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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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geben, selbst zu entscheiden, wie Ihr Leben in Zukunft aussehen soll. Mein Vater kann skrupellos sein, wenn er sich etwas vorgenommen hat.«
    Er bewegte sich nicht und sagte nichts, und als sie zu ihm hochsah, blickte er sie auf eine Weise an, daß ihr das Herz bis in den Hals hinauf sprang. Ohne zu wissen, was sie tat, fiel sie ihm in die Arme.
    Sein Kuß war sacht und zärtlich, und sie hatte ein Gefühl, als hätte sie ihr ganzes Leben lang nur auf diesen Mann gewartet.
    »Komm heute abend wieder hierher«, flüsterte er. »Um Mitternacht. In Kleidern, aus denen du leicht herausschlüpfen kannst.« Und damit schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte davon.

Kapitel 31
    Nach dem Horror dieses Morgens und den sieben Stunden, in denen sie anschließend die jungen Männer zusammengeflickt hatte, die von der durchgehenden Herde niedergetrampelt und schwer verletzt worden waren, fühlte Blair sich vollkommen ausgepumpt. Sie war so erschöpft, daß sie nicht einmal wütend wurde, als Lee einen von diesen Anrufen bekam, die seinen sofortigen Aufbruch zur Folge hatten, ohne daß sie erfuhr, weshalb und wohin.
    Als es dunkel wurde, machte sie sich auf den Heimweg und hielt unterwegs beim Telegraphenamt, um ihrer Freundin, Dr. Louise Bleeker, eine Depesche zu schicken: BRAUCHE DICH STOP HABE MEHR ARBEIT ALS ICH BEWÄLTIGEN KANN STOP KOMM SOFORT STOP BITTE STOP BLAIR
    Zu Hause ignorierte Blair die Proteste von Shainess, weil sie nichts essen wollte und sofort ins Schlafzimmer ging. Voll angezogen fiel sie auf ihr Bett.
    Sie erwachte von einem Geräusch an der Tür. Jemand mühte sich mit der Klinke ab.
    »Lee?« rief sie, bekam jedoch keine Antwort. Sie erhob sich vom Bett, ging zur Tür und öffnete sie. Leander stand mit einem zerrissenen, schmutzigen, blutbefleckten Hemd vor ihr. »Was ist passiert?« rief sie und war sofort hellwach. »Wer wurde verletzt?«
    »Ich«, sagte Leander heiser und taumelte ins Zimmer.
    Blair hatte ein Gefühl, als käme ihr der Magen hoch, und einen Moment stand sie da wie angewurzelt und sah zu, wie er auf das Bett zu wankte.
    »Du wirst mir helfen müssen«, sagte er, während er anfing, sich das Hemd auszuziehen. »Ich glaube nicht, daß es schlimm ist; aber es blutet stark.«
    Sofort fiel die Lähmung wieder von ihr ab. Sie holte ihre Ärztetasche aus dem Schrank, nahm die Scheren heraus und begann, ihm das Hemd von der Brust herunterzuschneiden. Sie legte seinen Arm auf ihre Schulter und betrachtete die Wunden. Da waren zwei lange blutige Furchen dicht übereinander an der linken Seite seines Brustkastens. An einer Stelle lagen die Rippen frei. Sie hatte schon genug Schußwunden gesehen, um sie auf Anhieb erkennen zu können. Da die Wunden stark bluteten, war eine Wundinfektion wohl kaum zu befürchten.
    Ihr Mund war ganz trocken, als sie sagte: »Das muß gereinigt werden.« Dann holte sie mit zitternden Händen Instrumente und Desinfektionsmittel aus der Tasche.
    »Blair«, sagte Lee, und der einzige Hinweis darauf, daß er starke Schmerzen hatte, war sein unregelmäßiger Atem, »du wirst mir auch noch in anderer Beziehung helfen müssen. Ich glaube, die Männer, die auf mich geschossen haben, werden wahrscheinlich hierherkommen, um mich festzunehmen.«
    Blair war so sehr mit ihren Gedanken bei seiner Verletzung, daß sie den Sinn seiner Worte nicht richtig erfaßte. Es war das erstemal, daß sie einen Menschen versorgen mußte, den sie liebte — und sie hoffte, es würde auch das letztemal sein. Sie fing an zu schwitzen, und die Haare klebten ihr auf der Stirn.
    Lee legte die Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, damit sie ihn ansehen mußte. »Hast du verstanden? Ein paar Männer verdächtigen mich, und ich vermute, daß sie in wenigen Minuten hier sein werden. Ich möchte, daß sie glauben, ich wäre den ganzen Abend über zu Hause gewesen. Ich will nicht, daß sie auf den Gedanken kommen, man habe auf mich geschossen.«
    »Und getroffen«, fügte sie mit rauher Stimme hinzu, während sie anfing, seinen Brustkorb zu bandagieren, nachdem sie die Schußwunde gereinigt hatte. »Wer sind diese Männer?«
    »Ich ... ich möchte das lieber nicht sagen.«
    Sie war schrecklich besorgt und voller Angst, weil er verwundet war, doch ein Teil von ihr wurde wütend, daß er sie zwar um Hilfe bat, ihr aber nicht sagen wollte, wobei sie ihm helfen sollte. »Es sind Pinkerton-Agenten, nicht wahr?«
    Wenigstens hatte sie die Genugtuung, daß Lee sie jetzt vollkommen entgeistert ansah. »Du

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