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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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die Blumen zum Schmücken der Räume und stellte das Menü zusammen, das den Gästen serviert werden sollte.
    »Seit wieviel Tagen hast du Kane jetzt nicht mehr gesehen, Liebes?« fragte Opal.
    »Das sind doch nur Stunden, Mutter«, antwortete Houston, drehte sich aber zur Seite, damit Opal ihr Gesicht nicht sah. Sie würde sich Kane nicht ein zweites Mal an den Hals werfen. So eine Dummheit machte sie nur einmal.
    Am Sonntag gab es noch andere Dinge zu bedenken. Mr. Gates brüllte um fünf Uhr morgens das ganze Haus zusammen, weil Blair die ganze Nacht hindurch außer Haus gewesen sei. Opal versicherte ihm, sie sei mit Lee zusammen gewesen; machte damit die Sache aber nur noch schlimmer. Er brüllte, Blair würde ihre ganze Reputation verlieren, und bestand darauf, daß Lee sie noch heute heiraten müßte.
    Endlich gelang es Opal und Houston, ihn dazu zu bewegen, sich mit ihnen an den Frühstückstisch zu setzen. Kaum hatten sie einen Bissen zu sich genommen, als Blair und Leander in den Salon kamen.
    Und was für einen Anblick die beiden boten! Blair trug ein seltsames Gewand aus marineblauem Stoff, dessen Rock ihr kaum bis zu den Knöcheln reichte. Ihr Haar war aufgelöst und hing ihr über die Schultern herunter, und sie war über und über mit Modder, Kletten und Flecken bedeckt, die wir gestocktes Blut aussahen.
    Lee sah auch nicht besser aus, trug nur Hemd und Hose, und man konnte ein paar Löcher im Ärmel und in den Hosenbeinen erkennen.
    »Lee«, fragte Opal mit atemloser Stimme, »sind das Schußlöcher?«
    »Wahrscheinlich«, sagte er mit einem gutmütigen Grinsen. »Sie sehen, daß ich sie sicher und heil wieder daheim abliefere. Ich muß selbst gleich nach Hause und ein paar Stunden schlafen. Ich habe heute nachmittag schon wieder Dienst.« Er drehte sich Blair zu und streichelte ihr die Wange. »Gute Nacht, Doktor.«
    »Gute Nacht, Doktor«, sagte sie, und dann war er schon wieder aus dem Salon.
    Einen Moment lang war keiner zu einer Bewegung fähig. Sie starrten alle auf die vor Schmutz starrende Gestalt von Blair. Obwohl sie allem Anschein nach drei Katastrophen entronnen war, hatte sie einen Glanz in den Augen, den man fast als Feuer bezeichnen konnte.
    Houston stand vom Tisch auf, und als sie ihrer Schwester etwas näher kam, konnte sie diese auch riechen.
    »Was klebt denn da in deinem Haar?«
    Blair grinste idiotisch. »Pferdedung, möchte ich meinen. Aber zum Glück nur in den Haaren, nicht auch im Gesicht.«
    Houston konnte hören, wie Mr. Gates jetzt hinter sie trat. »Hinauf!« befahl er.
    Houston führte Blair ins Badezimmer, drehte beide Hähne über der Wanne auf und begann, ihre Schwester auszukleiden. »Wo hast du denn diesen ausgefallenen Anzug her?«
    Als Blair erst einmal angefangen hatte, zu reden, war sie nicht mehr zu bremsen. Houston knöpfte ihr den Anzug im Rücken auf und löste den Knoten an einem Schuh, während Blair den anderen auszog; sie rieb die Haare ihrer Schwester mit Shampoo ein, während sich Blair den Schmutz von der Haut scheuerte. Und die ganze Zeit über redete Blair davon, was für einen wundervollen Tag sie mit Leander verbracht hatte, und erzählte die schauerlichsten Geschichten von Maden, Schießereien zwischen Viehzüchtern, durchschnittenen Arterien und einem Ringkampf mit einer Frau. Und in jeder dieser Geschichten spielte Leander die Hauptrolle, rettet diesem und jener das Leben und einmal sogar Blair.
    Houston vermochte kaum zu glauben, daß dieser Leander, über den Blair sich so sehr begeisterte, der abgeklärte, distanzierte Mann war, den sie jahrelang gekannt hatte. Nach Blairs Schilderung war Leander ein wahres Wunder, was seine Eigenschaften als Mediziner betraf.
    »Vierzehn Löcher hatte dieser Mann in seinen Gedärmen! Und Lee hat sie alle genäht«, sagte Blair, als Houston ihr das Haar ausspülte und zum zweitenmal mit Shampoo einseifte. »Vierzehn.«
    Je mehr Blair redete, um so elender fühlte sich Houston. Leander hatte sie nicht ein einziges Mal so angesehen, wie er Blair an diesem Morgen angeschaut hatte. Und er hatte sie nie bei seinen Visiten mitgenommen. Nicht, daß sie sich die Arbeitsweise eines menschlichen Verdauungstraks gern von innen angesehen hätte; aber etwas gemeinsam zu erleben — darauf hätte sie größten Wert gelegt.
    Blair besaß Leander schon nach wenigen Tagen auf eine Weise, wie er Houston nie gehört hatte. Und nun schien sie auch Kane nicht zu besitzen. Sollte sie zu ihm gehen? Sie mußten sich ja vor der

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