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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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setzen, daß du dich nicht mehr zu beherrschen vermochtest? Was für ein bemerkenswerter Unterschied zu der frigiden Miss Houston Chandler.«
    »Du bist nicht frigid!«
    Houston schwieg einen Moment still.« »Lee redete die ganze Zeit nur davon, wie großartig du in der vergangenen Nacht gewesen bist. Ihm würde keine unerfahrene Braut mehr gefallen nach der Erfahrung mit dir . . .«
    Blair hob rasch den Kopf. »Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen. Lee war der erste . . .«
    Houston wußte nicht, ob sie nun lachen oder staunen sollte. Sie hatte schreckliche Angst vor ihrer Hochzeitsnacht und war überzeugt, daß sie selbst nach einem Hektoliter Champagner nicht so reagieren würde wie Blair. Lees Küsse hatten sie nie dazu gebracht, sich und die Welt zu vergessen.
    »Houston, haßt du mich jetzt?« fragte Blair leise.
    Houston dachte über diese Frage nach. Es war seltsam, aber sie empfand nicht einmal Eifersucht. Sie dachte nur daran, daß Lee nun dasselbe von ihr verlangen würde, was er von Blair bekommen hatte, und wie wollte sie bei ihm den gleichen Erfolg erreichen wie Blair? Vielleicht hatte Blair auf ihrer medizinischen Hochschule gelernt, wie man das machte; aber in Miss Jones Schule für junge Damen in Virginia hatte man ihr beigebracht, daß der Platz einer Frau im Salon sei, und es war nie darüber gesprochen worden, wie eine Frau sich im Schlafzimmer zu verhalten habe.
    »Du schaust mich so sonderbar an.«
    Schon lag sie Houston auf der Zungenspitze — die Frage nach den Details der gestrigen Nacht; doch sie brachte sie nicht über die Lippen. »Ich bin nicht einmal zornig. Ich brauche nur Zeit, damit fertigzuwerden«, sagte sie. »Du bist doch nicht etwa in Lee verliebt, oder?«
    Blair sah sie entsetzt an. »Nein! Niemals! Das ist das letzte, was ich bin. Hat. . . hat er heute viel von mir erzählt?«
    Houston knirschte mit den Zähnen, als sie sich daran erinnerte, wie er zu ihr sagte, Houston sei immer so frigide gewesen; doch gestern nacht. . .
    »Wir wollen das alles vergessen, wenn wir können. Ich werde mit Lee reden, wenn sein Zorn verraucht ist, und wir werden es für uns behalten. Eine Weile wird uns die Sache vermutlich peinlich sein; aber ich bin sicher, wir finden eine für alle zufriedenstellende Lösung. Wir dürfen nicht zulassen, daß uns so etwas auseinanderbringt. Unsere Geschwisterliebe ist wichtiger als diese Affäre.«
    »Vielen Dank«, sagte Blair und fiel ihrer Schwester um den Hals. »So eine Schwester wie dich gibt es nur einmal auf der Welt. Ich liebe dich.«
    Blair schien sich schon besser zu fühlen; doch Houston hatte ein paar nagende Zweifel, obwohl sie sich einredete, sie wären unbegründet. Sie liebte Lee, hatte ihn immer geliebt und hatte sich schon als Kind vorgenommen, ihn zu heiraten. Diese Kleinigkeit, diese eine Nacht mit der falschen Schwester, würde doch nicht alles verändern, nicht wahr?
    »Natürlich nicht«, sagte sie laut, zog ihren Rock glatt und ging zurück zum Haus. Eine Nacht würde nicht ein jahrelanges Zusammensein ausradieren können.

Kapitel 5
    Um vier Uhr nachmittags saßen Houston, Blair und ihre Mutter im Salon. Blair las in ihrem medizinischen Journal, die beiden anderen Frauen nähten, als die Haustür plötzlich aufflog und gegen die Wand des Vestibüls krachte.
    »Wo ist sie?« brüllte Duncan Gates, daß der Kronleuchter leise zu klirren begann. »Wo ist diese sittenlose Hure? Wo ist diese Isebel?«
    Mr. Gates stürmte in den Salon, der kräftige Leib vor Wut aufgeblasen. Er packte Blairs Arm, zog sie von ihrem Stuhl hoch, zerrte sie auf die Tür zu.
    »Mr. Gates!« rief Opal, die sofort von ihrem Sessel aufgesprungen war, »was soll das alles bedeuten?«
    »Dieses . . . diese Tochter des Satans hat die Nacht mit Leander verbracht, und obwohl sie jetzt unrein ist, plant er, sie zu einer anständigen Frau zu machen.«
    »Was?« riefen die drei Frauen gleichzeitig.
    »Leander wird diese Hure heiraten, sagte ich eben.« Damit schleppte er eine protestierende Blair hinter sich her aus dem Haus.
    »Houston«, sagte ihre Mutter. »Du und Blair — ihr habt gestern abend die Plätze getauscht, nicht wahr?«
    Houston nickte nur stumm und nahm ihre Näharbeit wieder zur Hand, als wäre nichts geschehen.
    Die Sonne ging unter, im Zimmer wurde es dunkel, und das Hausmädchen schaltete das elektrische Licht ein, doch noch immer sprachen Mutter und Tochter kein Wort.
    Houston ging nur immer wieder ein und derselbe Gedanke durch den Kopf: Es

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