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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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letzte fast gelungen wäre, hatte man Blair an einem Stuhl festgebunden und diesen schließlich am Fußboden festgenagelt.
    Nun waren ihre Handgelenke wundgescheuert von den rauhen Stricken und den endlosen Versuchen, die Knoten zu sprengen, und Frankie hatte beschlossen, Blair die Rationen zu kürzen, um ihren Elan etwas zu dämpfen, mit dem sie viermal versucht hatte, an der Steilwand hinaufzuklettern, die ihren Schlupfwinkel umgab.
    Blair war sich jetzt nicht mehr sicher, ob ihr Verstand noch richtig funktionierte. Sie konnte sich fast nicht mehr daran erinnern, wann sie zuletzt geschlafen oder etwas Ordentliches gegessen hatte. Und da war immer diese schreckliche Frau in ihrer Nähe — die Gebliebte ihres Mannes. Etwas in ihr sagte, daß ihre Entführung nicht ohne Leanders Wissen inszeniert worden sein konnte; doch dann meldete sich eine andere Stimme, die das leugnete und meinte, Frankie habe auf eigene Faust gehandelt, weil sie Leander Wiedersehen wollte. Und wenn Lee sie wiedersah —    würde er dann Blairs Herausgabe verlangen oder würde er sich diesmal für die Frau entscheiden, die Reed seine einzige wahre Liebe genannt hatte? Natürlich hatte Leander sie in der Hochzeitsnacht alleingelassen, um sich mit dieser Frau zu treffen. Sie mußte eine solche Macht über ihn besitzen, daß ein Telefonanruf genügte, und er lief zu ihr. Wer weiß —    vielleicht hatte sich Leander irgendwo hinter der Blockhütte versteckt? Vielleicht hatte er das alles selbst arrangiert, damit er mit Frankie zusammen sein konnte?
    Die Tränen strömten ihr über das Gesicht, als Frankie wieder in die Blockhütte zurückkehrte, mit dem Cowboy im Schlepptau, der Blair aus Chandler entführt hatte. Sie zerrte ihn am Ohr durch die Tür wie eine Lehrerin einen unartigen Schüler. Auch sah Blair die Abdrücke zweier Hände links und rechts auf den Wangen des Jungen, wo er offenbar ein paar saftige Ohrfeigen eingefangen hatte.
    »Ist sie es?« fragte Frankie den Cowboy. »Du hast behauptet, daß du sie ganz genau kennen würdest. Ist sie es wirklich, oder lügst du mich nur an, weil du dich an ihr rächen wolltest?«
    »Sie ist es. Ich schwöre, daß sie es ist. Ihr Mann hat mich in den Dreck geschmissen, und er ist ein paar Millionen schwer.«
    Frankie ließ mit einem angewiderten Gesicht das Ohr des jungen Cowboys los, daß er gegen die Wand taumelte. »Wie dumm von mir, daß ich einen Knaben losschickte, um die Arbeit eines Mannes zu erledigen. Siehst du das?« Sie hielt dem Cowboy eine zerrissene Zeitung vor die Augen. »Es sind eineiige Zwillinge. Die eine ist mit einem reichen Mann verheiratet, und die andere mit. . .« Sie drehte sich mit funkelnden Augen zu Blair um, die den Vorgang mit großem Interesse verfolgte. »Und die andere ist die Frau meines teuren, geliebten Leander.«
    Blair war viel zu müde, zu hungrig und zu aufgewühlt, um den Sarkasmus aus der Stimme der Frau heraushören zu können.
    »Verschwinde!« fauchte die Französin, sich wieder dem jungen Cowboy zudrehend. »Laß mich nachdenken, wie wir aus dieser Lage noch das Beste machen können!«
    Vielleicht hätte sie ein bißchen schneller nachgedacht, wenn sie gewußt hätte, daß in diesem Moment ein Mann auf dem Bauch bis zum Rand der Steilwand kroch, sein Gewehr hochnahm und zielte — drei weitere Gewehre griffbereit neben sich. Und daß ein zweiter Mann am Eingang der gut getarnten Schlucht stand und auf ein Zeichen von dem anderen Mann wartete, der oben auf dem Felsen lag.

Kapitel 21
    Blair war davon überzeugt, daß sie noch nie in ihrem Leben so niedergeschlagen gewesen war wie in diesem Moment. Vielleicht war es eine Kombination von Hunger, Durst, Angst und überspannten Nerven; doch ihr schien es plötzlich so, als hätte es in ihrem Leben kaum einen Menschen gegeben, der sie wirklich gemocht hatte. Ihr Stiefvater konnte sie nicht leiden; ihr Studienfreund — der einzige Mann, der sich für sie interessierte — hatte sie am Ende sitzenlassen, und ihr Ehemann liebte nun eine andere Frau.
    Vielmehr liebte er diese schon immer. Sie glaubte nicht ernsthaft daran, daß sie ihn zurückgewinnen konnte.
    Zurückgewinnen? Sie hatte ihn ja nie besessen.
    »Ich muß mal ins Häuschen auf den Hof«, murmelte sie zu Françoise gewandt, als die Frau mit hereinbrechender Dämmerung in die Blockhütte zurückkam. Blair hatte so lange damit gewartet, wie es irgend ging, weil ihr Françoise beim letzten Mal einen ihrer Banditen als Wache mitgegeben hatte.

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