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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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die sie jetzt benutzte.
    Sie war verweichlicht. Darin bestand die Wurzel des Übels. Sie hatte vergessen, was es bedeutete, eine Assassine im Dienste von Mabb, der Königin des Elfenreiches, zu sein. Vielleicht sollte sie wieder mehr mit einem Holzstock arbeiten, um sich abzuhärten.
    Nein, es lag nicht nur an ihrem Kampfstil. Sie bekam einfach nicht genügend Gelegenheiten, zu kämpfen. Jeden Morgen wartete sie hoffnungsvoll auf dem Rand ihrer Pritsche hockend auf Garret. Der dann, wenn er endlich kam, ein zerknirschtes Gesicht machte und den Kopf schüttelte. Die Königin mochtekeine Menschen, hatte er Ayla einmal erklärt, und sie solle deshalb besser gar nicht erst erwarten, allzu viele Aufträge zu bekommen. Man munkelte, dass Cedric, der Gildenmeister, eines von Mabbs vielen männlichen Spielzeugen war und niemals weder sie noch ihre Egozentrik infrage stellen würde, selbst dann nicht, wenn sie unfaire Vorurteile gegenüber einem der ihm unterstellten Assassine bei ihm schürte.
    Während sie verbissen die nächsten Techniken absolvierte, sah sie das Gesicht des Gildenmeisters vor sich. Aber wie immer konnte sie ihm einfach nicht lange böse sein. Stattdessen richtete sich ihre, wie sie sehr gut wusste, irrationale Wut nach kurzer Zeit auf Garret, ihren Mentor. Er sollte sie verteidigen und sich für sie einsetzen. Zu seiner Schwester gehen und verlangen, dass sie die Sanktionen aufhob, die sie über Ayla verhängt hatte, wie auch immer es überhaupt dazu gekommen sein mochte, und ihr mehr und bessere Aufträge beschaffen. Das gehörte schließlich zu seinen Pflichten, und zwar umso mehr, als dass sie derzeit seine einzige Schülerin war.
    Aber nein, Garret zog es vor, Mabb ihren Willen zu lassen und sie zu verhätscheln, als wäre sie eine Gottheit und nicht lediglich das Oberhaupt eines einzigen Volkes. So wie er am liebsten auch Ayla verhätscheln würde und dadurch aus ihr, einer starken, kompromisslosen Assassine, ganz schleichend seine nachgiebige, willige Gefährtin zu machen. Ihrer überraschenden Schwächelei von vorhin nach zu urteilen, trugen seine Bemühungen bereits erste Früchte.
    Wie durch ihre zornigen Gedanken herbeigerufen, kam Garret just in diesem Moment durch die große, oben abgerundete Flügeltür marschiert. Der Nachtwächter rief ihm irgendetwas hinterher, doch seine Worte wurden vom Knall der zufallenden Türflügel und dem Donnern der schweren Stiefel ihres Mentors auf dem Steinboden verschluckt. Für einen Augenblick erwartete Ayla, er würde einen Wutanfall bekommen. Doch kurz darauf musste sie gedanklich seine versteinerte Miene verscheuchen,die sie in ihrer Vorstellung schon vor sich gesehen hatte, denn tatsächlich war es Besorgnis, die in sein Gesicht geschrieben stand, nicht Verärgerung.
    „Seit wann bist du zurück? Ich wäre fast umgekommen vor Sorge!“ Sein Umhang flatterte hinter ihm, als er an ihre Seite eilte.
    Vorgebend, sie wolle ihren Zopf neu binden, löste Ayla rasch das dünne Lederband, mit dem er zusammengehalten wurde, und ließ ihr Haar über ihre zerschundene Schulter fallen wie einen flammend roten Vorhang.
    „Ich bin gerade eben erst eingetroffen.“
    Jetzt wurde er wütend, seine Augenbrauen zogen sich unter den Fühlern zusammen, die flach an seinen dunklen Locken anlagen, wie die Ohren einer wild gewordenen Raubkatze. „Und du bist nicht direkt zu mir gekommen? Du warst zwei Tage länger weg, als dein Auftrag es erforderte …“
    „Hätte ich ihn entkommen lassen sollen?“, fiel sie ihm ins Wort, stellte ein Ende des Stocks auf den Boden und richtete sich, mit beiden Händen das andere Ende umfassend, gerade auf.
    „Du hättest dich an die Instruktionen halten sollen, die ich dir gegeben habe!“ Er griff sie an den Oberarmen, gefährlich nahe der Stelle, wo der Darkworlder sein kleines Andenken auf ihrer Haut hinterlassen hatte.
    Garret selbst jagte ihr keine Angst ein, wohl aber die Möglichkeit, dass er ihre Wunden entdecken könnte, und die Fragen, zu denen diese Entdeckung unweigerlich führen würde. Ihm den kältesten Blick zuwerfend, den sie zustande brachte und den sie bei unzähligen Todeskandidaten aufgesetzt hatte, wenn sie um Gnade winselten, zischte sie: „Ich muss meine Trainingseinheit beenden.“
    Sein Gesichtsausdruck wurde weicher, und er ließ sie los. Sie wusste, es war ihm unangenehm, Ärger offen zu zeigen. Es machte ihn unattraktiv. „Es tut mir leid. Ich bin etwas übermüdet. Mabb hat ein Suchkommando nach dir

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