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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Schmerzen in seinen Gliedern ihn noch quälten.
    „Die Baummänner …“ Er suchte nach Worten, um seine Befürchtungen auszusprechen.
    „Sie sind nicht zurückgekommen – warum, weiß ich nicht“, gab Fanyi zu. „Aber vielleicht haben sie Angst, Kai und Kayi gegenüberzutreten, nachdem sie ihre große Frau getötet haben. Trotzdem können sie uns nachjagen. Doch diesmal werden die Bepelzten uns rechtzeitig warnen.“
    „Wohin gehen wir?“
    „Hier ist ein Pfad“, entgegnete sie. „Er führt uns in die richtige Richtung – nach Osten. Ich denke, es ist ungefährlicher für uns, wenn wir versuchen, zum Meer zu gelangen, anstatt weiter in den Wald vorzudringen.“
    Er stimmte ihr zu.
    Fanyi hatte die ganze Zeit seinen Pfeilwerfer getragen. Jetzt gab sie ihn Sander zurück. „Das ist deine Waffe. Halte sie schußbereit. Wir wissen nicht, welche Rache diese Kreaturen aushecken.“
    Er nahm ihn bereitwillig entgegen: wenn die beiden Tiere sie tatsächlich vor einem erneuten Angriff mit den Netzen warnen konnten, dann würden sie zumindest eine Chance haben, denn die Baummenschen hatten keine Waffen außer den Keulen.
    Jetzt vermochte Sander bereits ohne Unterstützung Fanyis zu laufen. Sie ging daher mit Kayi etwas voraus. Das Männchen bildete den Abschluß. Unwillkürlich hatte Sander wieder begonnen zu lauschen.
    Das Pochen, das eher einer Vibration der Luft als einem Geräusch geglichen hatte, war verstummt. Auch der Wald war lautlos, so als gäbe es außer ihnen kein lebendes Wesen unter dem grünen Blätterdach. Da fing Sander von ganz fern und sehr schwach ein Bellen auf, das ihm bekannt war. Rhin!
    Aber wenn der Kojote ihren Spuren folgte, würde er vielleicht gleichfalls in die Baumfalle geraten! Und Sander hatte keine Möglichkeit, den Freund zu warnen. Oder doch?
    Der Schmied blieb stehen, holte tief Luft und stieß dann einen Schrei aus, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Pfiff hatte, mit dem er gewöhnlich seinen Begleiter herbeirief. Es war ein tiefes Heulen – der Kriegsruf der großen Bergkatze. Ob Rhin allerdings die Bedeutung erfassen würde, wußte er nicht.
    Die beiden Tiere knurrten ihn an, und Fanyi warf ihm einen überraschten Blick zu. Noch zweimal ahmte er das Geheul nach und glaubte, daß seine Verzweiflung ihm genau den richtigen Ton eingegeben hatte.
    „Rhin“, sagte er zur Erklärung. „Er darf nicht gefangen werden. Das ist der Schrei eines alten Feindes. Vielleicht erkennt er die Warnung.“
    Das Mädchen nickte und eilte weiter. Sander bemerkte, daß das, was sie als Pfad bezeichnet hatte, früher ebenfalls eine Straße gewesen sein mußte – nicht so breit wie die erste, aber Reste des Pflasters waren noch deutlich zu erkennen. Und die Steinblöcke auf der Lichtung – wenn er es genau bedachte, so waren sie eigentlich viel zu ebenmäßig geformt gewesen, um natürlichen Ursprungs zu sein. Vielleicht hatten Menschen sie aus bestimmten Gründen dorthin gesetzt.
    Erleichtert nahm Sander wahr, daß der Wald lichter wurde. Er hörte bereits ein leises murmelndes Geräusch, von dem er hoffte, daß es das Geräusch der Brandung war.
    Sie liefen rascher. Jetzt fühlte sich Sander wieder stark genug, seinen Sack zu tragen. Sah man dort nicht Steinblöcke durch das Unterholz schimmern? Waren das vielleicht wiederum Gebäude? Er wußte es nicht, und er wollte es auch nicht wissen – aus dem Wald herauszukommen, das war im Moment am wichtigsten.
    Die Bäume standen nicht mehr so dicht, dafür aber versperrte ihnen grasüberwuchertes Geröll den Weg, über das sie mühevoll klettern mußten. Und dann – strahlende Sonne, die schon tief am Horizont stand. Und das Meer! Sander blieb bewegungslos auf einem Steinblock stehen und sah sich um. Und dort durch den aufspritzenden Sand kam Rhin! Der Kojote schreckte die Vögel am Strand auf, die sich daraufhin laut kreischend in die Luft schwangen. Dann ertönte sein Bellen laut und klar.
    Sie zwängten sich durch einen dornigen Strauch und spürten das Knirschen des Sandes unter ihren Sohlen. Die frische Brise blies alle schrecklichen Erinnerungen an den unheimlichen Wald fort. Rhin beschnupperte Sander begeistert, plötzlich aber knurrte er: sicher hatte er den Geruch des Netzes oder der Waldmenschen wahrgenommen. Er spitzte die Ohren, blickte zum Wald zurück und grollte böse.
    „Nein, nein“, beruhigte ihn Sander übermütig. „Nicht jetzt, denn wir sind frei!“
    So wandten sie sich nach Norden, folgten jetzt aber der

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