Herz aus Feuer
Hunter, hat nicht die geringste Chance.«
»Mir scheint, du hast den Schlüssel zu Blairs Herz gefunden, und der bestand offenbar nicht aus Blumen und Pralinen.«
Leander schmunzelte für sich, blickte sie lächelnd an und sagte: »Ich werde ihr so den Hof machen, wie es ihr am besten gefällt — mit Schußwunden, Blutvergiftungen, Entzündungen der Atemwege, Amputationen und was ich sonst noch für sie finden kann. Wenn hier der Frühjahrsauftrieb beginnt, kann ich ihr die herrlichsten Krankheiten servieren.«
Opal machte ein entsetztes Gesicht. »Das hört sich ja schrecklich an. Muß es so drastisch sein?«
»Nach meinen Erfahrungen kann es ihr gar nicht dick genug kommen. Je schlimmer es ist, um so besser gefällt es ihr. Es muß nur jemand dafür sorgen, daß sie dabei nicht den Kopf verliert.«
»Und du willst derjenige sein, der dafür sorgt?«
Leander erhob sich. »Für den Rest meines Lebens. Ich glaube, ich habe eben die Stimme meiner Liebsten gehört. Du wirst sehen — in einer Woche rennt sie mit mir zum Traualtar.«
»Lee?«
Er blieb unter der Verandatür stehen.
»Und wer bringt ihr das vom St.-Joseph-Spital bei?«
Er zwinkerte ihr zu. »Ich werde mich nach Kräften bemühen, daß sie es nie erfährt. Ich möchte, daß sie ihnen absagt. Was bilden sich diese Leute ein, zu behaupten, daß sie nicht für sie arbeiten kann?«
»Sie ist eine gute Ärztin, nicht wahr?« sagte Opal und strahlte vor Stolz.
»Nicht übel«, sagte Lee mit einem leisen Lachen und wandte sich wieder der Verandatür zu. »Nicht übel für eine Frau.«
Blair traf mit Leander im Salon zusammen. Der gestrige Tag war für sie eine schreckliche Enttäuschung gewesen. Alan hatte nicht angerufen, sie hatte nichts von Lee gehört, und wieder hatte sie die Sorge um Houston gequält, die sich an diesen schrecklichen Taggert verkaufen wollte. Und so trat sie nun mit bangem Herzen vor Leander hin. Würde er wieder Doktor Lee sein oder der Mann, der jede Gelegenheit nützte, um sie zu beleidigen?«
»Du wolltest mich sprechen?« fragte sie vorsichtig.
Leander machte ein Gesicht, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hatte. Er wirkte so schüchtern wie ein Junge. »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden — wenn du nichts dagegen hast, mich anzuhören, heißt das.«
»Natürlich habe ich nichts dagegen«, sagte sie. »Warum sollte ich nicht mit dir reden?« Sie setzte sich in einen roten Brokatsessel.
Leander hielt seinen Hut in der Hand, den er zerknüllte, als wäre er ein Taschentuch, und als Blair ihn einlud, Platz zu nehmen, schüttelte er nur den Kopf.
»Es ist nicht leicht, dir zu sagen, was ich dir zu sagen hierhergekommen bin. Es ist nicht leicht, eine Niederlage einzugestehen, zumal in einer für mich so wichtigen Sache, dich für mich als Ehefrau zu gewinnen.«
Blair wollte etwas sagen; aber er hob die Hand, als er ihre Absicht bemerkte.
»Nein, laß mich das, was ich dir sagen muß, ohne Unterbrechung zu Ende bringen. Es ist hart für mich, aber es muß gesagt werden, weil ich an nichts anderes mehr denken kann.«
Immer noch seinen Hut zwischen den Händen knetend, trat er ans Fenster. Sie hatte ihn noch nie so nervös erlebt.
»Der Sonnabend — der Tag, den wir miteinander als Berufskollegen verbracht haben — war für mich von monumentaler Bedeutung. Bis zu jenem Tag hätte ich alles, was ich besitze, darauf verwettet, daß eine Frau niemals ein guter Arzt sein könnte; doch du hast mich eines Besseren belehrt. An jenem Tag hast du mir gezeigt, daß eine Frau nicht nur ein guter Arzt sein kann, sondern sogar noch besser sein könnte als die meisten Männer.«
»Vielen Dank«, sagte Blair, und ein kleiner Wonneschauer rieselte ihr dabei über den Rücken.
Er drehte ihr nun das Gesicht zu. »Und deshalb gebe ich jetzt den Wettlauf auf.«
»Den Wettlauf?«
»Dann eben den Wettbewerb oder wie du es auch immer nennen willst. Ich habe gestern, als ich allein im Krankenhaus arbeitete, begriffen, daß mich der Tag, den wir als Kollegen verbracht haben, verändert hat. Du mußt wissen, daß ich bisher immer allein gearbeitet habe; doch als ich am Sonnabend mit dir ein Team bildete . . . Nun, es war wie die Erfüllung eines Wunschtraums. Wir paßten so gut zusammen, stimmten so perfekt überein — fast so wie ein Liebespaar.« Er hielt inne und sah sie an. »Metaphorisch gesprochen, meine ich natürlich.«
»Natürlich«, murmelte sie. »Aber ich glaube, ich habe den Sinn des Ganzen noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher