Herz aus Eis
Panne am Altar passiert ist«, begann sie. »Ich bin überzeugt, da muß sich ein Fehler bei der Planung eingeschlichen haben.«
»Du hattest nicht Westfield heiraten wollen?«
»Nein! Es war ein Mißverständnis. Das ist alles.«
Er machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu. »Ich habe heute auf etwas verzichtet, weil ich den Gedanken, dich demütigen zu müssen, nicht ertragen konnte.« Er maß sie mit einem kalten Blick. »Einen Lügner konnte ich noch nie ausstehen.« Er warf ihr ein Blatt Papier zu.
Houston bückte sich und hob es auf. Es war ein Billett, in Schönschrift verfaßt, das lautete: »Ich werde heute rote Rosen im Haar tragen.« Unterzeichnet war es mit Houston Chandler.
»Zur Hölle mit dir, Lady Chandler. Ich habe mich fair dir gegenüber verhalten; doch du . . .« Er drehte sich von ihr weg. »Behalte das Geld. Behalte das Haus. Du hast hart genug dafür gearbeitet. Und du brauchst dich dafür auch nicht zu opfern. Vielleicht kannst du Westfield dazu bewegen, daß er dir die Jungfernschaft nimmt, die du so sorgfältig zu behüten wußtest.« Damit ging er auf die Tür zu.
»Kane«, rief sie ihm nach; aber er war schon aus dem Büro.
Sie ließ sich schwer auf einen der beiden Eichenstühle fallen.
Ein paar Minuten später trat Blair ins Büro. »Ich schätze, wir sollten jetzt nach draußen gehen und die Hochzeitstorte anschneiden«, sagte sie kleinlaut. »Du und Taggert. . .«
Nun kam Houstons ganzer Zorn an die Oberfläche, und sie fuhr vom Stuhl auf und ging mit flammenden Augen auf ihre Schwester los. »Du bringst es nicht einmal fertig, seinen Vornamen in den Mund zu nehmen, wie?« sagte sie wütend. »Du glaubst, er hat keine Gefühle! Deshalb fand er vor deinen Augen keine Gnade, und du glaubtest, du hättest ein Recht dazu, mit ihm zu verfahren, wie es dir beliebt.«
Blair wich einen Schritt vor ihr zurück. »Houston, was ich getan habe, tat ich dir zuliebe. Ich wollte, daß du glücklich wirst.«
Houston ballte die Hände an den Seiten zu Fäusten und rückte noch dichter an Blair heran, bereit zum Kampf. »Glücklich? Wie kann ich glücklich sein, wenn ich nicht einmal weiß, wo mein Mann sich befindet? Dir verdanke ich es, daß ich vielleicht nie erfahre, was es bedeutet, glücklich zu sein.«
»Mir? Was habe ich denn anderes getan, als alles zu versuchen, was in meiner Macht steht, um dich glücklich zu machen? Ich versuchte, dir zu helfen, damit du wieder zur Vernunft kommst und erkennst, daß du diesen Mann nicht seines Geldes wegen zu heiraten brauchst. Kane Taggert . . .«
»Du hast wohl immer noch nicht begriffen, wie?« fiel Houston ihr ins Wort. »Du hast einen stolzen, empfindsamen Mann vor Hunderten von Gästen gedemütigt und bist dir dessen nicht einmal bewußt!«
»Ich nehme an, du sprichst von der scheinbaren Verwechslung der Bräute. Das habe ich dir zuliebe so arrangiert, Houston. Ich weiß, daß du Leander liebst, und ich war bereit, Taggert zum Mann zu nehmen, damit du mit Leander glücklich werden konntest. Ich bedaure zutiefst, was ich dir angetan habe. Es war nie meine Absicht gewesen, dich so unglücklich zu machen. Ich weiß, daß ich dein Leben ruiniert habe; aber ich versuchte den Schaden wieder gutzumachen, den ich angerichtet habe.«
»Ich, ich, ich. Das ist alles, was du sagen kannst. Du hast mein Leben ruiniert und redest doch nur immerzu von dir. Du weißt, daß ich Leander liebe. Du weißt, was für ein schrecklicher Mann Kane ist. Die letzte Woche hast du jede wache Minute mit Leander verbracht, und wenn man dir zuhörte, mußte man glauben, Leander sei so etwas wie ein Gott. Jedes zweite Wort von dir ist >Leander<. Ich glaube schon, daß du es gut gemeint hast heute vor dem Altar: Du wolltest mir den besten Mann zuschanzen.«
Houston beugte sich vor. »Leander vermag vielleicht deinen Körper in Brand zu stecken; doch bei mir hat er so etwas nie getan. Wenn du in letzter Zeit nicht so total mit dir selbst beschäftigt gewesen wärest, würdest du bemerkt haben, daß ich mich in einen tüchtigen, gütigen und rücksichtsvollen Mann verliebt habe. Zugegeben — er hat ein paar rauhe Kanten; aber hast du dich nicht immer beschwert, daß ich ein wenig zu glatt an den Rändern wäre?«
Blair setzte sich hin und machte ein so verdattertes Gesicht, daß es fast komisch war. »Du liebst ihn? Taggert? Du liebst Kane Taggert? Aber das begreife ich nicht. Du hast immer Leander geliebt. Solange ich zurückdenken kann, hast du ihn
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