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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ein Mann mit schneeweißem Gesicht auf dem Boden und hielt sich den Bauch.
    »Kennst du dich mit Chloroform aus?« fragte Lee, während er sich die Hände sterilisierte.
    Blair nickte und begann, Flaschen und Kerzen auszupacken. »Kann er Alkohol vertragen?« fragte sie die beiden, die in der Wohnstube unter dem Fenster kauerten.
    »Klar kann er das«, sagte der Cowboy verwundert. »Aber wir haben keinen Brandy im Haus. Haben Sie welchen?«
    Blair war geduldig. »Ich versuche, auszurechnen, wieviel Chloroform ich ihm geben muß. Ein Mann, der eine Menge Whisky trinken kann, ehe er einen Rausch bekommt, braucht auch mehr Chloroform für eine Narkose.«
    Der Cowboy grinste. »Ben trinkt jeden unter den Tisch. Nach zwei Flaschen Whisky fühlt er sich erst wohl. Ich habe ihn noch nie betrunken erlebt.«
    Blair nickte, versuchte, das Gewicht des Mannes zu schätzen, und begann dann, Chloroform auf einen Kegel zu träufeln. Als dem Mann die Sinne zu schwinden begannen, wollte er sich gegen das Gas wehren, und Blair drückte mit ihrem Gewicht seine Oberkörper nieder, während Leander dessen Beine festhielt. Zum Glück hatte der Mann nicht mehr viel Kraft, so daß sein Widerstand kein nennenswerter Schaden für seine Wunde war.
    Als Lee dem Mann die Hose herunterstreifte und sie das Loch sahen, das die Kugel in seinen Bauch gerissen hatte, gab Blair ihm kaum noch eine Chance; doch Lee schien ihre Meinung nicht zu teilen, als er begann, die Bauchdecke aufzuschneiden.
    Ein Freund von Onkel Henry, der sich als Darmchirurg spezialisiert hatte, war einmal aus New York zu ihnen gekommen, und während eines Besuches wurde ihnen ein kleines Mädchen in die Praxis gebracht, daß auf die untere Hälfte einer zerbrochenen Flasche gefallen war. Blair war zugegen gewesen, als der Spezialist die Scherben aus dem Unterleib des Mädchens entfernte und drei Löcher in ihrem Darm vernähte. Diese Operation hatte Blair so sehr beeindruckt, daß sie beschloß, sich in der Darmchirurgie zu spezialisieren.
    Doch als sie jetzt eine Nadel nach der anderen für Lee einfädelte und ihm bei der Arbeit zusah, konnte sie nur noch ehrfürchtig staunen. Die Kugel war am Hüftknochen eingetreten, dann als Querschläger im Bauch herumgesaust und schließlich unterhalb des Gesäßes wieder ausgetreten. Und dabei hatte sie alle Gedärme durchlöchert, die ihr im Wege standen.
    Leander spürte mit seinen langen Fingern der Schußbahn der Kugel nach und vernähte dabei einen Darm nach dem anderen. Blair zählte vierzehn Löcher, ehe er wieder die Haut des Mannes erreichte, wo die Kugel ausgetreten war.
    »Er darf vier Tage lang nichts zu sich nehmen«, sagte Leander, als er die Bauchdecke des Mannes wieder zusammennähte. »Am fünften Tag können Sie ihm was zu trinken geben. Wenn er sich nicht strikt an das Verbot hält und heimlich etwas ißt, ist er spätestens nach zwei Stunden tot, weil das Essen ihn vergiftet.« Er blickte zu dem Cowboy hoch. »Ist das klar?«
    Niemand gab Lee eine Antwort, weil in diesem Augenblick ungefähr sechs Kugeln in der Ruine einschlugen.
    »Verdammt!« fluchte Lee, während er den Faden der letzten Nähte mit der Schere abschnitt, die Blair ihm zureichte. »Ich dachte, sie würden mir genügend Zeit lassen.«
    »Was ist denn hier los?« fragte Blair.
    »Diese Idioten«, antwortete Lee, ohne die Stimme zu senken, »führen einen Weidekrieg. In der Umgebung von Chandler sind immer ein oder zwei von diesen Fehden im Gange; doch diese dauert jetzt schon sechs Monate. Wir müssen vermutlich noch eine Weile hierbleiben, bis sie sich wieder zu einer Feuerpause entschließen.«
    »Feuerpause?«
    Lee wischte sich die Hände ab. »Sie halten dabei gewisse Regeln ein. Wenn jemand verwundet ist, stellen sie das Feuer ein, damit die Gegenseite einen Arzt holen und dorthin bringen kann, wo der Verwundete sich verschanzt hat. Unglücklicherweise scheinen sie sich aber nicht verpflichtet zu fühlen, so lange zu warten, bis der Arzt sich wieder entfernt hat. Es wäre möglich, daß wir morgen früh immer noch hier sitzen. Einmal wurde ich zwei Tage lang in so einem Versteck festgehalten. Jetzt wirst du wohl verstehen, warum ich dich auf der Winter-Ranch zurücklassen wollte.«
    Blair begann, die Instrumente zu säubern und auf die beiden Taschen zu verteilen. »Wir warten also einfach?«
    »Wir warten einfach.«
    Lee führte sie hinter eine niedrige Lehmwand, die einmal die Scheune vom Wohnbereich getrennt haben mußte. Er zog sich in den

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