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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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prüfte mit der eisernen Klaue, ob nicht ein unvermutetes Hin dernis ihnen den Weg versperrte. Seine Augen schmerzten, doch er hütete sich, sie mit seinen schmutzigen Fingern zu reiben. War diese Maschine, die er eben vernichtet hatte, die einzige, die es gab? Jetzt hatte er jedenfalls eine Waffe, vorausgesetzt, daß sich ihre Kraft beim letzten Kampf nicht erschöpft hatte. Denn er erinnerte sich an Fanyis Warnung: diese Werkzeuge und Waffen der Vergangenen Menschen waren nicht ewig zu gebrauchen.
    Sander nieste und hustete. Dämpfe, die durch die Vernichtung des klauenbewehrten Wachtpostens entstanden waren, peinigten seine Nase und seinen Schlund. Auch Rhin mußte niesen. Aber dann konnte Sander vor sich wieder die Lichtröhren erkennen, und sein Herz wurde leichter. Maxim hatte gesagt, daß das, was Fanyi suchte, gut geschützt sei. Ob diese Maschine eine von den Schutzvorkehrungen darstellte?
    Der Schmied befühlte vorsichtig den Arm und die Krallen. Es war eine fürchterliche Waffe. Was für Leute waren das gewesen, die Derartiges erdachten? Die Weißhäutigen und die „Seehaie“ töteten. Aber sie riskierten dabei ihr Leben. Diese Metallhand dagegen und die anderen Waffen, die Maxim so genüßlich aufgezählt hatte … Nicht nur der Staub und der Gestank quälten Sander. Abscheu überwältigte ihn, wenn er an die dachte, die sich diese Anlage hier ausgedacht hatten. Waren sie von Anfang an wahnsinnig? War Maxim bereits seit seiner Geburt so?
    Der Gang beschrieb unerwartet eine Biegung. Jetzt war die Luft ein wenig besser, obgleich die Lichter auch hier nur einen trüben Schein verbreiteten. Sander schlenkerte den Metallarm vor und zurück und lauschte aufmerksam, ob ihre Schritte irgendein Geräusch verursachten.
    Mit einemmal wurde ihm bewußt, daß eine Art Schlagen oder Vibrieren die verbrauchte Luft erfüllte. Wo hatte er dies nur schon einmal erlebt? Das Gefühl war ihm auf unbestimmte Art vertraut. Im Wald! Als sie von den Baummännern gefangen wurden!
    Hier allerdings gab es keine Bäume, und über ihren Köpfen war nichts weiter als die Decke.
    „Rhin?“ Er sprach den Namen laut aus, weil er ihm ein Gefühl der Verbundenheit mit einem anderen lebenden Wesen vermittelte.
    Der Kojote blieb ruhig, berührte nur Sanders Wange flüchtig mit seiner Schnauze. Das Gefühl drohender Gefahr teilte sich dem Mann mit, unmittelbarer als jemals zuvor. Immer noch gab der Kojote keinen Laut von sich. Sander spürte nicht einmal das Vibrieren seines Körpers, das er fühlte, wenn der Kojote ein lautloses Knurren tief in der Kehle ausstieß. Sander suchte nach dem geflochtenen Amulett und legte es Rhin wieder um den Hals.
    Weiter gingen sie, ständig unter dem Bewußtsein dieses rhythmischen Schlagens, das wie ein riesenhaftes Herz tönte. Der Schmied blinzelte, schließlich feuchtete er einen Lappen mit Wasser an und drückte ihn auf die geschlossenen Lider. Zweimal wiederholte er dies; dann konnte er klarer sehen und Einzelheiten erkennen.
    Jetzt bemerkte er auch eine Tür, die genau vor ihm lag. Sie war fest verschlossen, und es gab keine Anzeichen eines Riegels oder eines Knaufs, mit dem man sie hätte öffnen können. Nur in Augenhöhe befand sich ein Loch. Sander steckte den Finger hinein, um zu versuchen, die Tür zur Seite zu schieben. Aber sie gab nicht nach. Würde die Waffe Maxims ihnen den Weg frei machen?
    Es war riskant, andererseits konnte er nicht einfach umkehren …
    Fanyi war hier gewesen, wie hatte sie es bloß geschafft? Ob das Geschenk ihres Vaters sie an dem Wachtposten vorbeigeführt hatte? Sander fuhr mit den Fingern die Vertiefung in der Tür nach. Er konnte zwar nur raten, aber es schien ihm, als wäre sie gerade so groß, daß Fanyis Anhänger hineinpaßte.
    Da er nichts dergleichen besaß, betrachtete er seine Waffe zunächst einmal näher unter einer Lampe. Er hatte diesen Knopf gedrückt, um die Metallmaschine zu vernichten. Es gab aber noch vier andere Knöpfe. Um zu wissen, was sie bedeuteten, gab es nur eine Möglichkeit: ausprobieren. Er bedeutete Rhin, sich etwas zu entfernen, damit er nicht zu Schaden kam, falls Schlimmes geschehen würde. Dann setzte er die Mündung der Waffe direkt in den ausgesparten Raum in der Tür.
    Er drückte den ersten Knopf.
    Nichts geschah. Nichts, bis Rhin aufheulte, den Kopf auf den Boden legte und die Pfoten über die Ohren legte. Rasch ließ Sander den Knopf los. Hatte Maxim damit das Tier in seine Gewalt gebracht?
    Rhin schüttelte den Kopf und

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