Herz im Spiel
Mal nicht hatte verständlich machen können.
„Und bei wem haben Sie Ihren Termin?“, fragte der Angestellte.
Marianne und Rachel blickten einander verwirrt an. „Ich wusste nicht … wir dachten nicht …“, stammelte Marianne.
„Sie werden sich an Mr Biggins wenden müssen“, sagte er, wobei er auf die andere Seite der weitläufigen Halle wies.
„Zu Mr Biggins, ja natürlich.“ Eine Dame öffnete auf ihr Klopfen hin sofort. Dann stand sie auf, tat den beiden eine weitere Tür auf und gab den Blick frei auf einen großen Mann in einem kleinen Büro. Vielleicht war auch die Schreibstube nicht ungewöhnlich klein, und es war nur Mr Biggins’ Körperfülle, die diesen Eindruck erweckte.
„Diese jungen Damen haben einige Fragen, Mr Brewster betreffend“, sagte Mrs Riley.
„Mr Brewster … Mr Brewster …“, wiederholte Biggins zweifelnd.
„Brewster Hüte, die Pelzlieferung in Liverpool“, erinnerte Mrs Riley ihn.
„Brewster Hüte, ach ja. Das wäre dann alles, Mrs Riley“, sagte Biggins und entließ die Frau.
Marianne sah sie nicht gern gehen. Mrs Riley war bisher die einzige Bankangestellte, die sich an Bernie zu erinnern schien und ihre Fragen in einfachen, präzisen Worten beantworten konnte.
Seufzend erzählte Marianne Mr Biggins ihre Geschichte. Der Gentleman hörte sich ihr Ersuchen an, dachte eine ganze Weile darüber nach und rief daraufhin Mrs Riley. Sie möge doch Mr Yarnell bitten, in sein Büro zu kommen.
Einen Augenblick später trat Mr Yarnell ins Zimmer, um seinen unverwechselbaren Beitrag zu leisten. „Ja, natürlich“, sagte er zweimal – einmal, nachdem man ihn gebeten hatte, sich das Anliegen der jungen Damen anzuhören, und dann ein weiters Mal, als Mr Biggins fragte, ob er den jungen Damen Auskunft über den Stand der Dinge, Mr Brewsters Darlehen betreffend, geben könne.
„Der Kredit ist bewilligt worden“, erklärte Mr Yarnell.
„Oh, ich verstehe“, sagte Marianne leicht verwundert. Sie hatte eigentlich etwas Dramatischeres erwartet. Zwar hatten sie ihre Auskunft bekommen, stellten nun aber fest, dass sie so klug waren wie zuvor.
„Ja, dann danke ich Ihnen, Mr Biggins“, sagte Marianne und erhob sich. Rachel stand schon neben ihr. Die beiden jungen Damen sahen einander einen Moment an. Dann blitzten Miss Tamberlays Augen kurz auf.
Aufgeregt redete sie den für die Darlehen zuständigen Angestellten noch einmal an. „Können Sie uns sagen, ob Mr Brewsters Kredit sofort genehmigt wurde?“, fragte sie.
„Ja, allerdings. Mit größter Schnelligkeit. Mr Brewster hat uns berichtet, wie eilig die Angelegenheit in Liverpool sei, daher habe ich selbst die Sache vorangetrieben. Ein Brief nach Reading, eine kleine Anfrage in Liverpool, und in der nächsten Sitzung des Genehmigungsausschusses wurde der Kredit bewilligt. Ich versichere Ihnen, das Ganze hat knapp zwei Wochen gedauert“, antwortete Mr Biggins.
Rachel warf Biggins einen verächtlichen Blick zu und drehte sich dann wieder zu Marianne um. Nachdem die beiden leise einige Worte gewechselt hatten, wandte Marianne sich noch einmal an Mr Biggins.
„Miss Tamberlay berichtet mir, ihr Verlobter habe davon gesprochen, zu einem Geldverleiher zu gehen, wenn er nicht in der Lage sei, das Geld schnell genug von der Bank zu bekommen. Wir glauben, dass er das möglicherweise getan hat. Haben Sie eine Vorstellung, an wen er sich wegen eines privaten Geldgeschäfts hätte wenden können?“
Empört richtete Mr Biggins sich zu voller Größe auf. „Wohl kaum, junge Dame. Wenn Ihr Mr Brewster sich seinen Kredit auf der Straße besorgt hat, fürchte ich, werden Sie ihn auch dort suchen müssen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen?“ Beleidigt schloss er die Tür hinter ihnen.
Die beiden jungen Damen standen ratlos da. Marianne stellte fest, dass ihr jetzt wirklich nichts mehr einfiel.
„Was sollen wir nur tun?“, fragte Rachel, und Marianne hatte keine Ahnung, was sie ihr antworten sollte.
„Entschuldigung, aber ich konnte nicht umhin, alles mit anzuhören.“
Die jungen Damen fuhren zusammen und blickten sich um. Mrs Riley saß hinter ihrem Schreibtisch, und Marianne war mehr denn je überzeugt, dass diese Frau persönlich für den reibungslosen Ablauf der Londoner Nationalbank verantwortlich sein musste.
„Können Sie uns helfen?“, fragte sie eifrig.
„Mich geht das ja nichts an“, meinte Mrs Riley, „aber als Mr Brewster vor zwei Wochen dieses Büro verließ, blickte er ziemlich ähnlich drein wie
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