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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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und krachend in die Tiefe poltern. Von nun an warf er des öfteren einen Blick nach oben, um die Wegstrecken zu vermeiden, die unter gefährlich aussehenden Überhängen hindurchführten.
    Schließlich machten sie Halt, weil sie vor Müdigkeit keinen Schritt mehr gehen konnten. Fanyi seufzte tief, als jeder Wasser und Fleisch zugeteilt bekam.
    Ihre Stiefel hatten sehr unter dem unwegsamen Geröllpfad gelitten. Daher band Sander sich und Fanyi die ungegerbten Felle mit der haarigen Seite nach innen um die Füße, damit auf diese Weise vielleicht der letzte Rest der Stiefel etwas geschont würde.
    Fanyi massierte sich ihre braunen Waden. „Noch nie bin ich auf solchen Wegen gelaufen“, sagte sie. „Diese Wagenspuren waren schon schlimm genug; aber dieses Auf und Ab ist noch entsetzlicher. Wie lange noch?“
    Er wußte es ebensowenig wie sie. Überall umgaben sie Felstrümmer und erstarrte Lavaströme. Einige Felsen erhoben sich berghoch und waren offenbar zur gleichen Zeit emporgestoßen worden, als die See auf das Land zuraste. Sander dankte dem Geschick, daß sie so weit hatten reisen können, ohne mehr erdulden zu müssen als Hautabschürfungen und zerschnittene Hände. Sie mußten unbedingt vor Einbruch der Nacht einen Unterschlupf finden. Denn selbst Fanyis wertvolle Lampe würde sie nicht durch dieses Felschaos führen können.
    Der See, der so riesig war, daß sie noch nicht einmal sein westliches Ende erreicht hatten, lockte ihn jedesmal, wenn er auf einen Felsen stieg, um den Pfad zu überblicken. Aber die Erfahrung der Weißen hatte ihn gewarnt: diesem Wasser nahe zu kommen, wäre reiner Wahnsinn. Sie mußten im zerklüfteten Land bleiben, wollten sie einigermaßen sicher sein.
    Kurz vor Sonnenuntergang gelangten sie an eine Stelle, die Sander geeignet schien. Zwei mächtige Platten waren von der Höhe heruntergeglitten und bildeten nun eine Art Wände, zwischen denen der Boden einigermaßen eben war. Ein Feuer zu entzünden wagten sie nicht, selbst wenn sie Holz gefunden hätten. Fanyi hatte ihre beiden Tiere gerufen und kuschelte sich zwischen deren warme Körper. Sander hatte Rhin.
    Die Tiere lagen still und zeigten keine Unruhe. Rasch aßen sie die Fleischstücke, die Sander austeilte, aber die Fischer waren so rasch satt, daß Sander vermutete, es sei ihnen sogar in dieser Einöde gelungen, Beute zu machen. Als die Nacht einbrach, schien keines der Tiere den Wunsch zu haben, das Lager zu verlassen. Sander lieh sich Fanyis Lampe, schirmte sie sorgfältig ab und ging hinunter zur westlichen Wand ihres Lagerplatzes. Dort schaltete er das Licht aus und blickte angestrengt nach Osten. Wenn die Weißen noch immer den Wagenspuren folgten, würden sie möglicherweise ein Lagerfeuer entzünden. Aber er entdeckte keine Anzeichen eines Feuers.
    Erst als er sich wieder nach Westen wandte, um sich den Rückweg zu ertasten, sah er einen Funken, der kein Stern sein konnte, sondern nur ein Feuer. Er war sicher, daß die Weißhäutigen sie im Lauf des Tages nicht überholt hatten, deshalb konnten es auch nicht sie sein, die dieses Leuchtsignal aufgestellt hatten. Aber es mußte ein Leuchtzeichen sein, weil es so hoch oben angesteckt war. Noch während er hinaufsah, begann das Licht langsam zu verlöschen und wieder aufzuleuchten.
    Ähnliches taten die Horden, wenn sie vor einer Gefahr warnen wollten, nur waren diese Blinkzeichen völlig anders im Rhythmus, als er es erlernt hatte. Sander drehte sich wieder nach Osten. Ja, er hatte richtig geraten! Dort antwortete ein zweites Lichtpünktchen von der Höhe. Die Weißen? Das bezweifelte er, denn die Männer, die am Morgen die Wasserwesen vertrieben hatten, benahmen sich wie Leute, die einen neuen, unbekannten Weg eingeschlagen hatten. Doch wer sonst sollte zwischen den zerklüfteten Felsen Zeichen austauschen?
    Händler? Das erschien wahrscheinlicher. Sander rief sich alles, was er je über ihre geheimen Plätze gehört hatte, ins Gedächtnis. Es war durchaus möglich, daß ihre Wachen auf den Felsen postiert waren, die sowohl die Weißen wie auch sie selbst beobachtet hatten. Ob wohl die Weißen für die Händler ebenso gefürchtete Feinde waren wie für die Horden aus dem Flachland? In diesem Augenblick hoffte er es inständig. Denn dann hätten er und Fanyi eine stärkere Position: ein gemeinsamer Feind konnte auch Fremde, die sich mißtrauisch und feindselig gegenüberstehen, zusammenführen.
    Das Licht im Osten blitzte noch einmal auf und erlosch. Und als er nach

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