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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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„Vielleicht wäre es besser, wenn ich gehe und zu einem anderen, passenderen Zeitpunkt zurückkomme“, meinte er und setzte den Hut auf.
    „Hinsetzen!“, befahl Carstairs scharf, und Bernie sank auf den Stuhl zurück.
    „Wirklich, ich möchte Sie nicht aufhalten, Sir“, versuchte es Bernie erneut.
    „Sie haben mich aufgesucht, um ein Geschäft abzuschließen, und nun lassen Sie uns zur Sache kommen“, verlangte Mr Carstairs.
    „Ehrlich, Mr Carstairs, ich fürchte, ich habe Sie zu einer unpassenden Zeit überfallen. Bitte machen Sie sich keine Umstände. Die Angelegenheit ist nicht eilig. Ich brauche nur einen kleinen, einen winzigen Vorschuss, bestimmt kein gutes Geschäft für Sie. Jetzt fällt mir ein, dass ich mich ebenso gut an einen guten Bekannten wenden und Ihnen die Mühe ersparen kann. Ich habe da einen Freund, Mr Desmond …“ Plötzlich hielt er inne. Ja, wirklich, da war ja noch Mr Desmond.
    Mr Desmond unterrichtete zwar nur Literatur an einer kleinen Universität, doch er besaß dieses herrliche Landgut, und es hieß, seine Familie sei sehr reich. Bernie konnte seinen gut betuchten Lehrer bestimmt um ein kurzzeitiges Darlehen angehen. Warum bloß hatte er nicht vorher an Desmond gedacht?
    „Desmond?“, fragte Carstairs, und Bernies Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf ihn. „Etwa der Peter Desmond, der auf Kingsbrook lebt?“
    „Sicher, genau der. Er ist mein Dozent an der Universität von Reading.“ Bernie war verblüfft, dass so ein Mann eine hochstehende Persönlichkeit wie Mr Desmond kannte.
    „Sieh mal einer an. Er hat beschlossen, ehrbar zu werden. Aber vielleicht tut er ja nur so. Ich möchte wetten, dass er auch an euch jungen Leuten ein bisschen Geld verdient, oder?“ Carstairs zwinkerte Brewster, der sich wand wie ein Wurm, den man mit einem spitzen Stock angestochen hat, verschlagen zu.
    „Also wirklich, Mr Carstairs, ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie darauf kommen. Vielleicht sprechen wir nicht über dieselbe Person.“
    „Ich rede von Mr Peter Desmond aus Kingsbrook, einem Schurken und Verbrecher, der am Rande des Gesetzes laviert, bis jetzt aber immer verfluchtes Glück gehabt hat“, erwiderte Carstairs.
    Nach einigem Zögern nickte Bernie. „Ja …“, meinte er langsam. „Mr Desmond ist der Besitzer von Kingsbrook. Aber er hat selbst einmal gesagt, so etwas wie Glück gebe es nicht, sondern nur angewandten Verstand und bessere Einsicht.“
    Carstairs gackerte widerwärtig. „‚Angewandten Verstand und bessere Einsicht‘ nennt er das jetzt? Ja, ja, ich hatte gehört, Desmond habe sich praktisch vom Spieltisch abgewandt. Aber irgendwie muss er doch zu seinem Geld kommen. Vielleicht versorgt er ja einige von euch jungen Burschen mit williger weiblicher Gesellschaft, eh?“ Carstairs verzog die Lippen zu einem Grinsen, das ebenso unangenehm war wie sein Kichern, und enthüllte etliche Lücken in seinem Kiefer.
    Bernie wollte wegsehen, doch er war auf seltsame Weise von dem widerwärtigen Alten fasziniert. „Wenn Sie wirklich meinen, was ich zu verstehen glaube“, sagte er, „bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass wir von zwei verschiedenen Personen sprechen. Mr Desmond hat mit solchen anstößigen Geschäften nichts zu tun, sondern beteiligt sich aktiv an der Bekämpfungsolcher Aktivitäten, in Zusammenarbeit mit den Behörden übrigens. Darüber redet er natürlich nicht mit uns Studenten, aber auf dem ganzen Campus ist bekannt, dass er mehrere Frauen vor einem schrecklichen Schicksal gerettet hat.“
    Nun musste Bernie selbst grinsen, ein weit sympathischerer Anblick als Mr Carstairs’ verschlagenes Lächeln. „Eine Geschichte habe ich sogar gehört, nach der ein Mädchen halb bekleidet aus dem Schlafzimmer eines hohen Adligen entführt und Seine Lordschaft später unter einer peinlichen Anklage vor Gericht gestellt wurde. Das stärkt doch wieder den Glauben an die Justiz, nicht wahr?“
    Carstairs, der unkonzentriert wirkte, ging nicht direkt darauf ein. „Desmond? Peter Desmond, sagen Sie?“, wollte er stattdessen wissen.
    Bernie nickte bestimmt.
    „Dann ist Desmond für all dies verantwortlich?“, fragte Carstairs und blickte sich in dem kalten, leeren, schmutzigen Zimmer um.
    Bernie starrte den Alten verständnislos an. Er konnte die Frage nicht beantworten, denn er hatte keine Ahnung, wovon Carstairs sprach.
    „Ich hätte es mir denken können. Er hat sein Mädchen bekommen, aber anderen will er nicht dasselbe Recht zubilligen. Desmond

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