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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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»Mach dir keine Sorgen, ich komme schon klar!«
    Zu meiner Verblüffung jedoch schüttelte er den Kopf. »Das ist es nicht …« Plötzlich sah er aus wie jemand, der vor einer Grand-Jury steht. Und des Mordes angeklagt ist.
    Ich wartete und wurde langsam unruhig. Gab es schlechte Nachrichten? Von Mama vielleicht? Aber bevor ich mich danach erkundigen konnte, rückte er endlich mit der Sprache raus.
    »Jason hat mich gefragt, ob du nicht mit nach Sorrow kommen könntest.«
    »Wohin?«
    Dad verzog das Gesicht. »Ich kann nichts dafür, so heißt Jasons Haus tatsächlich. Sorrow . Er hat mir mal erzählt, dass irgendein verrückter Verwandter von ihm es im 19. Jahrhundert gebaut und aus Liebeskummer so genannt hat.«
    »Klar.« Jedem seinen kleinen Spleen!, dachte ich. »Nur noch mal zum besseren Verständnis: Du willst, dass ich mit nach Martha’s Vineyard komme?«
    Die Insel vor Cape Cod war das Eldorado der Reichen und Schönen – oder derjenigen, die wenigstens für zehn Tage im Jahr so tun wollten.
    Wieder nickte Dad.
    »Versteh mich nicht falsch«, sagte ich. »Ich wollte schon immer mal nach Vineyard. Aber irgendwie …« Ich überlegte, wie ich es ausdrücken sollte. »Irgendwie siehst du so aus, als sei ein Haken an der Sache.«
    »Ist es auch.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    Es dauerte einen Moment, bis Dad sich traute weiterzureden. Himmel, das musste ja wirklich ein gigantischer Haken sein!
    »Erinnerst du dich noch an David?« Auch er sprach den Namen französisch aus, mit langem I und weichem D hinten.
    »Klar.« David war Jason Bells einziger Sohn. Ich kannte ihn allerdings nur ganz flüchtig, von einem förmlichen Abendessen, das Dads Verlag ausgerichtet hatte, nachdem sein erstes Buch auf der New-York-Times- Bestsellerliste gelandet war. Zwei Jahre war das jetzt her und ich erinnerte mich an einen schmalen, mürrischen und ziemlich arroganten Siebzehnjährigen, dem man jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen musste. »Was ist mit ihm?«
    »Nun.« Bis zu diesem Augenblick hatte Dad in der Tür gestanden. Jetzt kam er herein, warf einen stirnrunzelnden Blick auf das Chaos auf meinen Sesseln und entschied sich dafür, sich auf die Bettkante zu hocken. Die Matratze seufzte unter seinem Gewicht. »Vor Kurzem hat David sich verlobt«, erklärte Dad mir. »Und …«
    »Verlobt?«, fiel ich ihm ins Wort. »Wie alt war er noch mal?«
    »Neunzehn.«
    Also hatte ich es richtig in Erinnerung: David war nur zwei Jahre älter als ich. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie es wäre, mit neunzehn schon verlobt zu sein. Es ging nicht. Ich rümpfte die Nase. »Neunzehn!«
    Dad nickte. »Ja. Ich fand es auch ein bisschen komisch, sich so jung zu verloben. Das Mädchen …« Er hielt inne und drehte die Augen gen Decke, wie er es immer tat, wenn er scharf nachdachte. »Charlie, so hieß sie wohl.«
    Mir entging nicht, dass er »hieß« sagte. Plötzlich fühlte sich mein Magen an, als hätte eine riesige Faust ihn gepackt und zu einem kleinen Klumpen zusammengequetscht.
    Dad sah mir an, dass ich längst begriffen hatte. Trotzdem nickte er. »Charlie ist tot. Irgendein furchtbarer Unfall.«
    Ein Unfall. Ich lehnte mich wieder zurück, weniger kräftig diesmal, sodass die Lehne es vorzog, die Klappe zu halten. Vor meinem geistigen Auge erschien das Bild eines Sportwagens, der völlig zerquetscht um einen Baum gewickelt war.
    »Armer David«, murmelte ich.
    Dad nickte erneut. »Jason macht sich ziemliche Sorgen um ihn.« Wie immer, wenn er ein Anliegen hatte, zappelte Dad nervös herum und konnte die Hände einfach nicht stillhalten.
    »Was also?«, fragte ich und schielte auf mein Heft. Ich ahnte bereits, was jetzt kommen würde. Im Grunde hatte er es ja auch schon längst ausgespuckt. »Ich soll Kindermädchen für diesen David spielen«, fasste ich es zusammen.
    Er grinste schwach. Eindeutig verlegen. »Nun ja, nicht direkt Kindermädchen …«
    »Was dann?«
    »Jason und ich … wir dachten, tja …« Hilflos kehrte er die Handflächen nach oben. Dann stieß er ein peinlich berührtes Lachen aus. »Ach was soll’s! Nennen wir das Kind ruhig beim Namen. Jason hofft, dass du David auf andere Gedanken bringen kannst.«
    Ich senkte das Kinn und funkelte meinen Vater an. »Wie lange, hast du gesagt, ist diese Charlie tot?«
    »Ich habe gar nichts gesagt. Aber sechs Wochen ist es her, dass sie …« Er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen.
    Ich griff nach einem Bleistift und drehte ihn zwischen den

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