Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
gefärbt waren, standen da neben einer Gruppe Pinien. Sander erschrak …
    Dort lag, was aussah wie ein Zwischending zwischen dem kleinen Dorf Padford und den Nomadenzelten der Horde: es gab einen Graben, der offenbar mit Wasser aus dem See gefüllt war, und jenseits des Grabens türmten sich hohe Erdwälle mit Baumstämmen gekrönt, deren Enden wie Palisaden zugespitzt waren. Er hatte noch nie zuvor eine so stark befestigte Mauer gesehen. Innerhalb der Mauern drängten sich Zeltwagen. Die waren um vieles größer als die, die die Horde benutzte. Die Zeltwagen bildeten einen Kreis, in dessen Mitte ein primitiver steinerner Turm stand, der die Zelte um das Doppelte überragte. Von den Feuerstellen vor jedem Zelt kräuselte sich Rauch. Menschen liefen hin und her, und es gab eine Menge Tiere, die von einem berittenen Mann gehütet wurden, der sie nun über eine Brücke aus der Umzäunung führte.
    Hunde! Das mußte demnach eine Festung der Händler sein. Im Unterschied zur Horde züchteten die Händler andere Tiere. Die Hunde waren verwandt mit Rhins Rasse, aber doch anders, denn sie konnten die Ohren nicht aufstellen. Und sie hatten keine einheitliche Färbung, sondern waren weiß und rotbraun gefleckt, so daß kein Tier dem andern völlig glich. Nur selten ritten die Händler, wenn sie unterwegs waren; sie verwendeten die Tiere, um ihre Lasten zu befördern. Allerdings hatte Sander noch nie so viele zusammen gesehen.
    Die Hunde umkreisten eine Herde von hirschähnlichen Tieren, die jedoch größer waren als die, die Sander zu jagen pflegte. Als sie das Dorf verlassen hatten, zerstreuten sich die Hunde, hüteten aber weiterhin die Herde, und trotteten, die Nase dicht am Boden, in verschiedene Richtungen davon, genau wie ein Kojote, der auf Beute aus war. Der Hirte, der den Hirschen folgte, ritt direkt auf den eingeschnittenen Pfad zu, auf dem sie sich befanden.
    Die Fischer, die sich zu beiden Seiten von Fanyi aufgebäumt hatten, begannen wütend zu zischeln. Im gleichen Moment legte sie jedem eine Hand auf den Kopf. Allein mit ihrem Willen, hielt sie sie zurück. Rhin beobachtete die Szene interessiert, knurrte aber nicht. Er kannte Händler und hatte sich oft mit den Hunden angefreundet.
    Plötzlich bellte der Hund, der den Reiter trug, und begann zu laufen.
    Hinter Sander ertönte eine scharfe Stimme: „Bleibt stehen! Oder wollt ihr, daß eure Kehlen zerfetzt werden, ihr Narren?“
    Der Ton sagte Sander deutlich, daß der Sprecher nicht spaßte. Er ließ seine Hände sichtbar herunterhängen; die Waffen steckten noch im Gürtel. Innerlich war er tief beschämt, daß er sich so leicht von einem versteckten Posten hatte überrumpeln lassen.
    Der Reiter kam rasch näher, denn der Hund lief, so schnell er konnte. Die Fischer knurrten böse, aber immer noch hatte Fanyi sie in der Gewalt. Rhin bellte, und der Hund antwortete mit einem tieferen Bellen.
    Sander hätte sich gerne umgesehen, aber er wußte, es wäre töricht, eine Bewegung zu machen.
    Der Reiter hielt vor ihnen an. Er trug Lederhosen und die Felljacke der Flachländer. Aber sein Gesicht war halb von einem schwarzen Bart bedeckt, und über das halblange Haar hatte er eine gelb-weiße Fellmütze gezogen. In der Hand trug er einen schußbereiten Pfeilwerfer, und sein Gesicht blickte keineswegs freundlich.
    „Wer seid ihr?“ fragte er und sah erst Sander, dann Fanyi an. Sander bemerkte, daß er unsichere Blicke auf die Fischer warf.
    „Ich bin Sander, Schmied. Und das ist Fanyi, Zauberpriesterin aus Padford …“ Sander gab sich selbstbewußt und hoffte, er würde den Bluff durchhalten können.
    „Ein Schmied und eine Zauberpriesterin“, gab der Reiter zurück. „Und warum reist ihr? Seid ihr die Vorboten irgendeiner Horde?“
    Seine Haltung war unübersehbar feindselig.
    „Du bist Jon von dem Roten Mantel“, sagte Fanyi. „Ich habe dich in Padford gesehen. Das war vor fünf Jahreszeiten.“
    Der feindliche Ausdruck auf dem Gesicht des Reiters verschwand nicht. „Ich war dort. Aber ein Händler zieht an viele Orte, während er reist. Und was will eine Zauberpriesterin aus Padford hier? Du bist von dem Großen Willen an dein Volk gebunden, dem du gehorchen mußt. Reisen denn die von Padford?“
    „Nein, sie reisen nicht. Die meisten sind tot, Händler Jon. Wie viele die ‚Seehaie’ mit sich genommen haben, weiß ich nicht.“
    Obgleich der Reiter immer noch den Pfeilwerfer in der Hand hielt, starrte er nun das Mädchen aufmerksam an.
    „Die

Weitere Kostenlose Bücher