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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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noch irgendeine Last. Doch sie wusste, dass die Orks sie, auch beladen, leicht überholen konnten. Deswegen muss ich das Letzte aus mir herausholen. Sie sind nur meinetwegen so langsam.
    Dar führte die Kolonne bis spät am Abend, als die Erschöpfung sie zum Halten zwang. Wie schon zuvor übernahm Nir-yat das Kommando. Nachdem sie die Nahrung ausgegeben hatte, kam sie zu Dar. »Wir sind weit gegangen, Muth Mauk. Du musst müde sein.«
    »Je weiter ich gehe, umso besser schlafe ich«, erwiderte Dar.
    »Sind wir bald da?«
    »Morgen noch nicht, aber übermorgen. Laut den Deetpahis, die ich studiert habe, lassen wir dieses Tal bald hinter uns und wenden uns nach Osten. Dort ist der Weg leichter.«
    »Es ist schwierig, wenn man nicht weiß, auf was man stößt«, sagte Nir-yat. »Dein Geruchssinn ist nicht besonders entwickelt, deswegen sage ich es dir: Ich habe Angst.«
    »Meine Furcht kannst du ja riechen«, sagte Dar. »Haben die Söhne auch Angst?«
    »Ja, alle.«
    »Sie sollten aber auch Hoffnung haben. Muth’la schickt keine grundlosen Visionen.«
    Dar aß schweigend ihre Grütze und brütete über die Zukunft nach. Als sie mit dem Essen fertig war, stand sie müde
auf. Kovok-mah tat es ihr gleich und begab sich zu seinem Unterstand. Als Dar sich zu ihm gesellte, saß er schon mit gekreuzten Beine auf seiner Fellschlafmatte. Der Unterstand war eng, doch eben das machte ihn auch gemütlich.
    Kovok-mahs Körperwärme hatte die Kälte schon reduziert. Dar kletterte auf seinen Schoß, den ein überzähliger Umhang bedeckte, und zog ihre Stiefel aus. Danach lehnte sie sich nicht mit dem Rücken an seine Brust, sondern kniete sich hin und schaute ihn an. Dann nahm sie seine Hand und legte sie auf ihr Kef.
    Mit dieser Geste gab eine Mutter auf schickliche Weise zu verstehen, dass sie bereit war, Liebe zu schenken. Doch es war Kovok-mah verboten, Dar zu lieben. Einen Moment lang rührte er sich nicht. Dar spürte seinen inneren Kampf. Dann widersetzte er sich, wie sie gehofft hatte, der Anordnung seiner Muthuri.
    »Dargu«, sagte er so leise und voller Liebe und Sehnsucht, dass sie eine Gänsehaut bekam.
    Ihre Lippen fanden sich in der Finsternis. Zuerst küsste Kovok-mah Dar so, wie sie es ihn gelehrt hatte. Dann küsste er ihren Hals, wie bei den Orks üblich, und seine Zunge glitt über ihre Haut. Dar legte ihre Kefe und das Washavoki-Hemd ab. Als Kovok-mahs Lippen ihren Busen suchten, witterte sogar sie den Geruch seines Atur.
    Die aufgestaute Leidenschaft ließ die Gefahren der Zukunft verblassen. Es schien nur eine Möglichkeit zu geben, das Glück zu finden, und Dar ergriff sie verzweifelt und hungrig. Sie zog die Kleider aus, die sie noch trug und streifte den Umhang über ihren nackten Leib. Kovok-mahs Hände und Lippen glitten so zärtlich wie früher unter ihr Gewand. Er packte ihre Hüften und hob sie leicht an, sodass seine Lippen nach unten wanderten, als sie sich aufrichtete.
Als sie auf seinen Schenkeln stand, erreichte Kovok-mahs Zunge ihren Mittelpunkt. Dar empfand einen Freudenschauer, der noch stärker wurde und sich dann langsam in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Ihr Umhang rutschte zu Boden, doch sie spürte keine Kälte. Jetzt spielte nur noch die Ekstase des Augenblicks eine Rolle. Als Kovok-mah sie zum Höhepunkt brachte, musste sie sich mit aller Gewalt zusammenreißen, um nicht aufzuschreien.
    Erschöpft und zufrieden sank Dar auf Kovok-mahs Schoß. Er hüllte sie in den Umhang ein und umarmte sie. So verharrte sie, bis ein Windzug über ihre Haut strich. Dann zog sie sich wieder an, und wie die Kälte begann auch die Zukunft wieder eine Rolle zu spielen.
    Das Glücksgefühl verblasste. Es war ein schöner Augenblick gewesen, doch nun war er vorbei.
     
    Auch am vierten Morgen nach der Flucht aus Taiben weckte Nir-yat die Gruppe beim ersten Lichtstrahl.
    Und wie üblich begutachtete sie ihre Schwester, die aus Kovok-mahs Unterstand kam. An diesem Morgen fielen ihr zwei Dinge auf: Dar roch nach Atur – der Duft war ziemlich schwer und berauschend –, und ihr Gesicht wirkte entspannt, doch melancholisch. Nir-yats Brustkorb barst beinahe bei diesem Anblick, denn dies erinnerte sie an den Tag, an dem Dar damit gerechnet hatte, Muth’las Trunk trinken zu müssen. Doch mit der Weisheit, die Schwestern oftmals zu eigen ist, nahm sie sich vor, keinen Kommentar abzugeben. Als sie Dar die aufgewärmte Grütze servierte, schloss sie sie in die Arme.
    Sie marschierten unter einem klaren Himmel los.

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