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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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entschieden hatte. Der lange Fußweg zu Mrs Simmons’ Haus würde Marianne Gelegenheit geben, sich abzureagieren.
    „Ich verstehe überhaupt nicht, wieso Sie sich so aufregen“, sagte Desmond unschuldig. „Das Lehrfach ist doch ein ehrenwerter Beruf. Man könnte meinen, ich hätte zugegeben, Sklavenhändler zu sein.“
    Sein Tonfall war unverfänglich, aber als Marianne verstohlen zu ihm aufsah und sein zerzaustes Haar betrachtete, konnte sie ihn nicht nur als harmlosen Universitätsdozenten sehen,und es beunruhigte sie, dass er sich, wenn auch offensichtlich im Scherz, als „Sklavenhändler“ bezeichnet hatte.
    „Ich fand es sehr interessant“, meinte sie plötzlich völlig zusammenhangslos.
    Desmond runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern, ob er eine Frage gestellt hatte, auf die sie jetzt antwortete. Marianne lächelte unwillkürlich über seine komisch anmutende konzentrierte Miene.
    „Ich meine, den ersten Tag meines Studiums in Reading, mehr noch als meine Entdeckung, dass Sie Dozent für klassische Sprachen sind. Ich habe auch Mr Howards Vorlesung in Lyrik und Mr Ingles Seminar über Naturwissenschaften besucht, obwohl ich glaube, er und seine Studenten hätten es lieber gesehen, ich hätte ihren Unterricht nicht durch meine beunruhigende Anwesenheit gestört. Wenn die heiligen Hallen der Universität schon durch studierende Frauen entweiht werden, darf doch das Allerheiligste, die Naturwissenschaften, nicht durch sie befleckt werden.“
    „Blödsinn“, murmelte Desmond.
    „Da bin ich ganz Ihrer Meinung“, pflichtete Marianne ihm bei.
    Wieder verfielen sie in Schweigen, während sie die schmalen Straßen entlanggingen. Das Kopfsteinpflaster war holprig und in der feuchten Nachtluft schlüpfrig, sodass Marianne schließlich den Arm, den Desmond ihr bot, nahm, um nicht auszugleiten.
    „Meine Entscheidung fiel sehr plötzlich. Ich hatte keine Zeit, Sie darüber zu informieren“, erklärte Desmond unvermittelt.
    Ihr Gespräch war auf merkwürdige Weise aus den Fugen geraten, und erst mehrere Schritte weiter hatte Marianne ihre bisherige Unterhaltung zurückverfolgt, bis sie die Frage fand, auf die er geantwortet hatte. „Sie meinen, deshalb haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie Dozent sind?“, half sie nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein, das glaube ich Ihnen nicht. Sie hätten mir schreiben können. Sie hätten nach Kingsbrook kommen und mich selbst nach Reading bringen können. Ich denke, Sie haben sich auf meine verblüffte Miene gefreut, wenn Sie sich als Dozent in meiner Vorlesung vorstellen.“
    Desmond vermochte sein verräterisches Lächeln nicht zu unterdrücken. „Ihr Gesichtsausdruck war genau das, was ich mir erhofft hatte“, gestand er.
    Inzwischen hatten sie den Weg von dem Studentengasthaus zu der ruhigen Straße, in der Mrs Simmons’ Haus lag, fast zurückgelegt. Nachdem Marianne sich bei Desmond untergehakt hatte, waren sie während des Gespräches immer langsamer geworden, aber nun hing Desmond noch weiter zurück, bis Marianne ihn schließlich weiterzog.
    Er musste sie unbedingt noch etwas fragen. „Und die anderen Studenten?“, wollte er wissen. „Den jungen Männern, die nicht in Mr Ingles Naturwissenschaftsseminar sitzen? Was halten Sie von denen? Mr Howards Studenten oder dem jungen Brewster? Alles in allem eine ganz lobenswerte Truppe, ausgenommen einige Tölpel und Schwachköpfe, mit denen man in jeder Gruppe junger Männer rechnen muss. Trotzdem keine üblen Leute, meinen Sie nicht auch?“
    „Wahrscheinlich. Heute war ich wirklich zu nervös, als dass ich ihnen besondere Beachtung geschenkt hätte.“
    „Durchaus verständlich. Aber ich glaube, in Zukunft werden Sie sehen, dass die Auswahl hier an der Universität ganz passabel ist. Wahrscheinlich dauert es nicht lange, bis Sie eine Eroberung machen“, bemerkte Desmond mit selbstzufriedenem Unterton. „Mr Brewster zum Beispiel ist ein netter Bursche“, fuhr er aufmunternd fort.
    „Mr Brewster war sehr hilfsbereit, und wenn er mich nicht heute Morgen mit zehn Minuten Verspätung in das Seminar geschleppt hätte, wäre mein Dank wahrscheinlich großzügiger ausgefallen. So war mir das Ganze ziemlich peinlich“, erklärte sie leicht ironisch.
    „Nun, ich muss zugeben, dass Ihr Auftritt ziemlich dramatisch war, aber Bernie neigt manchmal dazu, aus purer Gedankenlosigkeit einen Tumult zu verursachen. Auf jeden Fall ist er ein guter Junge, das müssen Sie ihm zugestehen“, meinte Desmond

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