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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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geblieben war, und dann, wie sie überhaupt hatte aufwachen können. Das leise Plätschern von Wasser drang langsam in ihr Bewusstsein, und kurz darauf spürte sie es sacht gegen ihre Seite klatschen. Sie stemmte sich hoch, obwohl sie damit rechnete, jeden Moment wieder ohnmächtig zu werden, sobald durch die Bewegung der Schmerz zurückkam. Doch es geschah weder das eine noch das andere. Der Sand unter ihr war blutgetränkt, aber sie spürte nichts. In der Ferne stand eine Gestalt am Ufer des langen Strandes und schaute aufs Meer hinaus. Ayla stand auf, um zu ihr zu gehen.
    Dies ist also das jenseitige Reich, dachte sie, während sie barfuß über den Sandboden lief. Die feinen Körnchen knirschten zwischen ihren Zehen, der Wind peitschte ihr offenes Haar in ihr Gesicht, doch hätte sie nicht gewusst, dass sie tödlich verwundet war, wäre es ihr nicht einmal aufgefallen.
    „Dieser Ort dürfte überhaupt nicht existieren“, sprach sie ihre Gedanken laut aus.
    Obwohl die Gestalt noch weit weg war, hörte sie deren Antwort so klar, als stünde sie direkt neben ihr.
    „Und weshalb sollte er das nicht? Weil du glaubst, es gibt ihn nicht? Weil man dir gesagt hat, er sei nichts als ein Hirngespinst?“
    Dann stand Ayla ihr plötzlich gegenüber, und die Frau setzte sich neben einen aus dem Nichts aufgetauchten Kessel voller Meerwasser, der auf einer Feuerstelle im Sand vor sich hin brodelte.
    „Du …“ Aylas Stimme versagte, als sie die Frau vor sich erkannte. „Du bist die Heilerin.“
    Sie nickte, und auf ihrem faltigen menschlichen Gesicht erschien ein mildes Lächeln. In diesem Augenblick wurde Ayla klar, dass sie sich ihr zwar immer als Mensch gezeigt hatte, doch sie war keiner. „Du kennst mich ebenso in vielen anderen Formen.“ Mit diesen Worten verwandelte sie sich in die junge schwangere Elfe, die Ayla schon einmal in ihrem Traum – oder war es gar kein Traum gewesen? – gesehen hatte. „Schon deine Mutter kannte mich, und dein Vater. Ihr alle wisst, wer ich bin, in welcher Gestalt und unter welchem Namen auch immer ich euch erscheinen mag.“
    Ayla öffnete den Mund, um sie zur Rede zu stellen, und wurde, ehe sie auch nur einen Ton herausbringen konnte, von den Bildern überwältigt, die auf einmal um sie herum entstanden. Moos, das sich über den Waldboden ausbreitete, ein Vorgang, der mehr als ein ganzes Leben lang dauerte, in wenigen Sekundenbruchteilen ablaufend. Eine Feuerwalze, die einen Berg hinab und über das Tal hinwegrollte, eine Schneise der Verwüstung hinterlassend und schließlich zischend im Meer erlöschend, sodass aus der stetig nachfließenden und erkaltenden Lava eine neue Landzunge und letztlich eine Halbinsel entstand. Wilde Tiere, die ihre Jungen aufzogen, einige der erwachsen gewordenen Jungen hungrigen Beutejägern zum Opfer fallend, denen sie als Nahrung dienten und die ihrerseitsNachwuchs bekamen. Der ewige Kreislauf aus Schöpfung und Zerstörung, Leben und Sterben zog in einem einzigen Moment, kürzer als ein Blinzeln, an ihren Augen vorbei.
    Dann verschwand die Vision, und hinter den verblassenden Bildern tauchte die alte Frau wieder auf, bedächtig mit einem Holzlöffel in dem Wasserkessel zu ihren Füßen rührend. „Als die Menschen begannen, nach mir zu suchen, und sich auf ihren Ursprung besinnen wollten, habe ich sie mit offenen Armen empfangen. Doch mit der Zeit hörten sie auf, einen Teil von mir in sich selbst zu suchen, um die Antworten auf ihre Fragen zu finden, sondern forderten sie von mir. Sie hörten auf, das zu würdigen, was sie umgab, und wollten mehr. Macht. Magie, die sie sehen und anfassen konnten. Kreaturen, die sie faszinierten.“ Sie seufzte leise. „Sie erkannten nicht, dass ich überall um sie herum war, und versuchten mich in ihre Welt zu ziehen. Das war es, wodurch der Wall einstürzte. Und es ist der Grund, warum ich mich versteckt halte.“
    „Aber was ist mit uns?“, fragte Ayla und erschrak, als ihr bewusst wurde, dass sie in ihrer Empörung eine Gottheit beleidigt hatte. Sie war selbst zur Hälfte ein Mensch. Und sie hatte ebenso wenig das Recht gehabt, sie herbeizurufen.
    „Du hast mich nicht herbeigerufen. Ich habe dich hierher geholt.“
    Die Göttin unterbrach ihr Rühren und sah auf.
    Und da erinnerte Ayla sich, woher die Wunde, die sie nicht fühlte und von der sie doch wusste, dass sie da war, stammte. „Ich bin gestorben.“
    „Nein“, widersprach die Göttin rasch. „Noch nicht.“ Ihre Augen nahmen einen traurigen

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