Herz aus Eis
sie gekauft hatte — für dich. Ich glaube, ich wollte es nicht wissen. Von dem Moment an, als ich zu dem Selbstmörder gerufen wurde und sie mir sagte, sie wolle mich begleiten, weil sie mir vielleicht dabei helfen könne, war ich so blind vor Freude, daß ich mir jeden Zweifel verbot. Ich hätte es wissen müssen, als ich sie küßte . . .«
»Zum Henker mit euch beiden! Ich hoffe, es hat euch einen höllischen Spaß gemacht, mich zu betrügen.«
Das Gesicht, daß er ihr nun zudrehte, war zum Fürchten. »Wenn du weißt, was für dich gut ist, sagst du jetzt kein Wort mehr. Ich weiß nicht, was über euch gekommen ist, daß ihr mir so einen schmutzigen Streich spielen mußtet; aber ich kann dir verraten, daß ich nicht gern das Opfer solcher Streiche bin. Nachdem du und deine Schwester euch so gut auf meine Kosten amüsiert habt, muß ich mir überlegen, was für Konsequenzen der gestrige Abend für mich hat.«
Leander brachte sie anschließend wieder nach Hause und stieß sie fast aus der Kutsche, als er sie wieder vor der Villa Chandler ablud.
Blair stand auf der Veranda.
»Ich muß mit dir reden«, sagte Houston zu ihrer Schwester. Blair nickte nur und folgte ihr stumm in den kleinen Rosengarten am Ende des Grundstücks.
»Wie hast du mir das antun können?« begann Houston. »Was hast du eigentlich für eine Moral, daß du ein einziges Mal mit einem Mann ausgehen und schon mit ihm schlafen kannst? Oder gehe ich mit meiner Vermutung zu weit? Du hast doch mit ihm geschlafen, oder?«
Blair nickte stumm.
»Am ersten Abend?« fragte Houston ungläubig.
»Aber ich war doch du!« sagte Blair. »Ich war mit ihm verlobt. Ich nahm an, daß ihr immer . . . Nachdem er mich so geküßt hatte, mußte ich annehmen, daß ihr beide . . .«
»Daß wir beide was?« fauchte Houston. »Du meinst, daß wir beide uns schon öfter. . . geliebt hatten? Glaubst du, ich hätte dich gebeten, mit mir den Platz zu tauschen, wenn das der Fall gewesen wäre?«
Blair barg das Gesicht in den Händen. »Ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich konnte überhaupt nicht denken. Nach dem Empfang brachte er mich in sein Haus und . . .«
»In unser Haus«, sagte Houston. »In das Haus, das ich monatelang eingerichtet und dekoriert habe, um es für meine Hochzeit vorzubereiten.«
»Da waren Kerzen und Kaviar und gebratene Ente und Champagner — haufenweise Champagner. Er küßte mich, und ich trank ununterbrochen Champagner, und da waren diese Kerzen und seine Augen und ich konnte mich nicht mehr bremsen. Oh, Houston, es tut mir ja so leid. Ich werde Chandler verlassen. Du brauchst mich nie mehr wiederzusehen. Leander wird uns nach einer Weile verzeihen.«
»Zweifellos hast du rot gesehen, als er dich küßte«, sagte sie mit einer Stimme voller Sarkasmus.
»Mit kleinen silbernen und goldenen Funken.« Blair meinte das ganz ernst.
Houston sah ihre Schwester mit offenem Mund an. Wovon redete sie da eigentlich? Von Champagner und Kerzen? Hatte Lee von Anfang an geplant, seine Verlobte zu verführen? Hatte er etwas geplant, das nach hinten losgegangen war, so daß er die Nacht mit der falschen Schwester verbracht hatte.
Oder war Blair nur eine falsche Schwester?
»Wie war denn sein Kuß?« fragte Houston leise.
Blair blickte sie schockiert an. »Quäle mich bitte nicht. Ich will versuchen, das wiedergutzumachen, Houston. Das schwöre ich. Und wenn es mir noch so schwerfallen . . .«
»Wie war sein Kuß?« wiederholte Houston etwas lauter.
Blair schniefte, und ihre Schwester gab ihr ein Taschentuch. »Du weißt doch, wie seine Küsse sind. Ich muß sie dir nicht erst beschreiben.«
»Ich glaube nicht, daß ich es wirklich weiß.«
Blair bekam einen Schluckauf. »Es war ... es war wunderbar. Ich hätte nie geglaubt, daß ein Mann, der so kühl ist wie Lee, so viel Feuer haben könnte. Als er mich anfaßte . . .« Sie sah zu ihrer Schwester hoch. »Houston, ich werde zu Lee gehen und ihm sagen, daß das alles nur meine Schuld gewesen ist. Daß es meine Idee war, die Plätze zu tauschen, und daß du an der Sache vollkommen unschuldig bist. Ich sehe nicht ein, weshalb die Geschichte nicht unter uns dreien bleiben soll. Wir werden uns zusammensetzen, darüber reden, und er wird verstehen, wieso es dazu gekommen ist.«
Houston beugte sich vor. »Wird er das? Wie willst du ihm erklären, daß ich den Abend mit einem anderen Mann verbringen wollte? Willst du Lee sagen, daß schon eine einzige Berührung genügte, dich so in Brand zu
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