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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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es schaffte, ganz einzutauchen. Trotzdem war sie froh, sich endlich den Staub und Schmutz von drei Tagen abwaschen zu können, die sie abwechselnd auf verödeten Straßen und querfeldein marschiert waren. Ihre Zähne hatten bereits fast aufgehört zu klappern, als ihre Haut unter all dem Dreck wieder zum Vorschein gekommen war. Nicht, dass dieser Anblick besonders erfreulich gewesen wäre.
    Ihr gesamter Körper war von Narben übersät, und nur die wenigsten davon stammten von Kämpfen. Die engen Felswände der Erzminen hatten ihre Arme zerschunden, die Peitschen der Aufseher ihren Rücken zerfleischt und die Klauen der Morochai ihr Gesicht verunstaltet, als sie gefangen wurde.
    Ein bitteres Lachen drängte sich ihr bei der Erinnerung auf, dass sie es zu Beginn ihrer Gesellenreise schon als unmenschlich empfunden hatte, wenn sie gewöhnliche Feldarbeit verrichten musste, um Essen und Quartier bezahlen zu können.
    „Hey, wenn du es schon so lustig hast da drinnen, könntest du mich wenigstens so herumdrehen, dass ich dir dabei zusehen kann!“ Überflüssig zu erwähnen, dass Berekh in sein altes Selbst zurückgefunden hatte, sobald sie das Dorf hinter sich gelassen hatten.
    „Ich kann dich gerne ins Wasser werfen, dort siehst du alles ganz aus der Nähe“, knurrte Daena zurück, während sie zurück ans Ufer stakste und mit klammen Fingern und angewidertem Gesicht in ihre ungewaschene Kleidung schlüpfte. Dadurch wurde zwar der Effekt ihres Bades zum guten Teil wieder zunichtegemacht, aber um stundenlang in nassen Kleidern herumzulaufen, war es definitiv zu kühl.
    Immerhin roch sie damit nun nicht mehr viel strenger als die restliche Bevölkerung, für einen kurzen Zwischenstopp in der nächsten Ortschaft würde es genügen. Ihre Vorräte gingen zur Neige, und ihre Schuhe wurden eigentlich nur noch von Flicken notdürftig zusammengehalten. Sie hatte einige gute Felle erbeutet, die sich sicherlich gut verkaufen ließen. In der Stadt hatte sie schließlich nicht die Gelegenheit gehabt, sie anzubieten.
    Der Gedanke daran dämpfte ihre Stimmung, und so schulterte sie ohne weiteren Kommentar ihre Tasche und ließ Berekh vor sich hin zetern. Es dauerte nur rund eine Stunde, bis sie wieder auf eine Straße trafen, der sie weiter in den Süden folgten.
    ***
    Es war erstaunlich, wie schnell ein Land zu neuem Leben erwachen konnte. Als sie vor einem knappen Jahr Yarun verlassen hatten, hatte die Hälfte der Dörfer und Städte in Trümmern gelegen und die dichten Nadelwälder waren von Bränden verheert gewesen. Die Zeichen der Aufstände und Eroberungszüge der Echsen waren noch immer deutlich zu sehen, aber der Alltag war zurückgekehrt.
    Doch wie in allen Siedlungen, die sie passiert hatten, war auch hier die allgegenwärtige Furcht in den Gesichtern der Leute zu lesen. Und auch hier wurde von einem baldigen Widerstand und Truppen unter den Bergen gemunkelt.
    Aber je weiter südlich sie kamen, umso mehr verkamen diese Meldungen zu Gerüchten. Man war sich einig, dass die Morochai die Kälte scheuten und es im ewigen Schnee sicherer war als irgendwo sonst – aber das Land war zu karg, um so viele versorgen zu können, und die Zlaiku waren friedliebende Wesen. Die Zweifel waren groß, dass sie einen Kampf oder auch nur die Vorbereitung dazu unterstützen würden.
    Daena wusste nicht, welche Vorstellung ihr mehr Unbehagen bereitete – diejenige, dass die Morochai ungehindert ganze Länder verwüsten und deren Bevölkerung vernichten konnten, oder dass sich eine geheime Armee unterirdisch zum Kampf rüstete und sich bald an der Zerstörung beteiligte.
    „Hey, wo marschierst du eigentlich hin? Dieser Ort fühlt sich … merkwürdig an.“
    Berekhs Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Hm, was? … Oh.“
    Sie hatte nicht darauf geachtet, wohin sie ging, sondern war bloß dem Bedürfnis gefolgt, voranzukommen. Zumindest war sie sich keiner willkürlichen Entscheidung bewusst gewesen, doch die Umgebung, in der sie sich nun wiederfand, war zu vertraut, um einem Zufall zu entspringen.
    Das flache und sanft ansteigende Tal, das durch den lichter werdenden Wald hindurch zum Vorschein kam, war von einem wettergebeugten, schmiedeeisernen Zaun begrenzt, dessen Tor nicht nur geschlossen, sondern auch noch mit schweren Ketten verhängt war. Die Grabmale, die nur wenige Meter hinter der Umzäunung begannen und die Moos und Flechten schon vor langer Zeit unleserlich gemacht hatten, waren von hier aus nicht zu erkennen. Dennoch

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