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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Ermüdung. Sie hinterließ mehr und zudem blutige Fußabdrücke. Obgleich Spuren auf Trümmerhaufen schwerer zu erkennen waren, betrat Dar sie immer seltener. Zu rau für ihre zarten Füßchen, dachte Kol. Während die Aussicht näher rückte, sie endlich zu ergreifen, fand er immer mehr Spaß an der Jagd. Sie erinnerte ihn an die Vergnügungen, die er im Ork-Regiment genossen hatte, in dem den gebrandmarkten Frauen jeder Ausweg verwehrt gewesen war. So wie dir, Dar. Genau wie dir.
    Als er durch einen Torbogen trat und vor sich eine lange Reihe paariger Fußabdrücke sah, wusste er, dass die Jagd sich dem Ende näherte. Die Fährte führte in einen Kuppelbau hinein, aber nicht hinaus. Er bezweifelte, dass der einzeln errichtete Bau einen Hinterausgang hatte. Er folgte den Spuren zur Tür.
    Sie ist eindeutig da drin. Kol ging hinein. Eine Treppe führte nach unten. Helligkeit drang nur durch ein kleines Loch am Scheitelpunkt der Kuppel herein. Als seine Augen sich an die Düsternis gewöhnt hatten, schaute Kol sich um. Es gibt keine zweite Tür. Sie ist noch da. Zwar gab es hier kein Versteck, doch entlang der Mauern herrschte vollständige Finsternis. Bei dem Gedanken, dass nur Schatten Dar noch schützten, lächelte Kol. Nicht mehr lange. Gleich hab ich dich. Er stieg die Treppe hinunter, weidete sich am verhängnisvollen Klang seiner Schritte. Da fiel plötzlich hinter ihm die Tür zu.

     
    Dar schloss den Riegel und stapelte Steine vor der Tür auf; zwar war das Eichenholz der Tür dicker als eine Handbreite und hart wie Eisen, doch verlangte es sie nach dem Gefühl der Sicherheit, das ausschließlich Stein verlieh.
    Sie schleppte barfuß große Steinbrocken durch den Schnee und empfand dabei Genugtuung. Erst als sie einen beträchtlichen Haufen aufgetürmt hatte, kletterte sie auf die Kuppel und dort bis zur Deckenöffnung empor. In den dicken Steinen des uralten Gemäuers war noch vom Brand verbliebene Wärme zu spüren. Sie tat Dars zerschundenen Füßen gut.
    Der Innenraum des Kuppelbaus war pechschwarz. Dar konnte Kol nicht sehen, aber hören. Er hackte mit dem Schwert auf die Tür ein. Dar hörte die Klinge brechen und Kol etliche Verwünschungen ausstoßen. Sie wartete, bis er sich abgeregt hatte. »Es hat keinen Zweck, General Kol«, sagte sie und sprach den Rang mit spöttischer Betonung aus. »Du befindest dich an einer heiligen Stätte, an der die Weltmutter herrscht.«
    »Ich scheiß auf deine Weltmutter!«
    »Das ist eine ungebührliche Haltung. Die Kuppel ist da, damit du in die gehen kannst, und du musst über vieles nachdenken.«
    »Othar wird mich befreien.«
    »Ich glaube nicht. Du warst sein Werkzeug, sonst nichts. Er hat dich benutzt, so wie du das Schwert benutzt hast. Wer birgt eine zerbrochene, nutzlose Klinge?«
    »Noch bin ich nicht nutzlos.«
    »Du bist seit Jahren unnütz für die Welt.« Dars Blick fiel auf den Steindeckel der Deckenöffnung. Sie machte sich daran, die Öffnung zu verschließen. Der schwere Deckel ließ sich nur mit Mühe bewegen. »Denk an alle, denen du Unrechtes
angetan hast. Loral. Frey. Twea. An alle, die du auf den Dunklen Pfad geschickt hast.« Der Deckel hing fest, und Dar versuchte nun, ihn von der anderen Seite auf die Öffnung zu ziehen. »Die Dunkelheit wird dir helfen«, rief sie in das inzwischen teilweise verschlossene Loch, »deine Gedanken zu sammeln.«
    »Dar!«, schrie Kol. Ein Dolch sauste haarscharf an ihrem Kopf vorbei. Dar warf sich zur Seite, und die Klinge fiel wieder nach unten, glitt an der Kuppel entlang in den Innenhof. Durch Dars ruckartige Bewegung lockerte sich am Rand der Öffnung ein Stein. Vielleicht hatte der Brand den Mörtel zersetzt, oder eine andere Kraft wirkte sich aus. Wie es auch sein mochte, der Stein wackelte kurz, dann löste er sich aus dem Gefüge, stürzte ins Kuppelinnere und krachte auf den Fußboden. Ein zweiter Stein folgte. Aus ihrer Vision wusste Dar, was nun geschah: Das Loch vergrößerte sich, da aus der Einfassung immer mehr Steine hinabstürzten. Sie rutschte an der Seite der Kuppel abwärts und entfernte sich eilig aus der Nähe des Bauwerks. Dann drehte sie sich um und sah es einstürzen. Dem Donnergrollen, mit dem die Kuppel zusammenfiel, schloss sich eine unheimliche Stille an.
     
    Gorm schwitzte, als er den Inhalt des Kessels umrührte. Stinkender Dampf befeuchtete seine Ärmel und verbrühte seine Haut. Trotz der Beschwerden rührte er immerzu, als hinge sein Leben davon ab. Er hielt nur inne, um mit

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