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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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sie hinuntergelangen, ihn überqueren? Die beiden Tiere kletterten die zerklüftete Wand hinunter, auf das Wasser zu. Er und Fanyi würden das ebenfalls schaffen können, nicht aber Rhin. Sie würden also westwärts laufen müssen, weiter hinaus in die Wüste, in der Hoffnung, einen leichteren Abstieg zu finden.
    Immerhin löste der Fluß eines ihrer Probleme: die beiden Tiere tauchten ihre Schnauzen ein; denn offenbar war es trinkbares, süßes Wasser.
    Sie folgten der Klippe, und bald schon erwies sich Sanders Hoffnung als richtig: die Felswände wurden niedriger, und der Fluß verbreiterte sich. Sie gingen um einige völlig verkrustete Formen herum, die Sander für Schiffe hielt, und stießen schließlich auf die Überreste einer Wand, die aus mächtigen Steinblöcken aufgetürmt war. Das konnte kein Werk der Natur sein, denn die Steinquader hatten regelmäßige Formen. Dahinter lagen andere Steine, die vielleicht den Beginn einer Straße markierten. Sie und zwei große umgestürzte Säulen waren über und über mit Krustentieren bedeckt, so daß sie sehr alt sein mußten. Vielleicht waren sie bereits alt gewesen, als die Frühere Zeit anbrach.
    „Alt – alt …“, staunte auch sie. „Vielleicht hat es schon früher eine Finstere Zeit gegeben, die die Welt verändert hat. Wenn wir nur wüßten …“ Eine Sehnsucht klang in ihrer Stimme, die auch Sander empfand.
    Sie wagten nicht, sich länger aufzuhalten, sondern gingen entschlossen auf den Fluß zu, dessen Lauf sich weit entfernt von der ehemaligen Küste, der sie gefolgt waren, ins Meer ergoß, das sie von hier aus bereits hören konnten.
    Die Dämmerung überraschte sie, und wieder lagerten sie an einem Ufer und hörten das Schlagen der Wellen. Auch hier gab es ausreichend Treibholz für ein Feuer. Und die Tiere, die dem Fluß gefolgt waren, kamen zurück und trugen jeder einen riesigen Fisch im Maul. Fanyi segnete den Fang.
    Während die Fische, aufgereiht an Stöcken, über dem Feuer brieten, lehnte sich Sander gegen einen ausgewaschenen Felsen und starrte über den Fluß. Es gab eine Strömung, das war offensichtlich. Aber er glaubte, da der Fluß hier um so vieles breiter und seichter war, würden sie bei Tage ohne große Mühe hinübergelangen können. Wenn sie seinem Lauf nach Westen folgten, würden sie Trinkwasser haben, so lange sie an seinem Ufer entlangzogen. Zwar hatten sie wegen des Flusses die von Fanyi bestimmte Route verlassen müssen, aber vielleicht würde das nicht allzuviel ausmachen.
    Fanyi legte Muschelschalen zu Mustern. „Es ist ein Wunder des Meeres, Sander-Schmied, daß keine einzige der anderen aufs Haar gleicht. Die Form ist vielleicht dieselbe, doch die Zeichnung – immer gibt es irgendwelche Unterschiede. Einige gibt es, die die Händler als Zahlungsmittel verwenden. Man kann für sie eine Länge Kupferdraht kaufen oder sogar einen Klumpen verrostetes Eisen, das noch einen gesunden Kern hat. Ich …“
    Was sie sagen wollte, würde Sander nie erfahren. Er beobachtete Rhin. Jetzt machte er eine rasche Bewegung mit der Hand und packte seinen Pfeilwerfer. Das Fell des Kojoten sträubte sich, er fletschte die Zähne und hatte die Augen zu Schlitzen verengt. Sander lauschte. Fanyi kauerte neben dem Feuer und hatte ihre Hände Kai und Kayi auf den Rücken gelegt. Auch diese beiden zischten leise.
    Jetzt hörten sie ein Platschen – vom entfernten Meer oder vom Fluß her? Sander konnte nicht eindeutig die Richtung angeben. Rhin knurrte wieder.
    „Eine Fackel!“ flüsterte er Fanyi zu.
    Sofort ergriff sie einen dicken Zweig und steckte ihn in die Glut. Als er Feuer gefangen hatte, schwang sie ihn hin und her, um ihn rascher anzufachen. Dann kroch sie, noch ehe Sander sie aufhalten konnte, auf die Spitze einer der Felsen und schwenkte die Fackel.
    Rasch sprang er auf und folgte ihr. Ein Pfeil lag schußbereit in seiner Waffe. Aus der Dunkelheit ertönte ein Quaken, und dann traf der Lichtschein eine dunkle Gestalt, die am Ufer des Flusses stand. Ihr Körper glänzte, als wäre sie eben dem Wasser entstiegen.
    Das Ding stand aufrecht wie ein Mensch, das heißt, es hatte sich auf seine Hinterbeine erhoben; sonst aber hatte es noch weniger menschliche Züge als die Waldmänner. Die farblose Haut hing faltig um den Körper, während die Gliedmaßen eher flach aussahen. Es hatte ein riesiges Maul, das offenstand, und über dem Maul glotzten enorme runde Augen. Um die Mitte trug es etwas, das aussah wie ein schuppiger Gurt. Dort

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