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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ich wäre zu feige dazu? Bildest du dir etwa ein, ich hätte Angst vor der Dunkelheit?«
    Lee schwieg einen Moment, und als er wieder zu sprechen anfing, war seine Stimme nicht viel lauter als ein Flüstern: »Du bist kein Feigling, Blair. Ich bin feige. Du fürchtest dich nicht, etwas zu tun, was dich zutiefst erschreckt; aber ich habe eine viel zu große Angst davor, daß ich dich verlieren könnte, wenn ich dir noch einmal erlaubte, das zu tun, was du heute getan hast. Dir mag die Art nicht gefallen, in der ich dir das sage; aber am Ende läuft es immer auf das gleiche hinaus: Du mußt dich von den Kohlebergwerken fernhalten.«
    Blair schien in diesem Moment von allen Empfindungen, die sie bisher in ihrem Leben erfahren hatte, überschwemmt zu werden. Sie war wütend über Lees Hoffart. So wie Nina es ihr beschrieben hatte, war auch sie empört über seine anmaßende Art, ihr etwas zu verbieten. Doch gleichzeitig hatte sie seine Worte im Ohr, mit der er sein Verbot begründete. Sie war einfach nicht gut genug für diesen Job. Auch Houston fuhr in die Kohlengruben; aber wenn man ihr Fuhrwerk durchsuchte, würden die Wächter nur Tee und Kinderschuhe finden, die in der Ladung versteckt waren. Das war überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was sie in die Lager schmuggelte. Und Lee hatte auch gesagt, daß er sich Sorgen machte, was für einen Schaden diese Aufrufe anstiften konnten. Sie hatte eines von diesen Flugblättern gelesen: Es strotzte von gehässigen Bemerkungen und Anwürfen. Sie waren in einem Stil verfaßt, der Männer dazu verleiten konnte, erst zu handeln und später erst über die Folgen ihres Tuns nachzudenken.
    Sie blickte zu Lee hoch, der sie beobachtete. »Ich ... ich wollte dich nicht so furchtbar erschrecken«, stammelte sie. »Ich . . .« Sie sagte nichts mehr, als Lee ihr die Arme entgegenhob und sie zu ihm lief.
    »Habe ich dein Versprechen?« fragte er, sein Gesicht in ihrem Haar vergrabend.
    Blair wollte darauf antworten, daß sie ihm das Versprechen nicht geben könne, als ihr einfiel, daß es vielleicht noch andere Möglichkeiten gab, die Zeitungen in die Kohlengruben einzuschleusen - ein subtileres Verfahren, das niemand in die Gefahr brachte, erschossen zu werden.
    »Ich verspreche, daß ich nie mehr Flugblätter der Gewerkschaft in ein Kohlenbergwerk transportieren werde.«
    Er zog ihren Kopf nach hinten, um ihr ins Gesicht schauen zu können. »Und was passiert, wenn jemand mich nach einem Grubenunglück in eine Zeche bestellt und du den Anruf entgegennimmst?«
    »Nun, Lee, ich werde wohl diesem Ruf . . .«
    Der Griff seiner Hand in ihrem Nacken wurde fester. »Weißt du - ich hänge wirklich an dieser Stadt und würde nur sehr ungern woanders hinziehen; aber es könnte der Tag kommen, wo ein Umzug unvermeidlich wird und ich mir, sagen wir, irgendwo im Osten von Texas eine Wohnung suchen muß, wo es so gut wie gar keine Menschen gibt. Einen Ort, wo meine Frau unmöglich in Gefahr geraten kann.« Er bekam ganz schmale Augen. »Und ich werde Mrs. Shainess und Mrs. Krebbs bitten, bei uns im Haus zu wohnen.«
    »Eine grausame und unmenschliche Strafe. Also gut, ich werde den Kohlengruben fernbleiben, solange du mich nicht dorthin begleitest. Aber wenn du mich jemals bei einem Fall brauchen solltest . . .«
    Er brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen. »Sollte dieser Fall eintreten und ich dich brauchen, muß ich auch wissen, wo du bist — immer, zu jeder Sekunde, Tag und Nacht.«
    »Es gibt viele Zeiten, in denen ich nicht weiß, wo du dich aufhältst. Ich denke doch, daß die Fairneß gebietet. . .«
    Er küßte sie abermals. »Als ich das Krankenhaus verließ, haben sie gerade zwei Fuhrwerke mit verwundeten Cowboys ausgeladen. Eine Herde ist durchgegangen, glaube ich. Ich hätte eigentlich dort bleiben und . . .«
    Sie schob ihn von sich fort. »Warum stehen wir noch hier herum? Wir müssen sofort in die Stadt!«
    »So lobe ich mir mein Mädchen«, sagte Leander, als er ihr zu ihrer Kutsche und seinem Pferd folgte.
    »Öffnen Sie das Tor!«
    Pamela Fenton Younger, die auf ihrem Pferd vor dem Eingang zur Zeche »Little Pamela« wartete, blickte zornig auf die beiden Wächter hinunter.
    Die beiden Wachen starrten zu ihr hinauf. Eine ein Meter achtzig große Lady, die auf einem siebzehn Handbreiten hohen schwarzen Hengst saß, der so machtvoll tänzelte, daß man ständig seine blanken Hufeisen sah, hatte schon etwas Furchtgebietendes. Und obwohl die Wachen durch ein dickes Balkentor von

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