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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Cheney
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Sie jetzt.“
    „Wissen Sie, wo Bernie sich befindet?“, fragte Rachel zaghaft.
    „Ich fürchte nicht, meine Liebe. Ich kann Ihnen nur dasselbe mitteilen wie Ihrem Gentleman. Er sagte, er habe die Adresse eines privaten Geldverleihers, aber er kenne sich nicht gut genug in der Stadt aus, um sie zu finden. Ich deutete an, dass vor der Tür eben dieses Institutes Burschen stehen, die erfolglose Bewerber für ein kleines Entgelt zu anderen, entgegenkommenderen Kreditgebern führen. Sie könnten vielleicht draußen nachfragen, ob sich jemand an den jungen Mann erinnert.“
    Marianne dankte der Sekretärin überschwänglich. Dann machte sie sich mit Rachel auf den Rückweg, bis sie wieder auf der Straße standen.
    Genau wie Mrs Riley es beschrieben hatte, lungerten draußen auf der Treppe und dem Gehweg vor der Nationalbank von London etliche junge Männer herum. Die Mädchen hatten sie bei ihrer Ankunft kaum bemerkt.
    Zu Mariannes Erstaunen zögerte Miss Tamberlay keine Sekunde, sondern schritt direkt auf den ihr am nächsten stehenden Burschen zu und fragte: „Erinnern Sie sich, ob sie vor ungefähr zwei Wochen einen gewissen Mr Bernard Brewster zu einem privaten Geldverleiher geführt haben?“
    Für Rachels Verhältnisse war das etwas schockierend Neues, ebenso wie der offensichtliche Genuss, mit dem sie die Frage stellte. Wäre nicht der Umstand gewesen, dass sie nach ihrem teuren Bernie suchten, hätte dies alles ein herrliches Abenteuer werden können.
    Miss Tamberlay war außerordentlich intelligent und hatte das, was sie für ihre Verantwortung hielt, immer sehr ernst genommen. Sie musste so nüchtern, so fleißig, zurückhaltend, ruhig, konzentriert, unauffällig und humorlos sein wie nur möglich. Doch seit Bernie in Rachels Leben getreten war, hatte sie entdeckt, dass sie einen wunderbaren Sinn für Humor hatte und, was nicht überraschte, sehr schlagfertig war. Und nun, auf der Suche nach ihrem Liebsten, entdeckte sie alle möglichen aufregenden Eigenschaften an sich. Sie war tapfer, beherzt und fand Geschmack am Abenteuer, alles Dinge, die Bernie entzücken würden. Falls sie ihn jemals wiederfand.
    „Wir bringen Sie hin, wo Sie hinwollen“, meinte der Bursche. „Aber ich kann Ihnen nicht sagen, wer wohin gegangen ist. Ne Menge Leute wollen von hier aus auf die andere Seite der Stadt.“
    „Mr Brewster hatte … hat“, verbesserte Rachel sich resolut, „rotes Haar. Er ist ungefähr so groß wie Sie, allerdings ein wenig kräftiger, würde ich sagen.“
    „Um einiges kräftiger“, mischte Marianne sich ein. „Und er hat Sommersprossen. Viele Sommersprossen.“
    „Sommersprossen? Und kräftig, sagen Sie? Heda! Hat einer von euch vor zwei Wochen jemand zu den Geldhaien gebracht?“, brüllte der Bursche den Straßenjungen zu, die auf der Treppe zur Bank herumsaßen. Einige standen auf und kamen näher. „Die Damen sagen, der Mann war dick und hatte rote Haare.“
    Daraufhin wandte der Großteil der versammelten Zuhörer ihm, abweisend murmelnd, den Rücken zu, aber ein Junge trat heran.
    „Der Kerl, den Sie suchen, ist der so von der stabilen Sorte, mit einem Gesicht, als hätte einer Paprika drübergestreut?“, fragte der Bursche. Er war drahtig und mager, hatte aber einen scharfen Blick und machte einen aufgeweckten Eindruck. Die zwei jungen Frauen hatten das bestimmte Gefühl, dass diesem Jungen wenig von dem, was in seiner Welt geschah, entging.
    „Ja“, antwortete Rachel eifrig nickend. „Das ist der Gentleman, den wir suchen.“
    „Ja nun“, begann der Junge bedächtig, neigte den Kopf zur Seite und nahm die Hand aus der Hosentasche. „Möglich, dass ich Ihnen helfen kann, vielleicht aber auch nicht.“
    „Aber du hast doch gesagt …“, begann Rachel zu protestieren, aber Marianne fasste sie am Arm, um sie zum Schweigen zu bringen.
    „In dieser Tasche habe ich eine Einpfundnote“, sagte sie und legte die Hand auf das kleine Beutelchen, das an ihrem Rockbund hing. „Die sollst du haben, wenn du uns verrätst, wohin du Mr Brewster gebracht hast.“

    „Einen ganzen Riesen!“, flüsterte der Bursche, den Rachel zuerst angesprochen hatte, angesichts der Belohnung, die Marianne versprach, staunend. „Miss, der olle Tom hätte Sie schon für’n Schilling über den Ärmelkanal gerudert.“ Er lachte abfällig, aber mit einem gewissen verbitterten Unterton, weil er diese beiden Gänschen nicht würde rupfen können.
    Der Glückliche, der die fürstliche Belohnung einstecken

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