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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Depressionen suhlen.«
    Mein Vater wurde auf seinem Stuhl ganz blass. Ich starrte ihn nur wütend an, schließlich war er schuld an dem ganzen Schlamassel hier. Ich hätte jetzt zu Hause in Boston sein, mich mit meinen Freunden treffen oder sonst was tun können. Aber stattdessen stand ich in diesem unterkühlten Speisezimmer, fühlte mich zerbrechlich wie Glas und hätte am liebsten angefangen zu heulen. Ich riss mich zusammen und verfluchte im Stillen die halben Welt.
    »Bitte«, meinte Mr Bell. »Nenn mich Jason.« Wahrscheinlich war das alles, was ich an Friedensangeboten von ihm bekommen würde.
    Ich nickte knapp. Der Ärger in meiner Brust nagte an meinen Rippen wie ein kleines Tier an den Stäben eines Käfigs.
    Da seufzte Mr Bell. »Also gut! Ich fürchte, diesen Tag sollten wir alle besser schnell vergessen. Versuchen wir morgen noch einmal, uns zu vertragen. Grace wird dir dein Zimmer zeigen.« Er langte nach einer Klingel, die zwischen zwei Fenstern an der Wand angebracht war, und drückte darauf.
    Grace, das stellte sich gleich darauf heraus, war ein Dienstmädchen, das allen Ernstes in einem schwarzen Kleid mit weißer Schürze steckte. Ihre Haut hatte einen dunklen Bronzeton und die langen, glatten Haare, die sie zu zwei schwarzen Zöpfen geflochten trug, ließen mich ahnen, dass sie indianische Vorfahren hatte. Sie war älter als ich, aber nicht allzu viel, ich schätzte sie höchstens auf Mitte zwanzig. Mit kurzen, geschäftigen Schritten betrat sie das Speisezimmer. »Ja, Mr Bell?«, fragte sie. Sie hatte eine tiefe, leicht heisere Stimme, die so klang, als würde sie zu viel rauchen.
    »Miss Wagner möchte sich zurückziehen, Grace. Bitte seien Sie so gut und zeigen Sie ihr das Gästeappartement!«
    Grace deutete einen leichten Knicks an und ich spürte schon wieder ein Kichern in meiner Kehle aufsteigen. Mein Vater warf mir einen warnenden Blick zu und ich rümpfte die Nase. Ihm die Zunge herauszustrecken, wagte ich nicht.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden, Miss?«, wandte sich Grace an mich.
    Ich nickte meinem Vater und Jason so hoheitsvoll wie möglich zu und beeilte mich, Grace hinauszufolgen. Sie führte mich den Gang entlang zurück in Richtung Halle. Als wir an der breiten Freitreppe vorbeikamen, hatte ich das Gefühl, als streiche mir jemand mit einer eiskalten Hand über das Genick. Wie angewurzelt blieb ich stehen und fasste an meinen Hinterkopf.
    Grace' Augen wurden kugelrund, als sie es bemerkte. Kurz sah es so aus, als wollte sie etwas sagen, aber sie schwieg und beschleunigte stattdessen ihre Schritte noch etwas mehr. Wir gingen durch einen weiteren Gang, vorbei an einer nur angelehnten Tür mit einem Messingdelfin, aus der es leicht nach Chlor roch. Durch eine andere Tür führte Grace mich hinaus auf eine Terrasse und von dort aus über einen gewundenen Weg aus Marmorplatten an dem weitläufigen, abschüssigen Rasen vorbei, den ich schon vom Esszimmer aus gesehen hatte. Unsere Gästezimmer befanden sich offenbar in diesem Nebengebäude, das mit Veranda, silbergrauen Holzverschalungen und Sprossenfenstern aussah wie eine moderne Westernranch. Innen, stellte ich fest, als Grace und ich es betraten, war es supermodern und teuer eingerichtet.
    Wir liefen einen mit weinrotem Teppich ausgelegten Gang entlang, dann eine Treppe hoch in den ersten Stock. Grace öffnete mir eine der Türen hier oben. Dann trat sie zur Seite und ließ mich als Erste eintreten. Als ich an ihr vorbeiging, musterte sie mich, als hätte sie plötzlich etwas an mir entdeckt, das ihr zuvor entgangen war.
    Mein Appartement bestand aus einem riesigen Raum mit breitem Bett und einer sehr modern aussehenden Wohnzimmergarnitur. Keine Spur von Kälte und frostiger Atmosphäre hier. Ich atmete erleichtert auf.
    Grace gab einen kaum hörbaren, unterdrückten Laut von sich.
    »Was ist?«, fragte ich.
    Sie wich einen Schritt zurück. Ganz offensichtlich war sie erschrocken darüber, dass ich ihr Ächzen gehört hatte. »Nichts, Miss Wagner«, murmelte sie zu ihren Füßen hin. In ihrer Dienstmädchentracht wirkte sie eigenartig winzig, fast ein bisschen unsichtbar, fand ich. Das war vermutlich Absicht.
    Ich überlegte. Zu gern hätte ich nachgehakt und Grace gefragt, was sie eben gemeint hatte. Aber ich war es nicht gewohnt, Menschen Befehle zu erteilen und Grace zu zwingen, mir zu antworten, kam mir irgendwie falsch vor. Doch noch bevor ich mich entschieden hatte, was ich tun sollte, räusperte Grace sich.
    »Es ist nur

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