Herz-Dame
wahrnehmbare Lächeln in der Stimme seines Freundes.
»Weißt du was, dann gehen wir eben einfach zusammen ein Bier trinken«, bot Justin an.
»Danke, aber dazu habe ich jetzt wirklich keine große Lust. Ich denke, ich fahre nach Hause und haue mich ins Bett, ich habe die letzte Nacht kein Auge zugemacht. Außerdem habe ich gerade überlegt, ob ich vielleicht noch kurz bei Grace vorbeifahre.«
»Vielleicht solltest du ihr einen Moment Zeit lassen, bestimmt ist sie immer noch sehr mitgenommen und braucht Ruhe«, erklärte Justin. »Und jetzt lass dich nicht so lange bitten, ich glaube, das Bier haben wir uns redlich verdient, außerdem kannst du danach garantiert gut schlafen.«
Dylan zögerte noch einen Moment, dann gab er nach.
»Also gut, wahrscheinlich hast du wie immer recht. Wo wollen wir uns treffen? Beim Italiener?«
»Wie wäre es, wenn wir in die ‚Flamingo-Bar‘ gehen? Die haben dort ein erstklassiges, frisch gezapftes Dunkelbier.«
Das Letzte, wonach Dylan der Sinn stand, war in diese Bar zu gehen; sicherlich würde er dort die ganze Zeit an Grace und den Abend, an dem sie sich kennengelernt hatten, denken müssen. Aber er hatte auch keine Lust auf lange Diskussionen mit Justin, also stimmte er zu.
»In Ordnung, in zwanzig Minuten bin ich da.«
Epilog
V on einem kleinen Tisch im hinteren Bereich der »Flamingo-Bar« erklang Gelächter; zwei junge Frauen saßen dort und amüsierten sich offenbar bestens.
Ihre Blicke fielen auf den dunkelhaarigen Mann, der gerade hereingekommen war und sich jetzt an die Theke setzte. Sie tuschelten miteinander und begannen albern zu kichern.
Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln wandte Dylan sich an den Barkeeper und bestellte ein Bier.
Müde fragte er sich, wo Justin nur blieb und fühlte sich, wie er bereits befürchtet hatte, deutlicher an jenen bewussten Abend hier erinnert, als ihm lieb war.
Genervt trank er ein paar Schlucke aus seinem Glas, als sein Blick auf die Eingangstür fiel, die sich gerade geöffnet hatte und vor Überraschung hätte er sich beinahe verschluckt.
»Grace, was machst du denn hier?«, entfuhr es ihm ungläubig, als sie sich zu ihm an die Theke setzte. »Du bist doch nicht etwa mit Sheila verabredet, um wieder irgendwelche wildfremden Männer zu verlosen?«, entfuhr es ihm dann noch, und in derselben Sekunde hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen.
Nach allem, was passiert war, war jetzt wohl nicht gerade der beste Moment, um solche Bemerkungen zu machen.
Er rechnete mit einer bissigen Antwort, doch zu seinem Erstaunen lächelte Grace ihn an.
»Nein, das brauche ich wohl nicht mehr, ich glaube, den besten Preis habe ich bereits gewonnen.«
Irritiert starrte er sie an, während er sich fragte, ob er das wirklich richtig verstanden hatte, oder ob seine überreizten Nerven ihm einen Streich spielten.
»Meinst du das wirklich so, wie es sich angehört hat?«, fragte er unsicher.
»Ja, das tue ich«, lächelte sie und legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. »Die Umstände unseres Kennenlernens hier waren vielleicht nicht ganz so glücklich, und es gab einige Missverständnisse zwischen uns, aber ich denke, wir sollten das vergessen und noch einmal von vorne anfangen.«
Überglücklich zog er sie von ihrem Barhocker und nahm sie in den Arm.
»Einverstanden, und was schlägst du vor?«, murmelte er und küsste sie liebevoll.
»Warte einen Moment.«
Grace löste sich von ihm, ging ein paar Schritte von Dylan weg und winkte den Barkeeper zu sich. Nachdem sie kurz mit ihm getuschelt hatte, kramte er hinter dem Tresen herum und drückte ihr etwas in die Hand.
Mit einem zufriedenen Lächeln kehrte sie zurück und ließ sich wieder auf den Barhocker gleiten.
»Wie wäre es mit einem Cocktail?«, fragte sie spitzbübisch, während sie eine Spielkarte verdeckt vor Dylan auf die Theke legte. »Und anschließend würde ich gerne meinen Hauptgewinn mit nach Hause nehmen.«
Schmunzelnd drehte er die Karte um – es war die Herz-Dame, und er hätte schwören können, dass sie ihm zuzwinkerte.
ENDE
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