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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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mit seinen Kräften Krieg? Trag ihn doch in der Stadt herum; er könnte an einem Nachmittag mehr Menschen töten, als in einer Schlacht ins Gras beißen.«
    »Du verstehst nicht«, sagte Gorm.

    »Und ob ich verstehe! Othar könnte jede lebende Seele in Taiben vernichten, aber was hätte er davon? Er bliebe ganz allein übrig. Du hast mir erzählt, dass er kein Mensch mehr ist, und ich vermute, dass sein Appetit sowohl unmenschlich als auch unerschöpflich ist. Stimmt’s?«
    Gorm antwortete nicht.
    »Natürlich stimmt es! Dein Herr wünscht Krieg, weil er wie eine Feuersbrunst ist. Wenn es richtig funkt, kann ein Krieg endlos brennen. Warum nur die Bevölkerung Taibens niedermetzeln, wenn ein Krieg ganze Königreiche vernichten kann? Deswegen wird Othar mir nicht wehtun. Ich werde die Flamme entzünden, die sein Verlangen nährt, auch wenn ich nur eine zaudernde Frau und einen Knaben als Fidibus habe.«
    »Wacker gesprochen, General Kol. Doch mein Herr möchte Taten sehen. Worte sind ihm einerlei.«
    »Ein Reh kann man erst treffen, wenn es in Reichweite ist. Ein schlauer Jäger wartet, bis der Erfolg ihm sicher ist. Nur Narren schlagen brutal zu – und verscheuchen das Wild. Du hast die Höflinge gesehen. Wer außer mir kann so etwas tun? Voltar und die anderen Generale sind dick und faul. Ihre Kriege wurden von Orks ausgefochten, nicht gegen sie. Und welcher Edelmann will seine Samthandschuhe schon mit Blut beschmutzen?«
    »Ich verstehe dich«, sagte Gorm. »All deine Worte sind wahr, doch eins musst auch du verstehen: In Wahrheit diene ich nicht Othar, sondern dem, der Othar lenkt. Die Bedürfnisse meines Herrn verzehren ihn. Die Vernunft zügelt weder seinen Hunger noch seinen Zorn. Dränge auf Krieg, als säßen dir tausend Teufel im Nacken, denn etwas absolut Vergleichbares ist dir auf den Fersen.«
    Es lief Kol eiskalt den Rücken hinab. Der Grund dafür
waren weniger Gorms Worte als die Art und Weise seines Ausdrucks. Seine Stimme hatte nicht nur hart geklungen, sondern ihm auch Entsetzen eingeflößt.
    Er hat sich auf irgendeinen teuflischen Handel eingelassen, dachte Kol, und dabei etwas gesehen, was kein Mensch je sehen sollte. Im Vergleich dazu kamen ihm seine eigenen ehrgeizigen Ziele, so unbarmherzig sie auch waren, geradezu harmlos vor. Doch er brauchte Gorm, um sie zu erreichen – so, wie Gorm ihn brauchte.
    »Ich weiß, was du willst«, sagte Kol. »Aber ich arbeite so schnell, wie ich kann, ohne mich verdächtig zu machen.«
    Gorm wirkte beruhigt. »Was kann ich tun, damit es schneller geht?«
    »Beschaffe eine Frau und ein Kind, die wie Girta und ihr Sohn aussehen. Versteck sie irgendwo und halte sie bereit. Lokung soll Kleider beschaffen, die denen der Königin und des Prinzen entsprechen.«
    »Wofür brauchst du sie?«
    »Ich habe noch keinen hundertprozentigen Plan«, sagte Kol. »Aber vielleicht können sie uns irgendwann nützlich sein.«
    »Sonst noch was?«
    »Dar ist der Schlüssel zu meinen Plänen. Wenn sie hört, dass ich Stellvertreter der Königin bin, wird sie uns nicht fernbleiben können. Othar muss auf seine Rache verzichten, bis sie ihren Zweck erfüllt hat. Ist er dazu fähig?«
    »Wenn es zum Krieg führt, ist er es.«
    »Gut«, sagte Kol. »Wenn ich dem Hunger deines Herrn Nahrung gebe, wir Dar sein Nachtisch sein.«

24

    IM MORENGRAUEN wünschte Kovok-mah sich in erster Linie ein Bad. Die Orks badeten noch immer in den Stallungen in einem Pferdetrog. Zna-yat bot an, ihm den Weg zu zeigen. »Sei jedoch gewarnt«, sagte er. »Das Wasser ist sicher eiskalt.«
    »Trotzdem will ich sauber sein, wenn ich mit der Großen Mutter der Washavoki rede.«
    »Es wird ihr gar nicht auffallen«, sagte Zna-yat. »Sie stinkt wie alle Washavoki.«
    »Ich werde trotzdem baden.«
    »Natürlich. Auch wenn wir bei den Washavoki leben – wir brauchen nicht auf ihre Ebene hinabzusinken.«
    Kovok-mah entkleidete sich und folgte Zna-yat zu den Stallungen. Als er durch den Palast ging, erzeugten seine Zehenkrallen leise Klickgeräusche auf dem Fußboden. Auch merkte er, dass der Anblick seines Körpers die Washavoki offenbar wütend machte. Zna-yat hat recht, dachte er. Sie piepsen wie Mäuse. Ihr Verhalten war zwar erheiternd, machte ihm aber auch bewusst, wie wenig er sie verstand. Ach, wäre Dargu doch nur hier. Sie könnte mir alles erklären.

    Im »Bad« mussten sie eine Eisschicht aufbrechen, bevor sie ans Wasser kamen. Kovok-mah wusch sich schnell, wobei die Pferde ihm zuschauten, dann

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