Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
‚Seehaie’ also? Du sagst, sie haben Padford überfallen?“
    „Sie haben getötet, sie haben die Häuser angesteckt, sie haben alles mitgenommen“, wiederholte sie erregt.
    „Aber er …“ Der Reiter drehte sich ein wenig und zeigte auf Sander. „Dieser Schmied gehört nicht zu deinem Volk. Wie kam er, und warum kam er in dieses Land? Keiner aus den Horden möchte das flache Land verlassen, es sei denn, er hätte einen guten Grund.“
    „Ich hatte einen guten Grund“, entgegnete Sander. „Keine Horde hat zwei Schmiede. Deshalb komme ich, um mehr Wissen zu erlangen – mehr Wissen über Metall.“
    Der Reiter sah ihn wild an. „Du bist mutig, Schmied, zuzugeben, daß du gekommen bist, unsere Geheimnisse zu stehlen!“
    „Ich schere mich nicht darum, wo die Metalle gefunden werden“, antwortete Sander. „Mir bedeutet ihre Verarbeitung das meiste.“
    „Das würde jeder Mann behaupten“, erklärte der Reiter, „wenn man ihn an einem Ort gefaßt hat, den zu betreten er kein Recht hat.“
    „Demnach beanspruchst du dies alles für dich?“ fragte Fanyi und deutete auf das Land.
    „Was hier liegt, gehört uns nach dem Recht der Entdeckung. Du“ – er wandte sich an Sander, als wollte er sich auf keine weiteren Reden einlassen – „öffne deine Taschen, und laß mich sehen, was du gestohlen hast.“
    Sander hatte zwar keine Vorstellung, wie groß die Gruppe sein mochte, die hinter ihm stand, aber er wollte nicht länger den Schwächling spielen. Er wußte genug von Händlern, um zu erkennen, daß man bei ihnen nur auf einen grünen Zweig kam, wenn man sich ihnen entgegenstellte. Er verschränkte also die Arme über der Brust.
    „Du bist demnach der Anführer?“ fragte er. „Du bist aber nicht das Oberhaupt meiner Horde, nicht einmal ein Mann des Rates, es sei denn, du stellst dich mir so vor. Ich empfange keine Befehle – ich bin ein Schmied, ich kenne den Zauber der Metalle. Und so ein Mann läßt sich nicht ohne Grund herumkommandieren. Außerdem“, fügte er hinzu, „tritt man so keiner Zauberpriesterin gegenüber.“
    Der Mann gab einen Laut von sich, der vielleicht bedeuten konnte, daß er sich mächtig amüsierte.
    „Wenn sie eine Zauberpriesterin aus Padford ist, und wenn es Padford wegen der ‚Seehaie’ nicht mehr gibt, dann ist ihr Anspruch auf Zaubermacht nichts wert. Und was dich betrifft, Schmied“, er betonte die Anrede, „so mußt du mit mehr als nur Worten deinen Wert beweisen.“
    Die Fischer grollten, Rhin knurrte ebenfalls, und die Hunde entblößten grimmig ihre Fänge.
    „Haltet eure Tiere zurück“, befahl der Händler. „Sonst riskiert ihr, daß sie zerrissen werden. Und jetzt kommt, ganz langsam. Wir werden sehen, was die Planer von euch halten.“
    Fanyi warf Sander einen finsteren Blick zu, in dem er eine Warnung zu lesen glaubte. Die Fischer knurrten, doch gingen sie mit Fanyi auf die Stadt zu.
    Sander folgte ihnen. Was konnte er sonst tun? Hinter sich hörte er eine Bewegung und erkannte, daß seine Vorsicht berechtigt gewesen war: drei Reiter mit Hunden trotteten an ihm vorbei. Einige der Hunde kamen näher, als sie sich den ausgefahrenen Weg entlang der Zugbrücke näherten. Sie bellten und knurrten. Rhin und die Fischer entblößten ihre Lefzen und gaben ihre Drohungen zurück. Aber es kam zu keinem Angriff, denn die Männer riefen ihre Hunde mit rauhen Schreien zurück.
    Aus dem Dorf kamen ihnen Männer entgegen. Einer rief dem, der sie gefangen hatte zu: „He, Jon, was hast du denn da gefangen? Das sind keine Herdendiebe.“
    „Es sind Eindringlinge, wie immer sie auch aussehen mögen“, gab der Reiter zurück. „Aber wenn du mit den Horden Schläge tauschen möchtest, sie kommen ebenfalls. Sie sind bemerkt worden.“
    Vor der Brücke blieb Fanyi plötzlich stehen. „Händler, meine Freunde werden nicht hier hineingehen. Bring eure Planer hier heraus.“
    „Tote Tiere kann man sehr leicht transportieren …“
    Das Mädchen hob die Hände und schlug sie zusammen. Ihre Augen senkten sich in die des anderen. Er schien verzweifelte Anstrengungen zu unternehmen, einen Befehl zu erteilen, doch seine Lippen blieben verschlossen.
    „Ich habe gesprochen, und die Macht gehört mir, Jon von dem Roten Mantel – weiß ich nicht deinen richtigen Namen? Daher kann ich dir Befehle erteilen. Hole hierher einen Mann mit Autorität, damit wir zusammen sprechen.“
    Sander glaubte, der Mann kämpfte gegen den Willen des Mädchens an. Sein Gesicht war wütend, aber

Weitere Kostenlose Bücher