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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Leander in die Ruine zurückkam, säuberte Blair gerade die Wunde am Kinn des schweigsamen Mannes.
    »Wenn du so etwas noch einmal tust — bei Gott, dann werde ich . . .« Er brach ab, weil ihm offenbar keine Drohung einfallen wollte, die wirksam genug war für Blair.
    Er stand ganz still über ihr, während sie das Kinn des Verletzten vernähte und bandagierte, und als sie ihm das letzte Pflaster aufgeklebt hatte, packte er ihren Arm und zog sie in die Höhe.
    »Wir brechen sofort auf. Meinetwegen können sie sich gegenseitig die Köpfe wegschießen. Ich riskiere nicht dein Leben für einen von ihnen.«
    Blair hatte kaum noch Zeit, ihre Tasche zu packen, als Lee sie schon aus der Ruine fortzog.
    »Dein Mann von der Gewerkschaft ist gestern abend eingetroffen«, begrüßte Reed seinen Sohn, als dieser nach Hause kam.
    Leander wollte sich gerade an einer Stelle kratzen, die von der Rückenlehne seiner Kutsche wundgescheuert war, ließ die Hand wieder fallen und blickte seinen Vater erschrocken an. »Du hast doch hoffentlich dafür gesorgt, daß ihn niemand sieht, oder?«
    Reed warf seinem Sohn einen vernichtenden Blick zu. »Er hatte nichts anderes im Sinn als zu schlafen und zu essen, was du offenbar ein paar Tage lang nicht getan hast. Ich hoffe, du hast Blair nicht über Nacht bei dir behalten. Gates ist schon giftig genug auf dich.«
    Lee hatte nur den Wunsch, einen Happen zu essen und eine Stunde zu dösen, ehe er wieder ins Krankenhaus mußte; aber es sah nicht so aus, als ob ihm dafür Zeit bliebe. »Ist er bereit?«
    Reed schwieg einen Moment still, betrachtete seinen Sohn mit einem Gefühl, als sähe er ihn zum letztenmal lebendig vor sich. Er hatte immer dieses Gefühl, ehe Lee das Haus verließ, um einen Vertreter der Gewerkschaftsbewegung in eines der Bergwerkslager zu schmuggeln. »Er ist bereit«, war alles, was Reed schließlich sagte.
    Auf müden Beinen schleppte sich Lee wieder hinüber in die Ställe und schickte den Stalljungen mit einem Auftrag fort, während er sich daran machte, neu anzuschirren. Sein Appaloosa war zu müde, nachdem er die ganze Nacht hindurch unterwegs gewesen war, und deshalb spannte er eines von seines Vaters Pferden vor seine Kutsche. Dann blickte er sich um, ob niemand in der Nähe war, und ging dann zur Hintertür, um den Mann zu holen, der dort neben seinem Vater wartete. Lee warf nur einen kurzen Blick auf den jungen Mann, doch er bemerkte das gleiche Licht in seinen Augen, das alle Leute von der Gewerkschaft hatten: ein Feuer von einer so brennenden Intensität, das er wußte, er mußte ihn nicht erst auf die Gefahr hinweisen, die sie beide auf sich nahmen, weil diese Männer diese Gefahr verachteten. Was sie taten, der Zweck, für den sie kämpften, war ihnen wichtiger als ihr Leben.
    Leander hatte die meisten Geräte, die er für seinen Beruf benötigte, aus dem Kutschkasten entfernt — aus dem Kasten unter dem Sitzbrett, dessen Größe Blairs Neugierde geweckt hatte — und ließ nun den Mann in die freigewordene Öffnung steigen. Sie sprachen alle drei kein Wort, weil sich jeder der Risiken nur zu bewußt war, die mit dieser Fahrt verbunden waren. Die Wächter der Bergwerkslager würden zuerst schießen, um zu töten, und hinterher den toten Männern Fragen stellen.
    Reed reichte Lee eine aus Papiermache gefertigte Abdeckung zu, die in die Fugen an den Seitenwänden des Kastens eingepaßt war und über dem Mann einrastete, der sich in das Fach gelegt hatte. Wer nicht genauer hinsah, glaubte, der Kutschkasten sei mit Decken gefüllt, einer Schrotflinte, mit Stricken und einer Säge — alles Dinge, die fast jeder, der eine Kutsche besaß, mit sich führte. Obendrauf stellte Lee nun seine Arzttasche.
    Einen Moment lang spürte Lee die Hand seines Vaters auf seiner Schulter. Dann brauste er schon im Galopp vom Hof.
    Leander fuhr so rasch wie er konnte, ohne dem Mann im Kutschkasten unzumutbare Schmerzen zuzufügen. Vor zwei Wochen halte sein Vater ihm wieder einmal ins Gewissen geredet, daß er nicht sein Leben damit riskieren sollte, die Gewerkschaftsvertreter in die Kohlenbergwerke einzuschmuggeln; denn wenn er dabei ertappt wurde und wider Erwarten mit dem Leben davonkam, würde kein Gericht in diesem Land seine Handlungsweise billigen.
    Als Leander sich der Kreuzung näherte, wo die Straße zu den Kohlengruben abzweigte, ließ er das Pferd im Trab gehen und beobachtete seine Umgebung, ob jemand in seiner Nähe war, der nicht hierhergehörte. Mit einem Lächeln

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