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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Mann, den du heiraten wirst? Er gehört doch auch dazu. Wir müssen ihn ebenfalls als Kollegen in die neue Klinik aufnehmen. Und er wird uns helfen, wie er uns gestern geholfen hat.«
    Seltsam — aber Blair konnte sich kaum noch daran erinnern, daß Alan gestern mit ihnen im Krankenhaus gewesen war. Sie wußte zwar noch, daß er dem Mann mit den Unterleibsquetschungen keine Überlebenschance einräumen wollte; aber war er anschließend auch mit ihnen im Operationssaal gewesen?
    »Hier sind wir schon«, sagte Lee, als sie ihm auf einen von mächtigen Felsen umfriedeten Platz folgte. Er schwang sich vom Pferd und sattelte es ab. »Ich hätte nicht gedacht, daß ich den Anblick dieser Stätte ertragen könnte nach allem, was hier passiert ist.«
    Blair trat einen Schritt zurück, während er ihrem Pferd den Sattel abnahm. »Was ist denn hier passiert?«
    Er verhielt einen Moment, den Sattel auf dem Arm. »Der schlimmste Tag meines Lebens. Ich brachte Houston hierher nach der Nacht, in der du und ich uns geliebt hatten, und mußte feststellen, daß die Frau, der ich die herrlichste Nacht meines Lebens verdankte, nicht die Frau war, mit der ich verlobt gewesen bin.«
    »Oh«, sagte Blair kleinlaut und wünschte, sie hätte ihn nicht gefragt. Sie trat zurück, während Leander eine Decke aus seiner Satteltasche nahm und sie auf dem Boden ausbreitete. Dann tränkte er die Pferde an einer Quelle in der Nähe und packte einen Picknickkorb aus.
    »Setz dich«, sagte er.
    Vielleicht hätte ich doch nicht allein mit ihm ausreiten sollen, dachte sie. Man konnte ihm leicht widerstehen, wenn er sich aufsässig benahm und Alan in den See warf; aber das letzte Mal, als er so nett zu ihr gewesen war, hatte die Sache damit geendet, daß sie sich nackt in den Armen lagen und sich liebten. Blair blickte zu Leander hoch, der über ihr stand, und die Sonne legte einen Strahlenkranz um sein Haupt. Unter keinen Umständen durfte sie zulassen, daß er sie anfaßte, dachte Blair. Und sie mußte verhindern, daß sie auf die Dinge zu sprechen kamen, die in jener Nacht geschehen waren. Wir dürfen nur über medizinische Angelegenheiten reden.
    Sie aßen von den Speisen, die Lee mitgebracht hatte, und Blair erzählte ihm von den schlimmsten Fällen ihrer medizinischen Praxis. Sie mußte sich die blutigsten Einzelheiten ins Gedächtnis zurückrufen, weil Lee seine Jacke ausgezogen und sich nur wenige Zentimeter von ihr entfernt auf dem Boden ausgestreckt hatte. Seine Augen waren geschlossen, und er gab ihr nur hin und wieder mit murmelnder Stimme zu verstehen, daß er zuhörte, so daß sie schließlich befürchten mußte, daß er jeden Moment einschlief. Sie konnte nicht umhin, ihn zu betrachten, während sie einen besonders schlimmen Fall schilderte — seine langen Beine und seine breite, kräftige Brust, deren Pectoralis fast das dünne Baumwollgewebe seines Hemdes sprengte. Sie erinnerte sich wieder daran, wie seine Brusthaare ihren nackten Busen berührt hatten.
    Und je mehr sie sich an diese Dinge erinnerte, um so schneller redete sie, bis die Worte sich miteinander verhedderten und ihr in der Kehle stecken blieben. Mit einem frustrierten Seufzen stellte sie ihr Reden ein und blickte auf die Hände in ihrem Schoß hinunter.
    Leander sagte lange nichts, und sie dachte schon, er sei vielleicht eingeschlafen.
    »Ich bin noch keiner Frau begegnet«, sagte er so leise, daß sie sich vorbeugen mußte, um ihn zu verstehen, »die so gut wie du verstehen konnte, warum ich Arzt geworden bin. Alle Frauen, die ich bisher gekannt habe, haben mich nur ausgeschimpft, wenn ich sie zu spät zu einer Party abholte, weil ich erst noch einen Verletzten zusammenflicken mußte. Und ich habe auch noch keine Frau getroffen, die sich für meinen Beruf interessiert hätte. Du bist die großzügigste und liebenswerteste Person, die mir in meinem Leben begegnet ist.«
    Blair fand diesmal in ihrer Verblüffung keine Worte. Zuweilen glaubte sie, sie habe sich nur in Alan verliebt, weil er der erste junge Mann war, der nichts gegen ihren Beruf und ihr Verhalten einzuwenden hatte. Oft hatte Blair versucht, so zu sein wie ihre Schwester: still und vornehm. Und Zurückhaltung zu üben, wenn ein Mann etwas Dummes sagte; statt ihm seine Dummheit vorzuhalten. Aber offenbar vermochte sie nicht über ihren Schatten zu springen. Und so hatte sie ihrer Kritik, ihres Lachens und ihrer Offenheit wegen nie viele Verehrer gehabt. In Pennsylvania hatten die Männer bemerkt, wie hübsch

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