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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Zeit beim Abtrocknen seiner Unterarme.
    Sie waren mit dicken Muskelsträngen versehen, die er von seiner jahrelangen Arbeit als Hauer mit dem Vorschlaghammer bekommen hatte. »Und was haben Ihre Pinkertons herausgefunden?«
    »Es sind nicht meine Pinkertons, sondern die meines Vaters.« Sie pflückte eine Blüte von einer Fleißiges-Lieschen-Staude, die neben dem Felsblock wuchs, und spielte damit. »Zunächst stellten sie fest, daß vier junge Damen, durchweg aus prominenten Chandlerer Familien, sich als alte Frauen verkleiden und illegale Waren in die Lager schmuggeln, wobei man mit illegal alles bezeichnet, was meinem Vater keinen Profit einbringt.« Sie blickte zu ihm hoch. »Eine dieser jungen Damen ist inzwischen mit Ihrem Neffen verheiratet.«
    »Houston? Diese schmächtige, zerbrechliche kleine . . .« Seine Stimme verebbte. »Weiß Kane davon?«
    »Das bezweifle ich; und zudem sehe ich keine Möglichkeit, ihn zu fragen, ob oder ob nicht.« Sie betrachtete ihn eingehend. Als sie und Kane noch sehr jung gewesen waren, hatten sie eine Affäre miteinander gehabt. Sie hatten geglaubt, es wäre eine geheime Liebesbeziehung; aber in Wirklichkeit waren sie das heißeste Thema für die Klatschbasen der Stadt gewesen. Als sie dann vor einigen Wochen, am Hochzeitstag der Zwillinge, Kanes Onkel Rafe kennengelernt hatte, schien er alle Eigenschaften zu besitzen, die sie damals an Kane so sehr geliebt hatte; doch Rafe besaß auch eine weiche Seite, die sie an dem jüngeren Mann nicht hatte entdecken können. Nach der Hochzeit hatte sie sich noch tagelang Hoffnung gemacht, daß er sie anrufen oder ihr ein Billett schicken würde, doch er hatte sich nicht bemüht, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Dieser verdammte Taggert-Stolz! hatte sie geflucht. Und hatte sich gewundert, warum ein Mann wie Rafe in einem Kohlenbergwerk arbeitete. Er mußte dafür einen zwingenden Grund haben. Er war ledig und brauchte keine Familie zu versorgen.
    »Warum harren Sie hier aus?« fragte sie. »Weshalb nehmen Sie das alles auf sich?« Sie deutete mit dem Kopf auf die Straße, die zum Bergwerk führte.
    Rafe hob einen Stein auf und warf ihn hinaus in den Fluß. »Meine Brüder arbeiteten hier, und Sherwin war sterbenskrank. Er hatte eine Frau und eine Tochter zu ernähren; wollte aber von mir keine Hilfe annehmen. Auch von keinem anderen.«
    »Der Taggertsche Stolz«, murmelte sie.
    »Da ging ich zu Ihrem Vater und erklärte mich bereit, für ihn zu arbeiten, wenn er meinen Lohn Sherwin ausbezahlen würde. Ihrem Vater gefällt es, wenn ein Taggert sich seines Geldes wegen erniedrigt.«
    Sie ignorierte seine letzte Bemerkung. »Auf diese Weise bewahrte Sherwin seinen Stolz, und Sie konnten Ihrem Bruder helfen. Und was hat Ihnen das gebracht außer einem krummen Rücken unter einer Stollendecke von einem Meter zwanzig?«
    Er blickte zu ihr hoch. »Es sollte ja nur für ein paar Jahre sein — oder ist es gewesen. Mein Bruder und seine Tochter leben jetzt bei Kane und Houston.«
    »Aber Sie sind immer noch hier.«
    Rafe blickte wieder auf den Fluß hinaus und sagte nichts.
    »In dem Bericht der Pinkertons steht, daß es drei Verdächtige gibt, die Gewerkschaftsvertreter in die Zechen einschleusen könnten. Einmal ein gewisser Jeffery Smith, dann Dr. Leander Westfield, und der dritte sind Sie.«
    Rafe blickte sie nicht an. Seine Hände krampften sich um einen Stein und ließen ihn wieder los.
    »Sie wissen nichts darauf zu sagen?«
    »Arbeiten diese Pinkertons als Bergleute in der Zeche?«
    »Ich bezweifle, daß sie in Uniformen herumlaufen«, meinte sie sarkastisch.
    Er erhob sich aus der Hocke. »Wenn das alles ist, was Sie mir zu sagen haben, muß ich wieder zurück an die Arbeit. Vermutlich wissen Sie nicht, wer von den Bergleuten für die Pinkerton-Agentur arbeitet, richtig?«
    »Das weiß nicht einmal mein Vater«, sagte sie und stellte sich neben ihn. »Rafe, Sie können nicht so weitermachen. Sie müssen nicht in einer Zeche arbeiten. Ich kann Ihnen einen besseren Job verschaffen, wenn Sie wollen — jede Art von Job.«
    Er blickte sie aus schmalen Augen an. »Nennen Sie es den Taggertschen Stolz«, sagte er, als er auf sein geliehenes Pferd zuging.
    »Rafe!« Sie faßte ihn am Arm. »Ich wollte Sie nicht. . .« Sie hielt inne und ließ seinen Arm wieder los. »Ich wollte Sie warnen. Vielleicht gefällt Ihnen die Art nicht, wie ich das getan habe, und vielleicht ist Ihnen der Name meines Vaters ein Greuel; aber ich wollte Ihnen eine Chance

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