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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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war das nur eine Formsache. Blair hatte als Ärztin mehr klinische Erfahrung als viele ihrer seit Jahren praktizierenden männlichen Kollegen.
    Am Morgen des Eröffnungstages war Blair so nervös, daß sie sich den Kaffee über den Rock goß und ihr das Brötchen vom Teller auf den Teppich sprang. Schuldbewußt bückte sie sich, um es wieder aufzuheben, und blickte dabei zur Küche hinüber.
    Lee legte beruhigend seine Hand auf die ihre. »Sie wird dich schon nicht beißen, Darling.«
    »Vielleicht nicht dich; aber was mich betrifft, bin ich mir da gar nicht so sicher.« Vor ein paar Tagen hatte die Haushälterin-Köchin, die Houston ihnen besorgt hatte, ihren Dienst bei den Westfields angetreten, und Blair fand sie geradezu furchterregend: zwar klein von Statur, aber mit stahlgrauem Haar, harten schwarzen Augen und einem schmalen Schlitz als Mund. Mrs. Shainess reichte Blair zwar nur knapp bis zu den Schultern; aber jedesmal, wenn sie ins Zimmer kam, wurde Blair ganz steif. Sie fühlte sich in der Gegenwart dieser kleinen Person unsicher und unbeholfen. Diese war kaum eine Stunde im Haus gewesen, als sie bereits über Blairs magere Garderobe herfiel und Blair mit dürren Worten erklärte, sie suche nach Kleidungsstücken, die repariert oder gereinigt werden müßten. Schließlich hatte sie seufzend alles, was sie in Blairs Kleiderschrank fand, zu einem kleinen Bündel zusammengelegt, und danach hatte es stundenlang im ganzen Haus nach Chemikalien gerochen, als die Frau die Sachen in der Küche reinigte.
    Abends, als Blair und Lee vom Krankenhaus zurückkamen, hatte Mrs. Shainess Lee beiseite genommen und unter vier Augen mit ihm geredet. Später hatte Lee Blair dann mit einem Lächeln mitgeteilt, Mrs. Shainess meinte, ihre Garderobe könne man keineswegs als eine einer Lady angemessene Ausstattung bezeichnen, und sie müsse sich gleich morgen bei Houstons Schneiderin vorstellen.
    Blair hatte versucht, ihm das auszureden; aber Leander hatte nicht auf sie hören wollen. Sie machte sich schon Sorgen genug wegen der Schulden, die Lee zweifellos wegen ihres neuen Krankenhauses hatte, und wollte ihm nicht noch mehr Kosten aufbürden. Und daher war sie entschlossen, sehr, sehr wenig zu bestellen. Als sie sich am nächsten Tag bei der Schneiderin einfand, mußte sie jedoch feststellen, daß Lee bereits bei der Schneiderin angerufen und doppelt so viele Kleider für sie geordert hatte, als Blair ihrer Ansicht nach jemals brauchen würde. Aber als sie die hübschen Sachen anprobierte, war sie doch so davon angetan, daß sie rasch mit ihrer neuen Kutsche wieder nach Hause fuhr, um sich bei Lee dafür auf eine Weise zu bedanken, die ihm, wie sie wußte, am meisten Freude machen würde.
    Nur traf sie ihn dann, als er sie ins Wohnzimmer hereinkommen hörte, mit einem Brief an, den er rasch zerknüllte, auf den Kaminrost warf und dort mit einem Streichholz anzündete.
    Blair fragte ihn nicht, was in diesem Brief gestanden hatte, da sie nicht wieder von ihm hören wollte, sie dürfe das nicht wissen oder würde es nicht verstehen. Doch ihre ganze Begeisterung über ihre neuen Kleider war in diesem Moment verflogen, und sie versuchte den ganzen Abend über eine logische Erklärung für Lees Handlungsweise zu finden. Er half einem anderen Menschen; er brauchte dringend Geld; er war ein Krimineller; er war ein Pinkerton-Agent. Nachts liebten sie sich dann sacht und zärtlich, und Blair klammerte sich an ihn. Sie näherte sich rasch dem Punkt, wo es ihr gleichgültig wurde, was Lee trieb, wenn er nicht seinem Beruf nachging. Ihretwegen hätte er der Besitzer aller Spielhöllen in der River Street sein können, und sie war sich fast sicher, daß sie das nicht stören würde.
    An dem Tag, wo die Westfield-Klinik offiziell eröffnet wurde, mußte Lee gleich nach dem Frühstück in die >Windlass<-Zeche fahren, wo ein Stollen eingestürzt war. Blair wollte ihn dorthin begleiten; aber er schickte sie in die Klinik, um die Patienten zu versorgen, die sich dort zur Behandlung einstellten.
    Als sie um acht Uhr morgens in die Klinik kam, warteten dort bereits Lees Operationsschwester, Mrs. Krebbs, und drei Patientinnen. Mrs. Krebbs, kühl wie immer, nickte ihr kurz zu, und Blair ging in die Chirurgie, um die Instrumente und die Vorräte an Verbandszeug und Arzneimitteln zu überprüfen.
    »Hier entlang«, sagte Blair und geleitete ihre erste Patientin in das Untersuchungszimmer.
    »Wo bleibt denn der Doktor?« fragte die Frau und drückte ihre

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