Herz aus Feuer
er hier gesucht haben mag; aber mir ist es hier zu zugig. Wir haben noch eine Menge vorzubereiten und kaum genug Zeit dafür.«
LeGault folgte ihr stumm zu dem Versteck ihrer Pferde. »Die Frau, mit der Westfield verheiratet ist«, sagte er, als er die Hand auf den Sattelknopf legte, »das ist doch eine Chandler, nicht?«
»Ja — heißt genauso wie die Stadt, in der sie wohnt.«
»Du meinst wohl, die Stadt wurde nach ihr getauft. Es gibt keinen besseren, angeseheneren Namen in Chandler als den ihren.«
»Was willst du damit sagen?«
»Du hast doch Westfield und seine Braut zusammen erlebt. Was würde sie deiner Meinung nach für ihn tun, wenn er in Schwierigkeiten ist?«
»Tun?« Françoise sah wieder vor sich, mit welchen Augen Blair Westfield betrachtet hatte: als könnte er jeden Moment verschwinden und sie sich an seinen Rockschoß hängen, sobald sein Bild zu verblassen begann. »Ich glaube, sie würde für diesen Mann alles tun.«
LeGault zeigte lächelnd seine weißen, ebenmäßigen Zähne. »Ich weiß nicht, was wir soeben als Zeugen miterlebt haben; aber das werde ich schon noch herausfinden. Und wenn ich es herausgefunden habe, werden wir Zusehen, ob wir das zu unserem Vorteil ausnützen können. Wir brauchen jemand, der unsere Ladung aus Chandler herausbringt.«
Françoise begann ebenfalls zu lächeln. »Und wer wäre dafür besser geeignet als eine Chandler?«
Leander und Blair arbeiteten drei Tage lang in ihrer neuen Klinik, ehe sie diese mit Hilfe mehrerer Handwerkskolonnen betriebsfertig gemacht hatten. Am Abend des dritten Tages kletterte Leander auf eine Leiter und brachte ein großes Schild über dem Eingang an: >Westfield-Frauenklinik<.
Als er wieder von der Leiter herunterstieg, sah er, wie Blair das Schild so strahlend betrachtete wie ein Kind, das zum erstenmal in seinem Leben Eiskrem gegessen hatte.
»Komm herein«, sagte er. »Ich habe eine Feier für uns vorbereitet.« Als Blair sich nicht von der Stelle rühren wollte, faßte er sie bei der Hand und zog sie in das Gebäude hinein.
Unter einem Deckel aus Eichenholz lagen zwei Flaschen Champagner auf Eis in einem Spülbecken.
Blair wich einen Schritt zurück. »Lee, du weißt ganz genau, was passiert, wenn ich ein Glas Champagner trinke.«
»Das vergesse ich auch nicht so schnell«, sagte er, während er den Korken knallen ließ, ein Kristallglas von einer Vitrine nahm, es mit Champagner füllte und ihr zureichte.
Blair nahm vorsichtig einen Schluck, blickte ihn über den Rand des Glases hinweg an, trank den Champagner aus und hielt es ihm wieder zum Nachfüllen hin.
»Und deine Stellung im St.-Joseph-Spital? Reut es dich nicht, daß du sie nicht antreten kannst?«
Sie hielt den Blick auf den Champagner gerichtet, der in ihrem Glas perlte. »Und darauf verzichten, mit dem Mann zusammenzuarbeiten, den ich liebe? He!« rief sie, als er mit dem Einschenken nicht aufhörte und der Champagner überschäumte. Sie sah hoch in seine brennenden Augen.
»Für wie lange?« flüsterte er.
Blair versuchte, sich unbefangen zu geben. Die Worte waren ihr einfach so herausgesprudelt. »Vielleicht für immer. Vielleicht habe ich dich schon geliebt, als ich dich zum erstenmal sah. Vielleicht habe ich alles versucht, um mich in einen Haß auf dich hineinzusteigern — wahrscheinlich, weil Houston dich zuerst für sich beanspruchte. Doch alles, was ich gegen dich unternahm, schien nicht gefruchtet zu haben: du bist immer als Sieger daraus hervorgegangen.«
Leander stand einen Schritt von ihr entfernt; doch das Feuer in seinen Augen zog sie näher an ihn heran. »Ich habe also meine Prüfung bei dir bestanden, ja? Wie Herkules und seine Arbeiten.«
»So schlimm war es nun wieder nicht.«
»Nein? Nur fragen mich heute noch die Leute, ob ich nicht mal wieder zum Rudern ginge. Und wir wollen auch nicht die Vertauschung der Braut vergessen, weil jetzt jeder von mir erfahren möchte, ob ich wüßte, welche von den beiden Zwillingsschwestern ich nun wirklich geheiratet habe.«
»Aber du findest keine Blindschleichen mehr zwischen deinen Pausenbroten«, sagte sie mit tiefem Ernst.
Leander stellte sein und ihr Champagnerglas auf den Rand der Spüle und trat auf sie zu. »Du hast eine Menge bei mir gutzumachen.«
»Ich werde immer dafür sorgen, daß dein Skalpell scharf bleibt«, sagte sie und wich dabei einen Schritt vor ihm zurück.
Leander stand da, sagte kein Wort, sah sie nur an. Draußen war es schon fast dunkel, und im Operationsraum der
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