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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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auch zukünftig nicht. Sie sammelten die Seelen der Verstorbenen, brachten sie zum Äther und lagerten sie dort ein, bis Gott eines Tages zurückkehren und seinen Anspruch darauf geltend machen würde. Dennoch begannen sie einer nach dem anderen zu fallen, unlängst immer mehr von ihnen. Malachi hatte sich darüber gewundert und tat es noch. Sein Fall war ein Versehen gewesen. Er konnte sich keine Verlockung vorstellen, die ihn dazu hätte verführen können, absichtlich diese Qualen auf sich zu nehmen. Blut pulsierte unter seiner Haut. Knochen und Muskeln schmerzten. Nie zuvor hatte er Schmerz empfunden. Ohne es zu wollen und ohne Möglichkeit, es zu verhindern, starb er, mit jedem Augenblick ein wenig mehr.
    Zeit. Dazu hatte er bisher keinerlei Bezug gehabt. Mit nichts als der Ewigkeit als Maßstab war so etwas wie Zeit vollkommen bedeutungslos gewesen.
    Sie kamen. Irgendwo im Labyrinth der Tunnel waren sie und bewegten sich auf ihn zu. Er erwartete sie. So viele hatte er fallen sehen während des ersten Krieges, ausgelöst durch Luzifers kleinliche Eifersucht, und wusste deshalb, was ihm bevorstand. Bald schon hörte er das Rascheln von Flügeln in der Dunkelheit. Und dann wich die Dunkelheit. Die Versammlung der Engelsführer war ein überwältigender Anblick für die Augen eines Sterblichen. Stumm und ungerührt betrachteten sie ihn. Malachi glaubte zu wissen, was sie empfanden, und erkannte, dass sie nichts empfanden. Jetzt, da er ein Mensch waroder so etwas Ähnliches, waren ihm hingegen echte Gefühle nicht mehr fremd. Es tat weh. Er beneidete sie.
    Warmes goldenes Licht umhüllte ihn, und er stemmte sich mühselig auf die Knie, zu dessen Ursprung aufblickend. Über ihm zog sich der schimmernde Lichtkreis zu einer einzigen funkelnden Kugel puren Glanzes zusammen. Er wandte sich ab und schloss die Augen, doch die gleißende Helligkeit hatte ihn bereits geblendet. Kleine rote Punkte tanzten vor seinen zugekniffenen Lidern.
    „Gebrochener“, donnerte eine Stimme in strengem Tonfall, dann, sanfter: „Malachi.“
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er zwei nackte blasse Füße vor sich, die unter einer Robe aus schierem goldenen Licht hervorlugten. Azrael, der Engel des Todes. Wie passend, dass ausgerechnet er es war.
    Malachi streckte die zitternden Hände aus, um den Gewandsaum des Erzengels leicht anzuheben. Er küsste das feine Tuch, klammerte dann die Finger darum. Es fühlte sich wie Stoff an, obwohl er natürlich wusste, es war nur eine Illusion, immateriell, und in seiner alten Gestalt wäre es ihm unmöglich gewesen, es anzufassen.
    „Erhebe dich“, befahl Azrael, und Malachi gehorchte. Aber er konnte dem Geschöpf, dessen Ebenbild er selbst noch vor Kurzem gewesen war, noch immer nicht ins Gesicht schauen. Er könnte es nicht ertragen, in dieses makellose androgyne Antlitz zu blicken, so wunderschön, voller Milde und Verständnis, jedoch ohne Erbarmen. Immer ohne Erbarmen.
    „Du bist gefallen.“ Die Stimme war tröstend, ohne jedoch Hoffnungen zu wecken.
    „Es war ein Missgeschick.“ Die Worte wirkten so plump und unpassend angesichts der Anschuldigung. „Ich wäre niemals aus freien Stücken gefallen.“
    Azrael beugte sich hinunter, nahm seine Hände und zog sie ein wenig zu sich heran. Und nun blickte Malachi in sein Gesicht.Die Züge des Erzengels verrieten nur mäßiges Interesse, während er eine flammend rote Faser aus Malachis Fingern zog. „Du hast einen Sterblichen berührt.“
    „Ich wusste nicht, dass es sterblich war. Es erschien in der Gestalt eines unsterblichen Wesens aus der Lightworld. Ich hatte vor, es zu töten.“ Dieser Erklärungsversuch ließ ihn selbst innerlich zusammenzucken. Es hatte für ihn keinen Grund gegeben, sie zu berühren, nicht eine einzige Weisung des Schöpfers beinhaltete das Töten derer, die anders waren als sie. Für seinen Fall war ganz allein er selbst verantwortlich, er hatte die Entscheidung getroffen, und das nur aus einer plötzlichen Laune heraus.
    „Die Belange der Bevölkerung dieses Untergrundes, ob sterblich oder unsterblich, sind nicht unsere Angelegenheit.“ Diese Wahrheit spiegelte sich in Azraels sanftem betrübten Lächeln wider. „Du hast den Entschluss gefasst. Und du bist gefallen.“
    Dann verblassten die Gesichter der umstehenden Engel. Das Licht wurde schwächer. Azrael trat einen Schritt zurück.
    „Nein!“ Verzweifelt ließ Malachi seinen Blick nacheinander zu jedem Einzelnen von ihnen wandern. Er fühlte sich elend

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