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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Hochzeit noch einmal treffen, um den Ablauf dieses Tages zu besprechen. Houston stellte sich vor, wie sie zu ihm ins Haus kam. Zweifellos würde er sagen: »Ich wußte, daß du nachgeben würdest. Du konntest mir nicht lange fernbleiben.«
    Den ganzen Samstag hindurch, während Blair schlief, hoffte Houston, daß Kane sie besuchen würde. Aber er tat es nicht.
    Am Sonntag zog sie einen Rock aus grauem Serge an, eine dunkelgrüne Bluse aus plissierter Surahseide und ein graues Figar-Jäckchen und begab sich nach unten, um mit ihrer Familie den Gottesdienst zu besuchen.
    Als die Gemeinde in den Kirchenstühlen saß und ihre Gesangsbücher aufschlug, wurde es plötzlich ganz still im Raum.
    »Rück ein Stück«, sagte Kane zu Houston.
    Erschrocken rutschte sie etwas zum Ende der Bank hin, damit er neben ihr Platz finden konnte. Den ganzen Gottesdienst hindurch saß er stumm da und blickte mit gelangweilten Augen zu Reverend Thomas hinauf. Kaum war die letzte Hymne gesungen, als er Houston schon am Arm faßte. »Ich will mit dir reden.«
    Er zerrte sie förmlich aus der Kirche und übersah alle Leute, die versuchten, mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Er hob sie auf den Sitz seiner alten Kalesche, schwang sich auf den Kutschbock hinauf und ließ die vier Pferde so heftig antraben, daß Houston ihren Hut festhalten mußte.
    »Also«, sagte er, als er die Chaise abrupt am Südrand der Stadt unter ein paar Pappelbäumen in der Nähe des Wasserwerks anhielt, »was hattest du mit Marc Fenton zu schaffen?«
    Ganz gleich, wie Kane in Houstons Erinnerung lebte: In Wirklichkeit war er stets gewaltiger, als sie ihn sich vorgestellt hatte.
    »Ich habe Marc mein Leben lang gekannt«, sagte sie kühl. »Und ich darf mich doch wohl mit einem Freund treffen, wenn mir der Sinn danach steht. Zudem war meine Mutter in meiner Nähe.«
    »Glaubst du, das wüßte ich nicht? Deine Mutter ist eine vernünftige Frau.«
    »Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst.« Sie begann, mit ihrem Parasol zu spielen.
    »Was hattest du mit Marc Fenton zu schaffen?« fragte er abermals und lehnte sich bedrohlich zu ihr hinüber.
    Houston beschloß, ihm die Wahrheit zu sagen. »Mein Stiefvater nahm mir das Versprechen ab, mich bei so vielen Leuten, wie es mir in dieser kurzen Zeit möglich wäre, nach dir zu erkundigen. Mr. Gates traf für mich eine Verabredung mit Marc, damit er mir Auskünfte geben sollte über dich. Ich hatte mich zunächst an Mr. Fenton selbst gewandt; aber er lehnte es ab, mir etwas über dich zu sagen.« Sie sah ihn mit funkelnden Augen an. »Und ich werde mich vermutlich noch mit Miss Lavinia LaRue über dich unterhalten.«
    »Viney?« fragte er und grinste dann. »Gates hat dir diesen Rat gegeben? Nicht übel. Ich frage mich, wieso er eigentlich nie zu Geld gekommen ist. Moment mal: Was passiert, wenn du jemanden fragst und dieser — oder diese — sagt, ich wäre ein Taugenichts?«
    »Dann würde ich mir noch einmal überlegen, ob ich dich heirate oder nicht.«
    Sie hätte nicht geglaubt, daß er darauf so wütend reagieren würde.
    »Wir sollen morgen in einer Woche getraut werden; doch du brächtest es fertig, die Heirat noch in letzter Minute abzublasen? Nur weil jemand sagen könnte, ihm gefiel der Schnitt meiner Hemden nicht? Ich sage Ihnen etwas, Miss Chandler: Sie können jeden Mann fragen, mit dem ich bisher geschäftlich zu tun hatte, und jede Frau, mit der ich bisher geschlafen habe; wenn sie ehrlich sind, werden Sie von ihnen hören, daß ich in meinem Leben noch nie einen Menschen betrogen habe.«
    Er stieg vom Kutschbock herunter und trat unter einen Baum, den Blick auf den fernen Horizont gerichtet.
    »Verdammt; aber Edan hat mir ja gleich gesagt, eine Lady würde mir nichts als Ärger einbringen. Er sagte: >Kane, heirate ein Bauernmädchen, zieh aufs Land und züchte Pferde.< Er hat mich davor gewarnt, mich mit einer Lady einzulassen.«
    Houston gelang es endlich, aus eigener Kraft die Kalesche zu verlassen. »Ich wollte Sie nicht ärgern«, sagte sie leise.
    »Mich nicht ärgern?« brüllte er ihr ins Gesicht. »Seit ich dich kenne, habe ich keine ruhige Minute mehr. Ich bin reich, ich sehe nicht so ganz schlecht aus, ich mache dir einen Heiratsantrag, und du lehnst ihn einfach ab! Dann höre ich nichts mehr von dir und erfahre, daß deine Schwester den Mann heiraten wird, in den du so irrsinnig verliebt warst. Aber du willst mich immer noch nicht heiraten. Dann vielleicht doch. Dann vielleicht doch wieder

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