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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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des großen Hammers, den er gefunden hatte, und eine Rastlosigkeit überkam ihn, so daß er am liebsten aufgesprungen wäre, um fortzulaufen – fortzulaufen, um die Geheimnisse zu suchen, die irgendwo aufbewahrt waren, wie ihm Fanyi versicherte.
    Doch er mußte seine Gedanken bezähmen. Die Vorstellung von dem, was Fanyi suchte, war verschwommen. Und er durfte nicht auf das Glück zählen, bevor er ihm begegnete.
    Langsam verstaute Sander seine Werkzeuge und verschnürte den Sack. Es war Glück genug, daß sie diesen Abend noch am Leben waren.

Der Überfall der Froschmänner

    Zwei Tage lang zogen sie durch die Dünenlandschaft. Außer den Vögeln und den Muscheln und den Krabben, von denen sie sich ernährten, schien es kein Leben zu geben. Am westlichen Horizont verlief die dunkle Linie des Waldes. Dazwischen erstreckte sich eine kahle Ebene, auf der nur hier und da Büschel eines harten Grases wuchsen und bisweilen ein einsamer Busch, der von den Meeresstürmen in bizarre Formen verbogen war.
    Am dritten Morgen kamen sie in eine Gegend, die weit fremdartiger und noch verlassener war. Zudem zog sich das Meer nach Osten hin zurück, und als sie einen sanften Abhang hinunterliefen, fanden sie sich in einer Ebene, die einst Meeresboden gewesen war, nun aber trockenlag. Die Felsen trugen Girlanden aus längst abgestorbenen Muscheln, und andere Reste von Meerestieren lagen zwischen den ausgewaschenen Steinen halb im Erdboden vergraben.
    Sander wollte sich mehr westlich halten, weil er hoff te, so die Wüste umgehen zu können. Fanyi aber zögerte und betrachtete ihren Anhänger, dem sie offenbar unbedingt vertraute.
    „Was wir suchen, liegt dort.“ Sie zeigte nach vorn in die Wüste.
    „Wie weit entfernt?“ fragte Sander zurück, denn er hatte kein großes Verlangen, den vorgeschlagenen Pfad einzuschlagen, der sie nur in unwirtliches Land führen würde.
    „Das kann ich nicht sagen.“
    „Wir brauchen aber mehr Sicherheit. Dorthinaus zu gehen …“ Er schüttelte den Kopf. „Wir haben alle unsere Vorräte aufgebraucht. Und dort werden wir nicht einmal mehr Krabben oder Muscheln finden. Und selbst wenn wir unseren Wassersack heute morgen gefüllt haben – wie lange, glaubst du, werden wir damit auskommen?“
    „Und wenn wir uns nach Westen wenden – was glaubst du, wieviele zusätzliche Tage werden wir unterwegs sein?“ gab sie zurück.
    Er betrachtete das im Westen liegende Gebiet eingehender: die Dünenlandschaft, der sie bisher gefolgt waren, verengte sich und wurde von einer Klippe gesäumt, auf der Bäume wuchsen. Nein, nach ihrer schrecklichen Erfahrung würden sie nicht irgendwo hingehen, das auch nur entfernt an einen Wald erinnerte. Trotzdem brauchte er mehr Anhaltspunkte als Fanyis ungenaue Angaben, damit er sicher sein konnte, daß sie sich in der Meereswüste nicht verloren.
    Freilich, er konnte etwas Gras ausmachen und ein paar Büsche; also war der Landstrich nicht ganz so tot, wie es anfangs den Anschein gehabt hatte. Außerdem gab es Felsen, die ihnen als Wegmarkierungen dienen konnten, so daß keine Gefahr bestand, daß sie sich im Kreis bewegen würden.
    „Einen Tagesmarsch“, gab er nach. „Und wenn wir dann nichts gefunden haben, kehren wir um.“
    Das Mädchen schien seine Worte kaum verstanden zu haben, dennoch nickte sie. Sie ließ den Anhänger los und betrachtete die vor ihnen liegende Wüste, als könnte sie es nicht erwarten, sie zu betreten. Keinerlei böse Vorahnungen schienen ihren Eifer zu trüben.
    Rhin trottete zutraulich voran, aber die anderen beiden wichen zurück, gaben ihrem Mißfallen durch Zischlaute Ausdruck und ließen sich erst bewegen, den anderen zu folgen, als Fanyi ihnen gut zuredete. Das war deutlich: sie mochten das offene Land nicht, das sich vor ihnen ausbreitete.
    Eine Zeitlang war der Boden sandig und das Vorwärtskommen leicht. Doch dann gelangten sie an ein mit Steinen übersätes Feld, die vom Meer so rundgewaschen waren, daß der Fuß keinen festen Halt auf ihnen fand. Diese Meereswüste war nicht eben. Es gab Erhebungen und Mulden. In einer der Mulden stießen sie auf einen kleinen Tümpel, der von weißen Salzkrusten eingefaßt war.
    Weiter und weiter. Wenn Sander sich umwandte, konnte er bereits nicht mehr erkennen, woher sie gekommen waren. Sein Zweifel, ob sie klug gehandelt hatten, verstärkte sich.
    Ganz plötzlich war ihr Weg zu Ende: sie befanden sich auf dem Rand einer steil abfallenden Klippe. Tief unten rauschte ein Fluß. Wie sollten
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