Herz-Dame
erklärte Dylan. »Ist es okay, wenn ich später bei dir vorbeikomme?«
Andrew nickte. »Ja sicher, es gibt sowieso noch einiges zu tun, bevor die Sache endgültig abgeschlossen werden kann. Ich werde jetzt erstmal die Spurensicherung anrufen, die sollen hier alles auf den Kopf stellen. Vielleicht kann ich dir danach ja noch ein paar neue Infos liefern.«
Sie verabschiedeten sich, und kurz darauf saßen Dylan und Justin in Justins Wagen und waren unterwegs zur Klinik.
»Ich setze dich dort ab, und wenn es dir recht ist, fahre ich anschließend zum Verlag und bereite dir schon mal ein bisschen was vor, ich nehme an, du wirst morgen die Titelstory haben wollen.«
»Ja, danke«, stimmte Dylan zögernd zu, »obwohl mir eigentlich gar nicht der Sinn danach steht.«
»Ich weiß, aber du solltest dir das nicht entgehen lassen, und außerdem kannst du im Moment sowieso nicht viel tun.«
Als Dylan im Krankenhaus eintraf, erkundigte er sich am Empfang nach Graces Zimmernummer, und kurz darauf stand er auf dem Flur der sechsten Etage. Den Schildern an den Türen folgend lief er eilig den Gang entlang, und im gleichen Augenblick, als er die passende Nummer gefunden hatte, trat ein Arzt aus dem Raum.
»Entschuldigung«, sprach er den Mann an, »können Sie mir sagen, wie es Mrs. Winter geht?«
Der Arzt warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Sind Sie ein Verwandter?«
»Ja, ich bin der Ehemann«, erklärte Dylan spontan; ihm war bewusst, dass man ihm sonst vermutlich keine Auskunft geben würde.
»Nun, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, es geht ihr so weit gut. Weder Luftröhre noch Kehlkopf sind verletzt, und die Wunden am Hals werden in ein paar Tagen verheilt sein. Sie war kurz bei Bewusstsein und zeigte wie erwartet ein paar Schocksymptome; wir haben ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht, und sie schläft jetzt. Wir werden sie vierundzwanzig Stunden zur Beobachtung hier behalten, wenn keine weiteren Komplikationen auftreten, kann sie dann nach Hause gehen.«
»Vielen Dank«, sagte Dylan erleichtert, »Darf ich zu ihr?«
Der Mann nickte. »Ja, aber bitte nur kurz, und lassen Sie sie schlafen – sie braucht absolute Ruhe.«
Dylan versprach es und verabschiedete sich. Immer noch ein wenig beunruhigt betrat er das Zimmer, und als sein Blick auf Grace fiel, deren Gesicht beinahe so weiß war wie der Bezug des Deckbetts, mit dem sie zugedeckt war, krampfte sich sein Herz qualvoll zusammen.
Er schob einen der Besucherstühle ans Bett, setzte sich zu ihr, nahm vorsichtig ihre Hand und streichelte sie sanft.
»Gracie, es tut mir so leid«, flüsterte er kaum hörbar, »bitte verzeih mir.«
Kapitel 32
N achdem er das Krankenhaus verlassen hatte, fuhr Dylan zum Verlag.
Justin hatte bereits veranlasst, dass der Druck für die Morgenausgabe gestoppt wurde, damit die Titelseite neu gesetzt werden konnte, und zusammen gestalteten sie einen entsprechenden Artikel.
Anschließend machte Dylan sich auf den Heimweg und ließ sich müde in sein Bett fallen. Obwohl er von der ganzen Aufregung total ausgelaugt und erschöpft war, konnte er nicht einschlafen. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu Grace, und die Selbstvorwürfe ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.
Unruhig drehte er sich hin und her und stand schließlich in aller Frühe wieder auf. Er beschloss, in den Verlag zu fahren und sich mit Arbeit abzulenken.
Durch die jüngsten Ereignisse hatte er alle Hände voll zu tun und gegen Mittag schaffte er es endlich, sich auf den Weg zum Polizeirevier zu machen.
Im Büro seines Bekannten gab er seine Aussage zu Protokoll, danach berichtete Andrew ihm, was die Ermittlungen inzwischen ans Tageslicht gebracht hatten.
»Ambroses Vater wurde damals von einem Obdachlosen überfallen und schwer verletzt zurückgelassen. Er ist qualvoll an seinen inneren Verletzungen gestorben, der Täter wurde niemals gefasst und Ambrose hat das offenbar nicht verwinden können. Nachdem er einen schlafenden Obdachlosen mit Fußtritten attackiert hatte, entkam er einer Strafe nur unter der Auflage, sich in psychologische Behandlung zu begeben, doch offenbar hat das nicht viel geholfen«, begann der Ermittler zu erzählen.
»Nach außen hin wurde er nicht mehr auffällig, er hat seiner Wut auf diese Menschen schließlich auf eine andere Art und Weise freien Lauf gelassen. Unter dem Vorwand, ihnen Hilfe anzubieten, hat er sie in sein Haus gelockt und sie dort langsam zu Tode gequält. Die Leichen hat er in seinem Garten vergraben, bisher wurden sechs
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