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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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»Auf ein Wort, Majestät.«
    »Was ist denn?«
    »Warum schicken wir keine Späher voraus? Orks sind schnell, besonders ohne Rüstung. Es bringt doch nichts, wenn wir blind marschieren.«
    »Das ist eine gute Idee.« Dar rief Auk-goth und Treen-pah zu sich, die ihrer Meinung nach die schnellsten Läufer waren. »Lasst eure Rüstungen von anderen tragen«, sagte sie. »Ich möchte, dass ihr vorausgeht und in Erfahrung bringt, was die Washavoki tun. Kämpft nicht mit ihnen und zeigt euch ihnen nicht. Auk-goth, geh zum Pass. Kennst du den Weg von hier zur Neuen Straße?«
    »Hai, wir sind ihn mit den Matriarchinnen gegangen.«
    »Gut«, sagte Dar. »Treen-pah, ich möchte, dass du zum Sitz der Yat gehst.«
    »Hai, Muth Mauk. Ich kenne den Weg.«
    »Kommt zurück und warnt mich, wenn ihr Gefahren seht. Wenn ihr keine seht, geht zum Familiensitz. Wir werden vor dem Tageslicht dort ankommen. Dann könnt ihr mir erzählen, was ihr gesehen habt.«
    Beide Mintari verbeugten sich. Kurz darauf brachen sie auf. Dar schaute ihnen hinterher, wie sie mit langen Schritten die verschneite Straße entlangrannten. Bald waren sie nur noch dunkle Pünktchen in der Ferne. Dar schaute Sevren an.
»Es wird uns eine Menge Angst nehmen, wenn wir wissen, was uns am Ende dieses Marsches erwartet.«
    »Du solltest zudem einen Sohn sechzig Schritte vor der Kolonne marschieren lassen. Söldner können auch in Stellung gehen, nachdem Späher sie passiert haben. Wenn jemand vor uns hergeht, könnte dies einem Hinterhalt vorbeugen. «
    »Das hört sich klug an.« Dar seufzte. »Ich weiß so wenig über Taktik.«
    »Man kann es ganz leicht lernen«, sagte Sevren. »Ich bedauere nur, dass man es überhaupt lernen muss.«
     
    Sie marschierten, bis es dunkel wurde, doch auch dann machten sie noch keine Pause. Irgendwann ließ Dar sie anhalten, um rasch eine Mahlzeit einzunehmen. Dann ging es weiter. Die Sterne glitzerten am nächtlichen Himmel. Als der Halbmond über den verschneiten Bergen aufging, erweckte er die Erinnerungen einer früheren Königin. Einen Moment lang war Dar die Muth Mauk einer viele Generationen zurückliegenden Vergangenheit. Sie kehrte von der Geburt einer Enkelin nach Hause zurück. Der Himmel und die Berge sahen aus wie in der damaligen Nacht, und nachdem Dar die Freude und Ehrfurcht der verstorbenen Königin nacherlebt hatte, fühlte sie sich wie ein Teil von etwas, das größer war als sie. Sie war nur eine Königin in einer langen Reihe. Die Reihe ist wichtig, dachte sie. Solange sie sich fortsetzt, behalte auch ich meinen Platz darin.
    Irgendwann nach Mitternacht schob sich eine Wolke heran und verdeckte die Sterne und den Mond. Die Nacht wurde noch finsterer und das Weiß auf den Bergen zu einem schmutzigen Grau. Dar sah die Orks nur noch als Schatten. Zahlreiche Schneeflöckchen streiften ihr Gesicht. Das Gestöber
machte das Gehen zu einer stumpfsinnigen Plackerei. Ein Schritt folgte dem anderen, während die Finsternis und der fallende Schnee die sie umgebende Landschaft undeutlich machten. Sie marschierten weiter und weiter. Dar dachte nun nicht mehr ans Ende des Weges. Als Zna-yat etwas über ein Tal sagte, drang das zuerst gar nicht zu ihrem von der Erschöpfung geplagten Geist durch. Dann stiegen sie eine steile Straße hinauf, die serpentinenartig zwischen Terrassenfeldern herführte. Schließlich dämmerte ihr, dass dies der Weg war, der zur Feste der Yat-Sippe führte. Sie schaute auf. Dort oben, auf dem höchsten Punkt, konnte man ihr Zuhause in Schnee gehüllt erkennen. Dunkle Fenster ließen es wie verlassen wirken. »Wir haben es geschafft«, sagte Dar, als könne sie es selbst nicht glauben.
    Die steile Straße vor dem Eingang der Feste war die letzte Prüfung ihrer Ausdauer. Trotz der Erschöpfung machten Befürchtungen sie wieder wach. Keiner der Späher war zurückgekehrt. Wenn das kein gutes Zeichen ist, muss eine Katastrophe passiert sein. Die unbeleuchtete Anlage erschien ihr plötzlich bedrohlich. Vielleicht warten im Inneren schon die Söldner auf uns. Ungeachtet dieses Gedankens näherte Dar sich dem Eingangstor.
    Endlich hatte sie es erreicht. Das Tor ging auf. Treen-pah stand vor ihr. Er verneigte sich. »Endlich bist du da, Muth Mauk.«
    »Hai. Gibt es Neuigkeiten?«
    »Es gibt keine. Ich habe keine Spur von Washavoki gesehen. «
    »Und was hat Auk-goth gesehen?«
    »Er ist noch nicht zurückgekehrt.«
    Sevren, der ihre Unterhaltung verfolgte, beugte sich zu Dar hinunter und sagte in der

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