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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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»Du weißt sehr genau, daß die Frauen dieser Stadt wütend über ihn waren, weil er sie nicht beachtete, und deswegen allerlei böse Gerüchte über ihn erfanden. Warum sollten die Männer sich besser verhalten als die Frauen? Leander erzählte mir von ein paar Männern in der Stadt, die versuchten, Mr. Taggert eine erschöpfte Goldmine und ähnliche Sachen anzudrehen. Vielleicht hat einer von diesen Männern solche Gerüchte in die Welt gesetzt.«
    »Was ich über ihn gehört habe, stammt aus einer zuverlässigen Quelle«, sagte Duncan.
    Houston schwieg einen Moment still. »Jacob Fenton«, sagte sie leise und sah an dem Mienenspiel auf Duncans kantigem Gesicht, daß sie richtig geraten hatte. »Nach den Gerüchten, die ich gehört habe«, fuhr Houston fort, »hat Mr. Taggert es gewagt, Jacob Fentons achtbarer Tochter Pamela Avancen zu machen. Ich weiß noch, wie die Leute hinter seinem Rücken flüsterten, es wäre eine Schande, wie er seine Tochter verzöge. Ist es da verwunderlich, wenn er heute den Mann haßt, der einmal sein Stallbursche war und die Kühnheit besaß, seiner verwöhnten Tochter einen Heiratsantrag zu machen?«
    »Willst du damit sagen, daß Fenton ein Lügner ist?« meinte Duncan erbost. »Hat für dich das Wort eines frisch hierhergezogenen Emporkömmlings ein größeres Gewicht als die Meinung einer alteingesessenen Familie, die du dein Leben lang gekannt hast?«
    »Wenn ich Kane Taggert heirate — und ich sagte, wenn — jawohl, dann werde ich ihm eher glauben als den Fentons. Und nun entschuldige bitte, daß ich dieses Gespräch nicht fortsetzten möchte — ich fühle mich plötzlich sehr müde. Ich glaube, ich muß mich einen Moment hinlegen.«
    Sie zog sich mit so viel Anstand zurück, wie es sich für eine Lady gehörte. Sie rauschte aus dem Salon. Oben in ihrem Zimmer war es dann mit ihrer Fassung zu Ende. Sie brach über ihrem Bett zusammen.
    Kane Taggert heiraten? überlegte sie. Einen Mann heiraten, der redete wie ein Cowboy und Manieren hatte wie ein Postkutschenräuber? Einen Mann heiraten, der sie ohne jeden Respekt behandelte? Einen Mann heiraten, der sie aus seiner Kutsche zog, als wäre sie ein Sack Kartoffeln? Einen Mann heiraten, der sie küßte wie ein Küchenmädchen?
    Sie setzte sich kerzengerade auf. »Soll ich einen Mann heiraten, bei dem ich rot sehe, wenn er mich küßt — mit kleinen silbernen und goldenen Funken, wie Blair mir erzählte?« sagte sie ganz laut.
    »Warum eigentlich nicht?« flüsterte sie dann, ließ sich wieder aufs Bett zurückfallen und begann zum erstenmal ernsthaft über diese Frage nachzudenken.

Kapitel 6
    Spätestens am nächsten Morgen war Houston dann zu der Überzeugung gelangt, daß sie unmöglich, unter gar keinen Umständen Mr. Taggert heiraten könne. Ihre Mutter schniefte ununterbrochen am Frühstückstisch und rief ein paarmal schluchzend: »Meine schönen Töchter — was wird nur aus ihnen werden?«, während Blair und Duncan sich stritten, ob Blair nun endgültig Houstons Leben zerstört habe. Houston war sich gar nicht so sicher, daß es ein Streitgespräch war; denn sie schienen diesmal einer Meinung zu sein.
    Houston schaltete sich in dem Moment in die Debatte ein, als behauptet wurde, Kane Taggert wäre für sie ein Instrument, mit dem sie sich selbst für den Verlust von Leander bestrafen wollte. Aber niemand schien zu hören, was Houston sagte, und da Blairs trostlose Verfassung offenbar durch kein Argument zu erschüttern war, gab Houston es schließlich auf, den beiden zuzuhören. Aber weil sie zur Ursache so vieler Tränen geworden war, kam sie zu dem Entschluß, daß sie Mr. Taggert nicht heiraten könne.
    Gleich nach dem Frühstück begannen die Leute bei ihnen >reinzuschauen<.
    »Ich war gerade dabei, einen Apfelkuchen zu backen, als mir einfiel, wie gerne du ihn ißt, Opal. Also habe ich gleich zwei gebacken und dir einen mitgebracht. Wie geht es den Zwillingen?«
    Am späten Vormittag war das Haus mit Leuten und Lebensmitteln überfüllt. Mr. Gates blieb über Mittag in der Brauerei und ließ sich von dem Hausmädchen das Essen in sein Büro bringen; also mußten Houston, Blair und Opal allein mit den Leuten fertig werden.
    »Hast du dich wirklich auf den ersten Blick in Mr. Taggert verliebt, Houston?«
    »Nehmen Sie doch noch ein Stück Apfeltorte, Mrs. Treesdale«, antwortete Houston.
    Um elf Uhr gelang es Blair, sich unbemerkt durch die Hintertür zu entfernen, und ließ Opal und Houston allein auf der Wallstatt

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