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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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an, das sich im Wasser bewegte.
    Sander blieb erst stehen, als sie einige Felsen zwischen sich und das Ufer gebracht hatten und sich für den Moment sicher fühlten. Dann löste er den Pfeilwerfer aus dem Bündel auf Rhins Rücken und nahm ihm die Last ab, damit auch er bereit für einen Angriff war.
    Er stieg auf Rhins Rücken und von dort auf einen der Felsen. Flach ausgestreckt überblickte er den Weg, den sie gerade gekommen waren, und im hellen Morgenlicht konnte er genau erkennen, wie eine Reihe der Kreaturen aus dem Wasser stiegen, die derjenigen von letzter Nacht ähnelten. Es waren ungefähr zwölf, und sie unterschieden sich von dem ersten Exemplar um einiges, denn jeder trug um den Leib einen runden Schild, der vielleicht aus einer riesigen Muschelschale gefertigt war. Auch ihre Köpfe waren mit Panzern umgeben, und einzelne Platten waren um ihre Arme und Beine geschnürt. Offensichtlich hatten sie sich gerüstet und bewaffnet und kamen in kriegerischer Absicht.
    Sie trugen lange Speere mit gefährlich aussehenden Widerhaken, die so konstruiert waren – Sander, als Handwerker, fiel das sofort auf –, daß sie in der Wunde abbrachen. Ihr Quaken klang hohler – vielleicht wegen ihrer Helme –, aber sie quakten unaufhörlich im Chor, während sie vorwärtshüpften.
    Selbst wenn es sich bei ihnen um Wasserbewohner handelte, bewegten sie sich geschickt auf dem Land, denn sie zögerten keinen Moment. Die Tiere griffen sie nicht sofort an, wie sie es mit den Waldmenschen getan hatten. Sie umtänzelten die Kreaturen, hielten sich jedoch ständig außer Reichweite der Speere und wichen allmählich zurück.
    Sander zielte sorgfältig und schoß. Sein Pfeil traf, wurde jedoch teilweise vom Schild abgefangen, so daß er in der Muschelschale nahe der „Schulter“ steckte und die verwundbare Stelle zwischen Brustschild und Helm nicht traf.
    Trotzdem schien sein Angriff die Feinde erschreckt zu haben. Sie blieben stehen und drängten sich zusammen. Derjenige, auf den Sander gezielt hatte, zog und zerrte an dem Pfeil, bis er ihn endlich herausziehen konnte. Dann hielt er die Waffe hoch, als fände er sie sehr bemerkenswert. Das hohle Quaken schwoll an und klang erregt – oder sollte das nur Einbildung sein?
    Sander hatte bereits einen zweiten Pfeil eingelegt. Doch die Flußkreaturen boten so geringe ungeschützte Angriffsflächen, daß er nicht wagte zu schießen, bevor er nicht auf einen sicheren Treffer hoffen konnte. Fanyi, wieder angekleidet, streckte sich neben ihm aus und legte ihre Hand auf seine.
    „Laß mich den Werfer halten, während du dich anziehst“, drängte sie. „Die Sonne wird dich sonst schlimm verbrennen.“
    Sander spürte bereits die Wärme der Sonne. Aber ihr den Pfeilwerfer anvertrauen …
    „Geh!“ Sie gab ihm einen Stoß. „Ich habe derartige Waffen schon öfter benutzt.“ Ärger klang in ihrer Stimme.
    Sander war halb und halb überzeugt, daß sie die Wahrheit sprach, denn sie packte die Waffe, als wäre sie ihr tatsächlich vertraut. Also legte er ihr drei weitere Pfeile griffbereit hin und rutschte hastig hinunter, um seine Kleider zu suchen und anzuziehen.
    Als er wieder auf den Felsen geklettert war, bemerkte er, daß die Tiere sich bis zu der Felsbarriere zurückgezogen hatten, auf der er und das Mädchen lagen. Die Flußkreaturen aber hatten sich offenbar von ihrem Schrecken erholt und näherten sich entschlossen. Sie hüpften mehr als sie gingen und bewegten sich sehr rasch.
    Gerade als Sander sich neben Fanyi niederließ, schoß sie. Der Anführer der Wasserhorde ließ seinen Speer fallen. Mit einem lauten, entsetzten Quaken schlenkerte er seine „Hand“, ein Gebilde mit Schwimmhäuten an vier gleich langen Fingern. Der Pfeil hatte es durchschlagen und stand nun wie ein fünfter Finger ab.
    Wiederum drängten die Feinde sich zusammen, um die Wunde ihres Kameraden zu untersuchen. Sander bestürzte diese mangelnde Taktik: die Wassergeschöpfe befanden sich in Schußweite, aber sie interessierten sich nicht für die beiden auf dem Felsen, sondern für die Verletzungen ihrer Freunde. Es war verwirrend, aber die Kreaturen schienen mit diesen Gegenangriffen der Verfolgten überhaupt nicht zu rechnen. Oder vielleicht konnten sie mit einem Pfeil wenig anfangen, da sie selbst nur Speere gewohnt waren. Möglicherweise waren sie auch so dumm oder ihre Gedankengänge so verworren, daß sie diese Pfeile überhaupt nicht in Zusammenhang mit denen brachten, die sie verfolgten.
    Fanyi

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