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Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
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Aber die Aussicht auf ein Treffen mit dir hat mich überfordert. Ich bin panisch geworden.
    Und wir müssen wohl beide zugeben, dass wir durchaus ein sehr großes Risiko eingehen, wenn wir weiter unbekannterweise miteinander kommunizieren. Aber du musst mir glauben, ich möchte dich um jeden Preis kennenlernen. Ich möchte das Wagnis eingehen. Und ich hoffe aufs innigste, dass es nicht zu spät ist und du mir verzeihen kannst.
     
    Ich möchte es wiedergutmachen, damit endlich auch alles gut werden kann für dich, für mich, für uns … Wenn du mich lässt.
     
    In zarter Liebe
    Deine Sara
    ***
    Do 05. Januar  21:02
    Betreff: Was nun
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Liebe Sara,
    erst einmal vielen Dank für Deinen offenen Brief. Es tut mir leid, was Du mitgemacht hast. Es ist nicht schön, betrogen zu werden, und wie ich mir denken kann, muss es doppelt und dreifach hart sein, von jemandem verlassen zu werden, wenn man gerade zusammen ein Kind zeugen will.
    Ich weiß nicht, wie man sich fühlt, wenn man sein Baby so früh in der Schwangerschaft verliert, aber ich wollte selbst schon einmal mit einer Frau ein Kind haben. Es hat – aus völlig anderen, aber nichtsdestotrotz dramatischen Gründen – nicht geklappt. Trotzdem ist dieses nicht existente Kind heute immer noch in meinem Kopf. Ich kann mir Deinen Verlust also nur ungefähr ausmalen.
     
    Es ist Balsam für mich, dass Du mir so einen Brief geschrieben hast. Gleichzeitig bin ich aber immer noch wütend auf Dich. All Deine Erklärungen ändern leider nichts an dem, was ich Sylvester erlebt habe. Ich fühlte mich zurückgestoßen und elend. Und den mitleidigen Ausdruck im Blick Deiner Schwester, nachdem ich ihr meine Geschichte kurz erzählt habe («Sie Armer!»), werde ich wohl auch so bald nicht vergessen. Auch nicht das Gefühl, wie es ist, an Sylvester einsam durch die Straßen Hamburgs zu laufen und dann um ein Uhr nachts auf einem fremden Hotelzimmer zu hocken. Es war ein bisschen wie in Bangkok, als ich meinen Pass verloren hatte – nur nicht so warm.
     
    Jetzt sitze ich hier und weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mit meinen Gefühlen tun soll. Was soll ich machen? Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Du Angst hattest. Und ich kann sogar nachvollziehen, warum Du Dich betrunken hast und mich nicht sehen wolltest, aber was nun? Was machen wir mit dieser komischen Fernbeziehung? Sind wir doch nicht füreinander bestimmt? Sollte ich mich freuen und erleichtert sein, dass Du offenbar ähnlich eigenartig bist wie ich? Oder soll ich deswegen eher besorgt sein? (Oh Gott, Berti, du hast dir eingeredet, eine strotzgesunde, erfolgreiche und attraktive Frau würde sich mit dir abgeben. Und nun stellst du fest, sie hat auch Wunden, benimmt sich auch nicht immer logisch und ist dir vielleicht sogar ähnlicher, als du dachtest!)
     
    Ist das gut? Oder nicht gut? Es fühlt sich derzeit nach beidem an.
     
    Haben wir einen Fehler gemacht? Ist es Irrsinn, was wir hier tun? Ich fühle mich gerade unheimlich leer, fast schon deprimiert. All die Gefühle, die ich für Dich aufgebaut habe, liegen wie ein schwerer, unverdauter Klumpen in meinem Magen. Die Liebe (ja, so muss ich es nennen), die für Dich bereitlag, und die Angst … und jetzt diese Enttäuschung.
     
    Deine Offenheit rührt mich, und ich weiß, dass uns das näher zusammenbringen sollte. Aber gerade ist mir nicht danach. Gerade habe ich das Gefühl, dass es so mit uns nicht weitergehen kann. Dass etwas mit meinem Leben passieren muss, ganz dringend! Aber ich weiß nicht, was.
     
    Grüße
    Dein Berti
    ***
    Do 05. Januar  21:56
    Betreff: AW : Was nun
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Mein Liebster,
    ein Lebenszeichen von dir! Wie mich das freut!
     
    Auf deine Fragen gibt es doch nur eine einzige Antwort. Es gibt keine Alternative, kein Zurück mehr: Wir müssen uns sehen, und zwar so schnell es nur geht.
    Wenn wir jetzt den Kontakt abbrechen, werde ich mich mein Leben lang fragen, was wir verpasst haben, welche Chance wir ungenutzt ließen. Ich werde keine Ruhe finden, weil ich nie erfahren würde, wie es sich anfühlt, dir tief in die Augen zu blicken, deiner Stimme zu lauschen, deinen Körper zu schnuppern und deine Haut auf meiner zu spüren. Und ich würde wohl auch nie erfahren, welche Wunden du mit dir herumträgst.
    Natürlich bin ich eine Frau mit Vergangenheit. Und dass diese Vergangenheit auch ihre Wunden

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