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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Errungenschaften scheitern, wenn nicht Dar selbst mit ihr verhandelt, von Königin zu Königin. «
    »Weißt du Neues über Dar?«
    »Nichts«, antwortete Sevren mit traurigem Blick. »Ich befürchte das Schlimmste.«
    »Sie ist der Grund, warum du Orkisch lernen wolltest.«
    »Gewiss, aber da war sie noch keine Königin. Damals dachte ich noch, ich könnte ihre Zuneigung erringen.«
    »Aber auch als deine Hoffnung sich zerschlagen hat, bist du zum Unterricht erschienen. Wieso?«
    »Da jetzt Orks im Palast weilen, hielt ich es für sinnvoll, mich mit ihnen verständigen zu können.« Sevren lächelte. »Zudem schätze ich deine Gesellschaft, Thamus. Der Königshof ist ein Natternnest. Es tut gut, sich mit einem ehrlichen Menschen zu unterhalten.«
    »Shashav, Sevren. Gu fwilak ma pahi ta tha.« Danke, Sevren. Auch ich spreche gerne mit dir.
    Als Sevren Thamus’ Haus verließ, war es vollends dunkel geworden, sodass er auf dem Rückweg zum Palast zur Sicherheit
das blanke Schwert in der Faust hielt. Einmal hörte er verstohlene Schritte, doch sie entfernten sich von ihm.
    Auch die wachsende Gefährlichkeit der Straßen und Gassen galten Sevren als Anzeichen einer Entwicklung zum Schlechteren. Irgendetwas lag in der Luft, das ihm Unbehagen einflösste, doch benennen können hätte er es nicht. Er hatte gehofft, der Tod Kregants und seines Zauberers würde zusammen mit dem Friedensvertrag zu besseren Zeiten führen. Doch nun murrten die Menschen, und die aberwitzigsten Gerüchte gingen um. Es hatte den Anschein, als sei Dars Opfer vergebens gewesen.
    Thamus’ Beteuerung, für die Orks stünde Pflichttreue an erster Stelle, hätte Sevren eine Beruhigung sein müssen; dennoch empfand er nach dem Gespräch keine geringere Besorgnis. Königin Girtas Ork-Leibwache bildete ihren wirksamsten Schutz gegen jede Palastrebellion; und doch fand sie sich mit ihr nicht zurecht. Eine von Ratten bedrängte Frau sollte nicht die Katze scheuen. Aber genauso verhielt sich Königin Girta, und Sevren hatte die Befürchtung, dass ihre Feinde daraus Nutzen zogen. Alles geht den Bach runter, dachte Sevren. Ich sollte das Weite suchen.
    Doch er wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Seine Geldbörse war noch viel zu leer, um den Kaufpreis für ein Gehöft zu entrichten, aber er verspürte keinerlei Lust, Söldner in Luvein zu werden. In Wahrheit klammerte er sich nach wie vor an die Hoffnung, Dar könnte noch am Leben sein. Sein Wunschtraum, sich mit ihr in Averen niederzulassen, lag in Scherben, wie auf den Steinboden gefallenes Sandeis. Aber die Erinnerung band ihn an Taiben, bis er über Dars Schicksal Bescheid wusste.

16

    TROTZ IHRER äußerlichen Entschlossenheit sorgte sich Dar, dass Nir-yat recht haben und es närrisch sein könnte, Kovok-mah in ihr Hanmuthi zu berufen. Sie wusste, dass sie nicht mal als Königin den Willen seiner Muthuri brechen konnte. Sie konnte zwar erreichen, dass er ihr als Mintari diente, doch die Segnung einer etwaigen Verbindung war ausschließlich das Vorrecht seiner Muthuri.
    Vielleicht durfte er sie ohne ihre Erlaubnis nicht mal anfassen. Wahrscheinlich durfte er es auf allgemeine Weise, überlegte sie, aber Zärtlichkeiten galten bestimmt als grobe Verfehlung. Warum also mich quälen? Dar kannte eine einfache Antwort. Sie litt ohnehin schon Qualen.
    Dar war der Überzeugung, es Kovok-mah zu verdanken, dass sie Urkzimmuthi hatte werden können. Schon bei ihrer ersten Begegnung war ihr aufgefallen, dass er sich anders benahm: Er hatte ihr die orkische Sprache beigebracht, ihre Wunden behandelt und sie vor Washavoki-Söldnern beschützt. Als sie die Orks zur Fahnenflucht angestiftet hatte, war er ihr gefolgt. Er hatte gesagt, sie verleihe ihm ein Gefühl
der Sicherheit. Und später, in den Ruinen Tarathanks, hatte er ihr Liebe geschenkt. Diese Liebe hatte es Dar ermöglicht, sich wirklich als Urkzimmuthi zu fühlen – stärker als die Krone und sogar die Wiedergeburt, denn die Liebe war beiden vorangegangen.
    Keine Washavoki hat je eine Liebe erlebt wie ich.
    Doch Kovok-mahs Liebe wurde ihr verweigert, weil seine Muthuri Enkelinnen haben wollte. Dar wusste, dass Enkelinnen Kath-mahs Ansehen mehr erhöhten, als wenn ihr Sohn eine Königin heiratete. Sie war der Meinung, dass eine Muthuri mehr Rücksicht auf das Glück ihres Sohns nehmen sollte. Aber Kath-mah dachte nicht daran, und sie selbst konnte kaum etwas dagegen tun. Letzten Endes stand sie immer vor ein und demselben Dilemma: Sie konnte Kovok-mah

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