Herrscher
zählte mich zu ihren Töchtern.
Da mein Äußeres nicht verwandelt wurde, wollte Muth-yat,
dass ich nach Taiben gehe. Dort lebte unsere Königin. Der Schwarze Washavoki behauptete, er behandle ihre Krankheit. Doch seine Worte hatten keine Bedeutung. Sein Zauber war böse. Er hat unserer Königin die Worte eingegeben, die sie gesprochen hat. Deswegen hat sie nach immer mehr Söhnen verlangt, die für den Großen Washavoki kämpfen sollten.
Als ich unsere Königin vom Zauber des Schwarzen Washavoki befreite, wollte sie mit mir fliehen. Sie hat nicht gesagt, dass ihre Flucht sie töten würde. Sie war zum Sterben bereit, weil sie mich für würdig hielt, das Fathma anzunehmen. Als ich zu Muth Mauk geworden war, kehrte ich nach Taiben zurück, um mich dem Großen Washavoki und dem Schwarzen Washavoki zu stellen. Inzwischen sind beide tot. Unsere Söhne töten nicht mehr für die Washavoki. Jetzt beschützen sie die Große Mutter der Washavoki. All dies war Muth’las Wille, den ich erfüllt habe.«
Als Dar fertig war, trat Muth-yat erneut vor. »Ich stimme allem zu, was Muth Mauk gesagt hat. Ohne sie wäre das Fathma den Urkzimmuthi verloren gegangen. Als meine Schwester im Sterben lag, war Dargu-yat die einzige anwesende Urkzimmuthi-Mutter. Deswegen hat sie das Fathma erhalten.
Wenn man sich verlaufen hat und Durst leidet, ist es dann nicht klug, mit den Händen eine Schale zu formen und das Wasser zu trinken, das man findet? Natürlich ist es klug. Doch es ist töricht, Wasser in dieser Schale mitzunehmen. Dafür benötigt man ein dauerhaftes Gefäß. Dargu-yat hat das Fathma erhalten und zu uns gebracht. Das war gut. Doch ist sie auch geeignet, es zu behalten?
Dargu-yat wurde in diesem Sommer wiedergeboren. Darf ein Kind unsere Königin sein? Ihr Urkzimmuthi-Geist
haust in einem hässlichen Washavoki-Leib. Ihre Nase ist nicht klug. Wie will sie erkennen, wie andere empfinden? Sie riecht weder Furcht noch Liebe oder Schmerz. Wir leben in gefährlichen Zeiten. Wir brauchen eine erfahrene Königin, keine verkrüppelte Neugeborene.«
»Das meine ich auch«, sagte Muth-zut. »Wir müssen Muth Mauks Eignung prüfen. Es ist unsere Pflicht.«
»Diese Prüfung findet nur selten statt«, sagte Muth-tok, »und ich sehe keinen Grund, sie jetzt durchzuführen.«
»Hai«, sagte Muth-jan. »Nur selten wurde Muth’las Wille so deutlich offenbart. Muth Mauk hatte zahlreiche Visionen. Wie viele waren es, Muth-yat? Ich habe nur von einer gehört, und sie hat offenbart, dass Dargu wiedergeboren werden sollte.«
Muth-smat ergriff das Wort. »Im Fall einer Krankheit setzen wir einen Heilzauber ein. Manchmal funktioniert er, manchmal nicht. Manchmal heilt er nur teilweise. Ist der Wiedergeburtszauber denn verlässlicher? Ich sehe kein sicheres Anzeichen dafür, dass Dargu eine Urkzimmuthi ist. Vielleicht ist sie es nur zum Teil.«
»Oder gar nicht«, sagte Muth-zut. »Ich rieche jedenfalls Washavoki-Gestank.«
»Willst du damit sagen, dass ein Washavoki das Fathma empfangen kann?«, fragte Muth-tok.
»Thwa«, erwiderte Muth-zut. »Ich glaube nicht, dass dies möglich wäre.«
»Warum redest du dann so unüberlegt?«, fragte Muth-tok. »Hier ist Klugheit gefragt.«
»Ich habe ausgesprochen, was mein Brustkorb empfindet«, sagte Muth-zut. »Mir gefällt ihr Aussehen nicht.«
»Ja, ich bin wirklich unansehnlich«, sagte Dar. »Und auch noch seltsam. Warum wohl könnte Muth’la auf die
Idee verfallen, ausgerechnet jemanden wie mich als Königin auszuwählen? Ich glaube, es hat damit zu tun, dass ich etwas verstehe, das ihr nicht versteht – unseren Gegner. Wer von euch versteht denn, was im Kopf der Washavoki vor sich geht? Urkzimmuthi sind stark und klug, und trotzdem gehört all unser Land den Washavoki. Warum wohl? Ich weiß es – doch unserer Sprache fehlen die Worte, um es zu erklären. Die Wahsavoki nennen es ›Lüge‹, ›Verrat‹, ›Betrug‹ und ›Täuschung‹. Diese Worte sind für uns nur bedeutungslose Klänge, die man nicht übersetzen kann. Im vergangenen Sommer sind zweitausend Söhne gestorben, weil sie meine Warnung nicht verstanden. Als Muth Mauk brauche ich nichts zu erklären, da ich alles befehlen kann.«
»Sollen wir dir etwa gehorchen, ohne dich zu verstehen? «, fragte Muth-smat. »Das tue ich nicht.«
»Als Muth-yats Schwester Königin war«, sagte Muth-jan, »hat sie uns befohlen, ihr Söhne zu schicken, damit sie für den Großen Washavoki töten. Wir haben verstanden und gehorcht. Wie
Weitere Kostenlose Bücher