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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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als er Blair mit Leander in dessen Kutsche eintreffen sah.
    Es wurde ein langer und anstrengender Tag für sie. Es schien, als wäre Lee für alle Patienten im Haus allein verantwortlich, und die drei mußten für zwölf arbeiten. Um ein Uhr nachmittags wurden vier schwerverletzte Männer eingeliefert, die man nach einem Stolleneinbruch in der Zeche Inexpressible freigeschaufelt hatte. Zwei von ihnen starben, ehe man sie untersuchen konnte, einer hatte ein gebrochenes Bein und der vierte schwebte zwischen Leben und Tod.
    »Der ist nicht zu retten«, sagte Alan. »Reine Zeitverschwendung.«
    Blair betrachtete den Mann, der mit geschlossenen Augen vor ihr lag, sah am Flattern der Lider, wie er sich an sein Leben klammerte. Sie wußte nicht zu sagen, wie schwer seine inneren Verletzungen waren; aber sie dachte, vielleicht hat er doch eine Überlebenschance. Eigentlich hätte er schon tot sein müssen, so schlimm sah er aus. Doch er schien einen unbeugsamen Lebenswillen zu haben.
    Blair blickte zu Lee hinauf, und einen Moment lang fühlte er sich an die Augen des jungen Gewerkschaftsführers erinnert.
    »Ich denke, er hat eine Chance. Sollen wir ihn nicht aufschneiden und sehen, was wir tun können? Ich glaube, er will überleben.«
    »Blair«, sagte Alan gereizt, »selbst ein Laie sieht doch, daß er nur noch ein paar Minuten zu leben hat. Alle seine inneren Organe müssen zerquetscht sein. Laß ihn bei seiner Familie sterben.«
    Blair achtete nicht auf ihn. Ihre Augen blieben auf Lee gerichtet. »Bitte«, flüsterte sie, »bitte.«
    »Wir wollen ihn in den Operationssaal bringen!« rief Lee. »Nein, er darf nicht bewegt werden! Laßt ihn auf diesem Tisch liegen, und wir werden ihn tragen!«
    Blair hatte recht; aber Alan ebenfalls. Die Milz war zerquetscht und blutete stark; aber sie konnten sie entfernen und auch noch andere Verletzungen an inneren Organen behandeln.
    Der inneren Blutungen wegen mußten sie rasch arbeiten, und ehe sie sich dessen bewußt wurden, hatten sie Alan vom Operationstisch verdrängt. Leander und Blair, die so gut zusammenarbeiteten und große chirurgische Erfahrungen besaßen, nähten die Wunden so rasch zu, wie Mrs. Krebs die Nadeln einfädeln konnte. Mrs. Krebs war Leanders tüchtigste Operationsschwester und arbeitete mit ihm zusammen, seit er nach Chandler zurückgekehrt war. Als Alan erkannte, daß er das Tempo nicht mithalten konnte, in dem Blair und Leander operierten, trat er vom Operationstisch zurück und überließ den dreien die Arbeit, den Verletzten wieder zusammenzuflicken.
    Als sie seine Bauchdecke zugenäht hatten, verließen sie den Operationssaal.
    »Von jetzt ab ist der Herrgott für den Patienten zuständig; aber ich glaube, wir haben alles getan, was in unserer Macht steht, um dem Mann zu helfen.« Er grinste Blair an. »Du warst verdammt gut. War sie das nicht, Mrs. Krebs?«
    Die kräftige, grauhaarige Schwester brummelte: »Das werden wir sehen, wenn der Patient am Leben bleibt«, und verließ den Saal.
    »Sie macht wohl nicht gern Komplimente«, sagte Blair, während sie sich das Blut von den Händen wusch.
    »Nur, wenn du sie verdienst. Ich warte immer noch auf meines. Aber ich arbeite ja erst seit zwei Jahren in diesem Krankenhaus.«
    Sie lachten beide, und Blair merkte gar nicht, daß Alan neben dem Fenster an der Wand lehnte und sie beobachtete.
    Anschließend begaben sie sich wieder in die Krankenstation und behandelten am späten Nachmittag ein Kind, das mit schweren Verbrennungen eingeliefert wurde. Blair und Leander schienen unermüdlich zu sein, während Alan hinter ihnen hertrottete und sich immer überflüssiger vorkam. Zweimal versuchte er mit Blair zu reden, daß sie endlich nach Hause sollte; doch sie wollte nichts davon hören. Sie wich nicht eine Sekunde von Lees Seite. Um zehn Uhr abends war Alan vollkommen erschöpft.
    »Kommt mal mit in mein Büro«, sagte Lee um elf Uhr abends. »Ich habe dort Bier und belegte Brote bereitstellen lassen, und ich möchte euch noch etwas zeigen.«
    Alan saß in einem Sessel und verschlang hungrig ein Sandwich, während Lee Blaupausen entrollte und sie auf einem Tisch ausbreitete. »Das sind meine Pläne für eine Frauenklinik — eine Stätte, wo Frauen sich mit all ihren Beschwerden und Krankheiten untersuchen und behandeln lassen können.« Er blickte Blair an und lächelte. »Aber nicht mit Pferdedung und Krebspflaster.«
    Sie gab sein Lächeln zurück und merkte plötzlich, daß sein Gesicht nur wenige Zentimeter

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