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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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trottete davon. Endlich ergab sich das große Männchen, beäugte Sander aber weiterhin mißtrauisch.
    Rhin folgte dicht hinter Sander und zwängte sich mit Mühe durch den Spalt in der Tür. Die Fischer bedrohten sie nicht mehr. Sie hatten sich beide umgedreht und liefen offenbar zufrieden durch die unverständlichen Anhäufungen von Glas und Metall, die das Zimmer füllten.
    Das Licht war gleißend und bereitete den angegriffenen Augen Sanders Schmerzen. Und der Raum lebte. Nicht wie er Leben kannte, sondern anders: Er war erfüllt von einer Energie, die Farben hervorrief, satte oder stumpfe Farben, die durch die Röhren und andere Teile der Anlage flossen. Auch war es warm und feucht hier, so daß er die Kapuze wieder abstreifte und die Jacke öffnete.
    Er wollte sich nicht aufhalten, um sich umzusehen. Das Spiel der Farben, die ganze fremde Atmosphäre dieses Ortes, stieß ihn ab. Wenn er erst Fanyi gefunden hatte, mußten sie fort von hier! Sein Körper zuckte, als berühre ihn eine unsichtbare Kraft.
    Aus dem Stirnband sprangen Funken. Es war warm geworden, aber er würde es nicht abnehmen. Zweimal bereits hatte ihn das Kalte Eisen gerettet, und er hielt daran fest, gerade jetzt, wo er sich in einer Umgebung befand, die er nicht begreifen konnte und die er nicht wagte, genauer zu erforschen.
    Die Fischer führten ihn geradewegs zu einem sehr kleinen Raum. Seine Wände waren durchsichtig. Drinnen saß Fanyi, die Hände um den Anhänger verkrampft.
    Ihre Augen waren weit geöffnet und schienen ihn anzustarren, aber Sander merkte, daß sie ihn nicht sah. Was sah sie? Einen Augenblick fröstelte ihn, obgleich es stickig heiß war. Empfindungen huschten über ihre Gesichtszüge. Angst, Schrecken, Ekel …
    Ihr Haar stand aufrecht, als wäre es mit Energie geladen. Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Oberlippe und ihrer Stirn und liefen ihr die Wangen hinunter, als weine sie unaufhörlich. Ihr Körper war völlig steif.
    Kayi richtete sich an der gläsernen Wand auf, doch kein Erkennen flackerte in Fanyis abwesenden Augen auf. Sie glich einem von einem Alptraum umfangenen Menschen, der sich nicht retten kann.
    Jetzt begann ihr Körper zu zucken. Ihr Mund öffnete sich, als wollte sie schreien. Sander aber konnte keinen Laut vernehmen. Er rannte und rüttelte an dem Balken, der etwa in Hüfthöhe an der Tür angebracht war, in der Hoffnung, es sei ein Riegel. Aber nichts bewegte sich. Es schien, als wäre sie hoffnungslos eingeschlossen. Er sah, wie ihre Augen in den Höhlen rollten und ihr Kopf vor und zurück fiel. Er suchte einen Pfeil, steckte ihn zwischen den Balken und die Tür und versuchte, sie aufzusprengen.
    Fanyis Körper zuckte in regelmäßigen Abständen, als könnte sie ihre Muskeln nicht mehr kontrollieren.
    Sander kämpfte mit der Tür. Der Pfeil zerbrach, doch zuvor hatte die Tür ein wenig nachgegeben. Er zog einen zweiten Pfeil heraus. Die Pfeilspitze fand Halt und widerstand dem Druck. Er stieß ihn tiefer hinein.
    Knackend gab der Riegel nach; Sander fühlte sich nach hinten geschleudert, aber die Tür war offen. Fanyi fiel. Sander sprang gerade noch zur rechten Zeit herbei, um ihren leblosen Körper aufzufangen und sanft auf den Boden gleiten zu lassen. Einen Augenblick durchzuckte ihn die Angst, sie sei tot. Doch dann spürte er den Puls in ihren dünnen braunen Armen.
    Er machte sich nicht die Mühe, aufzustehen, sondern kroch über den Boden, Fanyi hinter sich herschleppend. I n einer Ecke des Raumes, so weit es ging, von der teuflischen Anlage entfernt, suchte er zunächst Schutz. Er legte ihren Kopf auf seinen zusammengefalteten Mantel. Die Hände hatte sie immer noch um den Anhänger gekrampft, und er mußte ihr geduldig einen Finger nach dem anderen lösen. Er war überzeugt, dieser Anhänger hatte teilweise Schuld, daß sie in diese Gefahr geraten war.
    Sie atmete kurz und flach, und ihre Haut war feucht und kalt, trotz der Hitze im Raum. Die Fischer kamen. Kayi legte sich ihr zur Seite, als wollte sie das Mädchen mit ihrem Fell wärmen.
    Fanyi murmelte Unverständliches vor sich hin und warf den Kopf hin und her. Dann begann sie, deutlicher zu sprechen, aber Sander verstand die Worte nicht. Bisweilen hatte er den Eindruck, daß sie ihn entfernt an die Worte erinnerten, die die Stimme aus der Luft gesprochen hatte.
    Er zog seine Felljacke aus und legte sie über sie. Dann hielt er ihr den Kopf fest und flößte ihr ein wenig Wasser ein. Sie hustete, und plötzlich schlug sie die

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