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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Herrin nicht anwesend ist, sind die Orks fast so wie Wachhunde – bösartig, aber nützlich. Sie schrecken deine übrigen Feinde ab.«
    »Aber du sagst auch, dass sie meine Feinde sind. Oder zumindest dass Dar meine Feindin ist.«
    »Ja. Irgendwann müssen wir mit ihr fertig werden. Aber wir dürfen nichts überstürzen.«
    »Es klingt alles nach einem gefährlichen Spiel«, sagte Girta.
    »Herrschen ist immer gefährlich. Aber ich kenne die Orks, Majestät. Und ich bin Euch stets zu Diensten.«
    »Bisher haben sich deine Dienste als unbezahlbar erwiesen. Nur du hast die Intrigen der Orks durchschaut. Ist es
nicht eigenartig, dass ich mich an einem Hof, der von Edlen und Generälen wimmelt, an einen Tolum wenden muss, um vernünftig beraten zu werden?«
    »Wenn die Beratung etwas taugt, spielt es keine Rolle, von wem sie kommt.«
    »Das sagst du nur, weil du noch nicht weißt, was an einem Hof so vor sich geht. Wegen deines Dienstgrades wirst du hier nicht respektiert.«
    »Das ist mir gleichgültig.«
    »Mir aber nicht. Ich werde dich befördern, und sei es auch nur, um das hochnäsige Grinsen aus den Visagen der Hochwohlgeborenen zu vertreiben.«
    »Wenn Ihr mir diese Ehre erweisen möchtet«, sagte Kol, »ernennt mich doch zum Stellvertreter der Königin. Wir haben keine Ork-Regimenter, die es zu kommandieren gibt, deswegen wäre es nur ein Ehrentitel ohne Bedeutung.«
    »Der frühere Vertreter der Königin war General!«
    »Sowie Berater des verstorbenen Königs in Ork-Angelegenheiten. Diese Aufgabe kann ich wenigstens noch erfüllen. «
    »Eine solche Beförderung dürfte bestimmt manche Stirn zum Runzeln bringen.«
    Kol grinste. »Ist das nicht deine Absicht?«
    Girta dachte über die Idee nach. Sie gefiel ihr immer besser. Welchen Nutzen hatten denn meine anderen Generale? Ihr fiel keiner ein. »Na schön, machen wir es so. Ich werde es heute Abend beim Bankett verkünden.«
    Kol verbeugte sich bescheiden. Sein Gesicht verriet nichts von seinem inneren Triumph.

23

    WÄHREND KÖNIGIN GIRTA Kols Beförderung zum Stellvertreter der Königin bekannt gab, bereitete Dar sich auf ihr zwölftes Festmahl vor. Sie war nach der Begegnung mit Muth-mah noch immer aufgebracht, und die Ankunft einer weiteren Matriarchin machte ihre Sorge nur noch größer. Muth-tok war in der Abenddämmerung eingetroffen, und Dar hatte das Festmahl als Vorwand genutzt, um die Begegnung mit ihr aufzuschieben. Als sie auf ihre Gäste wartete, dämpfte die Aussicht auf dieses Treffen erheblich ihre Laune.
    Die an diesem Abend bewirtete Familie wurde von der Näherin Thorma-yat angeführt. Eine ihrer beiden Töchter war kürzlich mit einem Sohn namens Duth-zut gesegnet worden. Als Dar ihm auftischte, verbeugte er sich besonders tief. »Muth Mauk, du erinnerst dich nicht an mich, aber ich kenne dich. Ich habe am Stadttor von Taiben gegen die Washavoki gekämpft.«
    »Dann hast du mein Leben gerettet«, sagte Dar.
    »Thwa, ich glaube, du hast meins gerettet. Ich hatte drei Brüder. Alle wurden fortgeschickt, um Washavoki zu töten,
doch keiner ist zurückgekehrt. Als ich nach Taiben ging, habe ich damit gerechnet, ebenfalls zu sterben.«
    Duth-zuts Muthvashi ergriff Dars Hand. »Shashav, Muth Mauk, für deine Weisheit. Wenn ich meine erste Tochter habe, werde ich sie Dargu nennen.«
    »Welche Ehre für mich«, sagte Dar. Da sie wusste, dass Dargu »Wiesel« bedeutete, fügte sie hinzu: »Aber wird deine Tochter sich auch über diesen Namen freuen?«
    »Wenn sie deine Geschichte kennt, freut sie sich bestimmt sehr.«
    Dars Laune wurde besser und blieb für den Rest des Abends so. Ihr Kummer über Kovok-mahs Abreise und ihre Bedenken wegen der morgigen Begegnung mit Muth-tok wurden durch den Anblick Duth-zuts und seine Muthvashi gelindert.
    Ich beschreite Muth’las Pfad, redete sie sich ein. Ich kann nur eins tun: Nicht von ihm abweichen – und meine Bestimmung ihr überlassen.
     
    Kovok-mah verbrachte den Abend im Quartier der Orks. Das Essen wurde von Flauen aufgetragen, von denen einige das gleiche Zeichen auf der Stirn trugen wie Dar. Sie waren zwar nicht zerlumpt wie die Flauen beim Militär, doch das Essen, das sie auftischten, war das Gleiche: Grütze und gekochte Wurzeln. Kovok-mah hörte einen Sohn klagen, dass ihnen laut Aussage der Königin echte Mütter ordentliches Essen auftragen sollten. Doch er wusste nicht, ob er Muth Mauk oder die Königin der Washavoki meinte. Soweit er sich erinnerte, hatten beide das Versprechen abgegeben.

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