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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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einer Tischglocke. Diener fanden sich ein, um den Tisch abzuräumen und die Weinbecher nachzufüllen. Kol fragte sich, welchen Preis sie wohl dafür zahlen mussten, Othar ohne Maske zu sehen.
    Othar ergriff das Wort und unterbrach Kols Überlegungen.
    »Vor dem Abendessen habe ich einen Krieg gegen die Orks erwähnt. Wegen dieser Unternehmung seid ihr hier. Wenn ihr mich anschaut, wisst ihr, warum ich ihre Königin hasse. Mein Zustand ist ihr Werk. Nur Krieg kann meinen Rachedurst stillen.« Sein Blick schweifte durchs Zimmer. »Es liegt an euch, meinen Wunsch zu erfüllen. Tolum Kol hat die schwierigste Aufgabe. Er muss eine Frau zur Vernunft bringen.«
    Zu dieser Bemerkung rang sich General Voltar ein Lächeln ab.
    Othar schmunzelte, ehe er seine Ausführungen fortsetzte. »Ihr wisst von dem Vertrag zwischen unserer Königin und den Pissaugen. Sie stellen ihr eine Leibwache, und im Gegenzug brauchen sie nicht mehr gegen unsere Feinde zu kämpfen. Durch diesen Vertrag ändert sich alles. Ohne Pissaugen-Regimenter wird jeder Krieg für uns verlustreich und unwägbar. Zweifelt nicht an meinen Worten, denn Friede bedeutet aufgelöste Regimenter und einen verarmten Königshof. Wenn die Pissaugen nicht mehr für uns plündern wollen, plündern wir eben die Pissaugen aus. Unser einziges Hindernis ist der Vertrag. Tolum Kol hat Königin Girta umzustimmen und den Vertrag zu Fall zu bringen.«

    »Wie könnte er das schaffen?«, fragte Voltar. »Königin Girta hat kein Rückgrat.«
    »Es ist mein Vorsatz, ihr eins zu geben«, sagte Kol.
    »Man kann ein Mutterschaf nicht in eine Wölfin verwandeln«, meinte der General.
    »Dann versuche ich es mit anderen Mitteln und Methoden«, beteuerte Kol. »Ich tue alles, solang es nur zum Krieg führt.«
    »Eure Pflicht ist es, ihm in jeder erforderlichen Weise behilflich zu sein«, sagte Othar. »Merkt es euch gut und richtet euch danach. Sonst erleidet ihr das gleiche Schicksal wie dieses Mädchen.« Er raunte der Frau mit dem geistesabwesenden Gesicht neben ihm etwas zu. Sie schrie und stürzte auf den Fußboden. Unaufhörlich kreischte sie, während sie sich wand und mit den Fingernägeln das Gesicht zerkratzte.
    Die Selbstverstümmelung zog sich in die Länge. Lokung und Balten wurde übel, und sogar Voltar erbleichte. Endlich starb die Frau, nachdem sie sich die Kehle zerfleischt hatte.
    Kol dachte sich, dass ein Pfeil durch den Hals wohl doch ein leichterer Tod wäre.
    Othar wirkte befriedigt. »Gorm wird euch eure Aufträge erteilen. Erledigt sie, und wir brauchen uns nicht wiederzusehen. Balten, läute die Glocke.«
    Balten gehorchte. Zwei Männer mit ausdruckslosen Gesichtern kamen herein, hoben Othars Lehnstuhl an und trugen ihn hinaus. Anschließend kehrte einer zurück und schaffte den Leichnam der Frau fort.
    Nachdem auch dies getan war, lächelte Gorm und blickte in die Runde. »Mein Meister schätzt das Eindrucksvolle. Wie Tolum Kol zu sagen pflegt: Abschreckung sorgt für Zucht und Ordnung.«

15

    DANK IHRES GESPRÄCHS mit Meera-yat wusste Dar, dass eine neue Königin mehr Verpflichtungen hatte, als nur Feste zu veranstalten. Eine der wichtigsten Aufgaben war es, ungesegnete Söhne als Mintari zu gewinnen. Nicht nur würden sie ihr für die Dauer ihrer Herrschaft zuverlässig zu Diensten sein; der Ruf nach Anwärtern bedeutete für die Matriarchinnen auch die Einberufung einer Ratsversammlung.
    Dar sah eine schwierige Zusammenkunft voraus. Falls Muth-yat ihre Tauglichkeit zum Herrschen öffentlich infrage stellte, dann bestimmt bei dieser Gelegenheit. Das Anfordern der Söhne hinauszuschieben, hätte auch die Ratssitzung aufgeschoben, doch darin erblickte Dar keinen Vorteil. Also beschloss sie, die Auseinandersetzung mit den Matriarchinnen hinter sich zu bringen.
    Beim Abendessen mit Nir-yat kam sie auf die Frage der Mintari zu sprechen. Sie wiederholte, was Meera-yat dargelegt hatte. »Kannst du dem etwas hinzufügen?«, fragte sie anschließend.
    »Wenig«, antwortete Nir-yat. »Außer dass du dir bei der
Auswahl Zeit lassen solltest. Es war ein kluger Hinweis Meera-yats, keinem Sohn in den Nacken zu beißen, wenn du ihn nicht wirklich als Mintari haben willst. Manchmal überlegt eine Große Mutter sich eine derartige Entscheidung über Jahre hinweg. Vergiss nie, dass deine Mintari wie deine Kinder sind, nur dass sie als Gesegnete auch noch in deinem Hanmuthi leben.«
    Nun verstand Dar, warum das Hanmuthi der Königin eine solche Größe hatte. »Meera-yat hat

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