Herz aus Feuer
nicht.
Ihre Mutter war im Salon, umgeben von Hunderten von Kartons. »Was ist denn das?« fragte Blair geistesabwesend.
»Hochzeitsgeschenke für dich und Houston. Möchtest du dir gern ein paar von deinen Geschenken ansehen?«
Blair warf nur einen Blick auf die hübsch verpackten Schachteln und schüttelte den Kopf. Das letzte, woran sie jetzt erinnert werden wollte, war die Hochzeit, die stattfinden oder auch nicht stattfinden konnte. Sie wollte nicht daran denken, daß Leander sie immer noch heiraten wollte.
Sie rief in Alans Hotel an und hinterließ dort eine Nachricht, daß sie morgen früh beide im Krankenhaus sein sollten. Dann ging sie nach oben und ließ sich ein heißes Bad ein.
Als sie eine Stunde später wieder nach unten kam, war Houston im Salon — ein seltenes Vorkommnis, da sie in letzter Zeit ständig mit Taggert unterwegs zu sein schien —, öffnete ein Paket nach dem anderen und erzählte Opal in tausend Worten pro Minute von ihren Hochzeitsvorbereitungen. Sie äußerte sich entzückt über die Präsente von der Ostküste - Dinge, die ihr die Vanderbilts und Astors geschickt. Bisher kannte Blair diese Namen nur aus Zeitungen; doch nun wollte Houston ein Mitglied dieser exklusiven Gesellschaft heiraten.
Lustlos setzte sie sich auf eines der Sofas.
»Hast du das Kleid schon gesehen, Blair?« fragte Houston, während sie eine große geschliffene Kristallschale auspackte, für die jemand ein Vermögen ausgegeben haben mußte.
»Was für ein Kleid?«
»Unser Hochzeitskleid natürlich«, sagte Houston nachsichtig. »Ich habe deines so machen lassen, daß es meinem vollkommen ähnlich sieht.«
Blair hatte das Gefühl, daß sie es in einem Zimmer, in dem eine solche Begeisterung herrschte, nicht mehr aushalten konnte. Vielleicht konnte Houston beim Anblick von ein paar Geschenken Wonneschauer bekommen; aber sie nicht. »Mutter, ich fühle mich nicht besonders. Ich glaube, ich werde lieber ins Bett gehen und noch ein bißchen lesen.«
»Natürlich, mein Liebes«, antwortete Opal, während sie mit beiden Armen in eine Kiste griff. »Ich werde Susan mit einem Tablett zu dir hinaufschicken. Ach, da fällt mir ein, daß ein junger Mann angerufen hat und dir ausrichten läßt, daß er morgen früh nicht ins Krankenhaus kommen wird. Ein Mr. Hunter, glaube ich.«
Damit sank Blairs Stimmung auf den absoluten Nullpunkt. Sie hatte Alan in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt.
Der Morgen kam nur allzu rasch, und Blairs Laune hatte sich kaum gebessert. Die Patienten im Hospital lenkten sie wenigstens von ihren eigenen Problemen ab — bis Leander im Krankenhaus eintraf, heißt das. Im Vergleich zu seiner Stimmung schien ihre Laune ein Sonnenstrahl zu sein. Innerhalb von zwei Stunden brachte er es fertig, sie viermal anzuschreien, daß sie noch eine Menge lernen müsse, wenn sie eine vollwertige Ärztin werden wolle. Blair hatte gute Lust, zurückzubrüllen; aber nach einem Blick auf sein Gesicht begnügte sie sich klugerweise mit einem »Jawohl, Sir«, und bemühte sich, seine Anweisungen auf das genaueste zu befolgen.
Um elf Uhr beugte sie sich über ein kleines Mädchen, dessen Arm sie eben eingerichtet hatte, als Alan hinter sie trat.
»Ich dachte, daß ich dich hier finden würde — mit ihm.«
Blair lächelte dem kleinen Mädchen zu. »Alan, ich arbeite.«
»Wir werden jetzt miteinander reden müssen — unter vier Augen oder vor dem ganzen Krankenhaus.«
»Also gut — dann komm mit.« Sie führte ihn den Korridor hinunter zu Leanders Büro. Sie kannten sich nicht sehr gut aus in diesem Krankenhaus, und es war der einzige Ort, wo sie sich ihres Wissens nach ungestört unterhalten konnten. Sie hoffte nur, daß Lee in dieser Zeit nicht in sein Zimmer zurückkam und sie dort entdeckte.
»Ich hätte mir gleich denken können, daß du mich hierherführen würdest. Sein Zimmer! Du scheinst dich hier ja sehr wohl zu fühlen. Zweifellos hältst du dich sehr oft in diesem Zimmer auf.« Betroffen mußte er zusehen, wie Blair in einen Sessel fiel, die Hände vors Gesicht schlug und zu weinen begann.
Im nächsten Moment lag er vor ihr auf den Knien. »Ich wollte dich nicht kränken.«
Blair versuchte, ihre Tränenflut einzudämmen, was ihr aber nicht gelang. »Jeder hackt auf mir herum. Ich kann es offenbar keinem recht machen. Mr. Gates schimpft schon, wenn er mich nur sieht. Houston haßt mich. Leander will kaum noch ein Wort mit mir reden, und nun kommst du und . . .«
»Was für einen
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