heimatland postiert, doch seine Hoffnung, die Kolosse wüssten möglicherweise nicht, wo sein
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