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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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gestellt«, entgegnete Kol. »Du hast sehr wohl den richtigen Mann gefunden. «
    »Selbst wenn Dar nicht die neue Ork-Königin wäre, hätte
es einen Sinn, gegen die Orks in den Krieg zu ziehen. Ihr Land ist reif zur Eroberung. Im vergangenen Sommerfeldzug haben sie alle erfahrenen Kämpfer verloren. Ihre Wohnsitze sind unbefestigt, und es wird niemanden stören, wenn sie niedergemetzelt werden.«
    »Ich verstehe, was du meinst. Warum sollen wir Menschenblut vergießen, wenn Pissaugenblut genügt?«
    »Ja, warum?«
    Kol nahm noch einen Schluck aus dem Weinschlauch und hüllte sich zum Schutz gegen die Kälte in Decken.
    Er entspannte sich, weil er sich der bevorstehenden Herausforderung, wie sie im Einzelnen auch aussah, gewachsen fühlte. Er war Rücksichtslosigkeit gewohnt und empfand Othars Vorhaben zwar als hoch gegriffen, aber durchaus nicht als vermessen.
     
    Am nächsten Morgen setzten die beiden Männer den Ritt nach Taiben fort.
    Gorm legte eine gemächliche Gangart vor und unterrichtete Kol unterwegs über alles, was sich zwischenzeitlich in der Hauptstadt ereignet hatte.
    Vieles war Kol neu. Nach dem Aufstand der Orks war er von weiteren Nachrichten abgeschnitten worden. Nach dem Ende der Flucht war seine Wunde schon entzündet gewesen. Danach waren ihm nur verworrene Gerüchte zu Ohren gekommen. Darum bedeuteten manche Angaben Gorms für ihn eine Überraschung. So hatte er weder gewusst, dass der Vertreter der Königin tot war, noch erfahren, dass Königin Girta sich jetzt eine Ork-Leibwache hielt.
    Kol war sicher, dass manche der Neuigkeiten auf übernatürliche Weise erlangt worden waren; zum Beispiel wusste
Gorm, dass Dar die Vergiftung überlebt hatte, obwohl es von den Orks keinerlei Nachrichten gab.
    Die Reisenden verbrachten die Nacht in einem Gasthof, in dem sie ihre Gespräche auf Oberflächlichkeiten beschränkten. Gorm weihte Kol erst in die Situation bei Hofe ein, als sie wieder auf der Landstraße waren.
    »Der Königliche Haushofmeister ist unser Mann, er kennt sich dort in jeder Beziehung aus. Aber beachte, dass Königin Girta ihm misstraut. Als sein Freund betrachtet zu werden, müsste dir schaden. Kennst du General Voltar?«
    »Ja, er gehört zur Infanterie.«
    »Als Gegenleistung für gewisse Gefälligkeiten wird er dich zu seinem Adjutanten ernennen. Du wirst zum Tolum befördert.«
    »Tolums führen kein Heer ins Feld«, sagte Kol.
    »Dann sieh zu, dass du kein Tolum bleibst. Gewinne die Gunst der Königin.«
    »Du redest daher, als wäre dergleichen ganz leicht. Ich bin ihr noch nie begegnet.«
    »Du bist nur deshalb noch am Leben, weil wir dich für nützlich halten«, stellte Gorm klar und verlieh seiner Stimme einen bedrohlichen Tonfall.
    Kol lachte ihm ins Gesicht. »Und wenn ich mich nicht bewähre, erwartet mich der Tod? Spar dir deine Drohungen für Memmen auf. Vor dieser Gefahr steht ein Soldat vor jeder Schlacht. Glaubst du, der Tod durch Zauberei ist schlimmer als durch einen Pfeil in der Kehle?«
    »Es freut mich, dass du weißt, worum es geht.«
    »Ich habe es immer gewusst«, antwortete Kol. »Also lass uns offen miteinander reden und alles mehrdeutige Gefasel für den Hof reservieren. Zuerst muss ich wieder ganz gesund werden. Ich darf nicht für einen Schwächling gehalten
werden. Während ich genese, sammle für mich Erkenntnisse. Wenn ich mich ans Werk mache, will ich meine Gegenspieler kennen.«
    Gorm lächelte. Anscheinend gefiel ihm Kols Kühnheit.
    »Ich gehe als Diener eines Grafen an den Hof. So bin ich nahezu unsichtbar.«
    Kol grinste. »Aber nicht blind. Jede Frau hat eine Schwäche. Ich muss über Königin Girtas Schwäche Bescheid wissen. «
     
    Dars Kefe trafen pünktlich ein, aber sie veranstaltete am Abend dieses Tages kein Fest. Der Andrang so vieler Erinnerungen früherer Königinnen drohte ihren Verstand zu verwirren. Die Häufigkeit ihres Auftretens nahm zu, bis sie Dars Bewusstsein wie eine Flut überschwemmten. Manche bestanden bloß aus flüchtigen Eindrücken, einem Namen und einem Gesicht, einem vor langer Zeit stattgefundenen Vorfall oder dem Bild einer Örtlichkeit, die sie nie aufgesucht hatte.
    Andere Erinnerungen glichen eher Wahnvorstellungen. Sie machten Dar benommen und verwirrten sie. Die Mehrzahl war angenehmer Natur, nur wenige stellten sich als scheußlich oder traurig heraus.
    Während der gesamten Zeit der Heimsuchung blieb Nir-yat an Dars Seite und holte sie, sobald erforderlich, in die Gegenwart zurück. Nach und nach

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